Eichstätt
Naturnahe Idylle - ordentliche Ruheoase

Sonntag präsentieren sich zwei ganz unterschiedliche Privatgärten beim "Tag der offenen Gartentür"

21.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:31 Uhr
Kletterspaß auf dem riesigen Spielhaus: Elena, Laura und Mia. −Foto: Fotos: Straßer

Eichstätt/Egweil (EK) Heuer findet am Sonntag, 24. Juni, bereits zum 20. Mal der "Tag der offenen Gartentür" statt. Im Landkreis Eichstätt öffnen dabei zwei Familien aus Egweil die Pforten zu ihren Gärten.

Seit Jahren schon organisiert der Kreisverband für Gartenbau und Landespflege e.V. diesen Aktionstag in nur einem Ort: So können die Besucher zu Fuß zwischen den geöffneten Gärten hin und her pendeln. Seit er im Jahre 1999 aus der Taufe gehoben wurde, ist der "Tag der offenen Gartentür" ein großer Erfolg. "Private Gartenschätze blühen und gedeihen im Verborgenen und sind anderen Gartenliebhabern in der Regel nicht zugänglich", erklärt Peter Hecker, Kreisfachberater für Gartenkultur und Landespflege am Landratsamt Eichstätt. Am Aktionstag am Sonntag, 24. Juni, in Egweil bestehe die Möglichkeit, Einblick in zwei ganz spezielle "grüne Paradiese" zu bekommen und eventuell Tipps für den eigenen Garten zu sammeln.

NATURNAH GESTALTET

Wer viel Platz hat, dem stehen alle Möglichkeiten der Gartengestaltung offen - für eine äußerst idyllische Variante haben sich Martina und Christian Lindner entschieden. Ihr großes Gartengrundstück im Attenfelder Weg 15 in Egweil hat Raum für viele Gärten in einem. Da gibt es - unter anderem - den Gemüsegarten im barocken Stil, den Elfengarten der Töchter, die stille, von rankendem Wein überdachte Terrasse, das riesige Spielhaus, die Feuerstelle, alte Obstsorten, Totholz für Igel und Insekten oder die schattige Sitzgelegenheit unter dem mächtigen Maronenbaum. "Bei uns war halt kein Landschaftsgärtner, der Garten ist mit uns gewachsen", erklären die Lindners.

Wenn man dem Ehepaar so zuhört, scheint es wirklich fast, als wäre der Garten von selbst gewachsen: "Pflanzen suchen sich selbst ihren Platz, wenn es ihnen da nicht gefällt, wo wir sie hingesetzt haben", schmunzelt Martina. Trotzdem steckt natürlich jahrelange und andauernde Arbeit hinter dem idyllischen Garten. Viel Wert legen die Lindners auf naturnahes Garteln. Die Pflanzen werden homöopathisch behandelt, "wenn sie krank sind - genauso wie bei Menschen hilft bei Verletzungen zum Beispiel Arnika", erklärt Martina Lindner.

Bei der achtköpfigen Familie wäre zwar eine Selbstversorgung aus dem eigenen Garten nicht machbar, aber zu ernten gibt es das Jahr über vieles: "Los geht es im Mai mit den Maibeeren, dann kommen die Felsenbirnen, dann die Kirschen, dann die Beeren. Im Herbst herrscht dann purer Überfluss mit Äpfeln und Mirabellen, dann kommen noch die Weintrauben dazu", erzählt Christian Lindner, und seine Frau ergänzt: "Die tragen toll - vergangenes Jahr haben wir 80 Flaschen Traubensaft gemacht." Die Weintrauben sind tatsächlich omnipräsent, sie ranken am Haus, über der Terrasse - und sogar im Kirschbaum. "An dem Baum kann man also zweimal ernten", schmunzelt Christian.

Dazu kommen im Sommer Salat und Gemüse - und das, was einfach auf der Wiese wächst: "Unsere Kinder naschen ja alles, was sie in die Finger bekommen, vom Gänseblümchen bis zum Giersch", sagt Martina. Deshalb habe sie sich erst heuer getraut, mit Fingerhut auch mal etwas Giftiges anzupflanzen - Elena, die jüngste Tochter, ist jetzt 5 Jahre alt und versteht, was sie ausnahmsweise nicht essen darf im "Naschgarten" der Familie.

