Eichstätt
"Musizieren ist ein ewiger Prozess"

Christoph Teuschel und Uli Schiekofer verbringen die Corona-Zeit mit technischen Fortbildungen

15.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:21 Uhr
Vor der Corona-Krise am liebsten zu dritt beim Üben: Uli Schiekofer, Christoph Teuschel und Tom Diewock (von links) spielen in einer Jazzband. −Foto: Teuschel

Eichstätt - Die Corona-Pandemie hat enorme Auswirkungen auf die Kulturszene.

Auch Künstler in Eichstätt können ihrer gewohnten Arbeit nicht nachgehen und müssen sich Alternativprogramme für ihre geplanten Ausstellungen, Aufführungen und Konzerte überlegen. In einer kleinen Serie stellen wir einige lokale Kunstschaffende vor, deren Beispiel sicherlich exemplarisch für die meisten Künstler gelten kann. Diesmal die Musiker und Dozenten Uli Schiekofer und Christoph Teuschel.

Das gemeinsame Musizieren ist für die beiden Eichstätter Musiker Uli Schiekofer und Christoph Teuschel wie ein Ritual. Ein Moment des Zusammenseins, wo man an sich wächst, sich miteinander entwickelt. In ihrer Jazzband mit dem Ingolstädter Tom Diewock zelebrieren sie normalerweise dieses Ritual, tragen die gemeinsame Energie in Improvisationen an ihren Instrumenten. Doch die Corona-Krise verbietet diese Praxis.

Auftritte sind abgesagt, das gemeinsame Musizieren untersagt. Doch statt sich durch die Corona-Pandemie gehemmt zu fühlen, haben die beiden Musiker Alternativen gefunden, mit denen sie sich trotz der Einschränkungen weiterbilden können. "Musizieren hört nie auf, es ist ein ewiger Prozess, man kann nicht perfekt werden, man entwickelt sich nur weiter", sagt Teuschel. Wenn er nicht an der Gitarre sitzt, komponiert er und umgekehrt, am liebsten würde er beides gleichzeitig machen. Technik und Leidenschaft, beides muss ernst genommen werden. Aktuell ist die Leidenschaft, die normalerweise in den Bandproben aufflammt, gehemmt, doch dafür habe man viel Zeit, um beispielsweise an der Fingerfertigkeit zu feilen. Darauf könne man auch einige Stunden und sogar Tage verwenden.

"Gerade wenn man verschiedene Musikstile verbindet, so wie wir das auch in unserer Bandmusik machen, braucht man enorm viel Zeit", bestätigt Schiekofer. Das möchte er auch seinen Schülern beibringen, die er am Gabrieli-Gymnasium in Zither, Saxofon, Klarinette und anderen Instrumenten unterrichtet. Sogar jetzt laufen die Stunden weiter, allerdings nur online: Eine Übung wird geschickt, der Schüler bleibt zu Hause und zeichnet seine Lernfortschritte digital auf, Instrumentalunterricht auf Distanz.

So ähnlich funktioniert der Unterricht ebenfalls bei Teuschel und seinen Schülern, nur dass er auf Skype zugreifen darf und damit seine Schüler live beim Unterricht beobachten kann. Dies habe auch etwas Positives, "man lernt einige Personen von einer ganz neuen Seite kennen", sagt der Musiker lachend.

Dass ihn und Schiekofer die Krise nicht allzu hart trifft, liege mitunter daran, dass die Musiker finanziell nicht von den Auftritten ihrer Jazzband abhängig sind. "Gerade Partybands und Alleinunterhalter sind wesentlich härter getroffen als wir. Unsere Bandmusik ist nicht unser Broterwerb", sagen Teuschel und Schiekofer, deren Tätigkeit als Dozenten schließlich weitestgehend unproblematisch auf Onlinekurse umgestellt werden konnte. "Wir schätzen uns glücklich, dass der Instrumentalunterricht nach wie vor möglich ist, wenn auch anders als gewohnt", meint Teuschel.

Auch jenseits des Unterrichtens haben die Musiker viel am Computer gearbeitet. Schiekofer nahm beispielsweise an einer CD-Produktion teil, die Musiker in ganz Deutschland vereint. Von zuhause spielte er dabei mit einer Aufnahmesoftware seinen Beitrag ein. "Das war gerade am Anfang sehr zeitaufwendig, sich damit vertraut zu machen. Außerdem ist es gerade mit dem Kontrabass kein Leichtes, gleichzeitig zu spielen und den Computer zu bedienen. "

Auch Teuschel hat sich einem außergewöhnlichen Projekt gewidmet: Aktuell arbeitet er an einem Zusammenspiel von einem Streichquartett mit Metal-Musik. "Ein gemeinsames Klangbild zu erzeugen ist in diesem Fall sehr anspruchsvoll. " Dies liege auch daran, dass Musiker der Klassik und des Metal oft eine gänzlich andere Herangehensweise ans Musizieren hätten. "Es ist spannend, wenn sich diese zwei Welten treffen. "

Dass auch reale Treffen bald wieder möglich sind, ist die große Hoffnung der beiden Musiker. "Jetzt hatten wir alle eine Pause, um uns neu zu orientieren und können mit neuer Energie in die Bandarbeit starten", sind sich Teuschel und Schiekofer einig.

EK

Anna Hecker