Eichstätt
Nachsinnen über Jona und den Wal

Rund 300 Gläubige nahmen auf dem Brombachsee-Trimaran an der Schiffswallfahrt des Bistums teil

15.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:40 Uhr
  −Foto: Leykamm

Eichstätt/Ramsberg (EK) Genau so, wie sich die Geschichte des biblischen Jona in zwei Teile gliedern lässt, ist die jährliche Schiffswallfahrt des Bistums Eichstätt über den Großen Brombachsee ebenso in zwei Abschnitte unterteilt. Einmal die Andacht auf dem Trimaran, während dieser seine Runden über das Gewässer zieht. Und einmal die Prozession hinauf zur Bergkapelle St.Jakobus.

Die Erlebnisse des Propheten durften sich diesmal so in den zwei Bereichen widerspiegeln. Auch die Erzählung über den alttestamentarischen Gottesmann beginnt auf einem Meer, wenn freilich nicht dem "fränkischen". Er soll dem Sündenpfuhl Ninive predigen, weigert sich aber und flieht stattdessen auf ein Schiff, das in die andere Richtung segelt. Ein Sturm droht es zu versenken, erst als Jona über Bord geht, wird die See wieder still. Diese Analogie blieb den Brombachsee-Wallfahrern glücklicherweise erspart. Ganz im Gegenteil: Blauer Himmel, ein laues Lüftchen und Temperaturen über 20 Grad sorgten für einen herrlichen goldenen Oktobertag. Einige Passagiere nutzten so die Gelegenheit, es sich im Freien auf dem Oberdeck gemütlich zu machen.

Wie es mit Jona weiterging, wusste der Eichstätter Künstler Georg Fieger auf buchstäblich bildhafte Weise zu verdeutlichen. Der Prophet landete bekanntlich im Bauch eines Wales. Ein Schicksal, was die Wallfahrer ebenso nicht teilen mussten. Doch Gott nimmt sich seines Boten an und rettet ihn.

Dem Sinken in den Tod folgt der Luftsprung nach oben. Wunderbar in einem großformatigen Bild Fiegers in Szene gesetzt, das Jona zeigt - einmal kopfüber hinuntersinkend und einmal nach oben hüpfend, je nachdem wie man das Werk dreht.

Nach der Rettung macht sich der Prophet auf nach Ninive - und seine Bußpredigt zeigt Wirkung. Gott verschont die Stadt, wohingegen sein Bote lieber gesehen hätten, dass die angedrohten Strafen auch eintreffen. Als der Schöpfer ihm eine Pflanze als Schattenspender erst wachsen und tags drauf wieder verdorren lässt, spürt er aber im Ansatz jenes Reuegefühl, das auch den Herrn des Himmels Gnade walten ließ.

Über solches sinnierten die Pilgerinnen und Pilger auf ihrem Weg zur Jakobuskapelle nach. Auch dort spendeten Bäume wohltuenden Schatten - und sie blieben standhaft. Ein gemeinsames "Großer Gott, wir loben Dich" beschloss dann die Wallfahrt, die rund 300 Gläubigen einmal eine ganz hautnahe Perspektive auf eine alte Geschichte werfen hat lassen.

Jürgen Leykamm