Auch am Sonntag spielen die Kinder eine große Rolle: Laura (18) will Besucherkindern Hennatattoos malen, alle sechs Lindnerkinder werden fleißig backen, um Kaffee und Kuchen anzubieten. Martina und Christian werden die Gäste durch den Garten führen und gerne Fragen beantworten.

PLANVOLL ANGELEGT

Wenige hundert Meter Fußweg vom Lindnergarten entfernt wartet bei Melanie und Vitus Lehenmeier im Unterstaller Weg 4 ein ganz anderer Garten am Sonntag auf Besucher. Allein durch die Größe unterscheidet sich die zweite Anlaufstelle von der ersten: Lehenmeiers nennen ein großes Haus mit kleinem Hausgarten ihr Eigen. Da hieß es, planvoll vorzugehen bei der Umgestaltung nach dem Einzug - gut, dass die Prioritäten von vorneherein klar waren: "Mein Mann wollte schon immer Bienen halten, also war klar, dass wir viele Blumen, viel Blühendes möchten. Außerdem Spielfläche für die Kinder und Platz für Haustiere", erinnert sich Melanie Lehenmeier. "Ein bissl Privatsphäre und Ruhe war uns außerdem wichtig", ergänzt Vitus Lehenmeier.

Und so ist der Garten, der hauptsächlich zur kleinen Straße hin ausgerichtet ist, von hohen Hecken umgeben - bei der Anlage der Blühhecke haben sie sich beraten lassen, da sie wichtig für die Bienen ist, die hinter dem Haus ihr geschütztes Quartier haben. "Die Forsythien blühen als Erstes, und als Letztes im Jahr der Schneeball", erklärt Melanie Lehenmeier. Sie hat zudem geschafft, woran mancher Hobbygärtner scheitert: Die Staudenrabatte am Garteneingang ist perfekt gestaltet mit unterschiedlichen Höhen, Farben und Blattformen.

Besonderheiten sind außerdem die Abfallstation, die ein bunter Steingarten krönt, und einige exotisch anmutende Sträucher, die Lehenmeiers wegen ihrer speziellen Wuchsform bestellt haben. Wein rankt auch hier über der Holzterrasse und am Bienenhaus. Unter dem alten Walnussbaum haben die drei Kinder der Familie ihr Reich und neben dem zweistöckigen Spielhaus wohnen drei Kaninchen. "Ob das jetzt so etwas Besonderes ist, weiß ich nicht", betont Vitus Lehenmeier - trotzdem habe man Peter Heckers Einladung zum Mitmachen gerne angenommen und freue sich auf die Besucher am Sonntag.

Den Besuchern möchte Peter Hecker vorab noch etwas ausrichten: "Die Besucher sollten bedenken, dass sie jeweils in einem privaten Garten zu Besuch sind, nicht in einem öffentlichen! Die Gärten sind keine für größere Besuchsgruppen konzipierten Schauanlagen. Den Gartenbesitzern sollte man für die Gastfreundschaft danken, indem man sich besonders rücksichtsvoll verhält. Alle Gärten werden übrigens auf eigene Gefahr betreten", gibt der Kreisfachberater allen mit auf den Weg.

Geöffnet sind die Gärten der Familien Lindner und Lehenmeier in Egweil am 24. Juni von 10 bis 17 Uhr; die Wege dorthin sind entsprechend ausgeschildert. Unter Telefon (08421) 70-301 erteilt Peter Hecker auch gerne weitere Infos. Außerdem hat der Bezirksverband Oberbayern für Gartenbau und Landespflege e.V. München in Zusammenarbeit mit den Fachberatern für Gartenkultur und Landespflege an den Landratsämtern wieder einen Prospekt zum bayernweiten "Tag der offenen Gartentür" herausgegeben. Er steht im Internet zum Download bereit: https://tag-der-offenen-gartentuer-oberbayern.de.
 

Katrin Straßer