Mörnsheim
Schonungslos unterhaltsam

Ausverkauftes Starkbierfest zur 1100-Jahrfeier in Mörnsheim mit Gopperer4 und Mühschossbuam

12.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:42 Uhr
Die Mühschossbuam kreierten eigens für die Hofmühl-Brauerei am Bockbierfest in Mörnsheim einen Dekolleté-Schutz (oben). Und auch die Gopperer4 sorgten ordentlich für Stimmung (unten). −Foto: Mayer

Mörnsheim (EK) Zweimal ausverkauftes Haus und ein restlos zufriedenes Publikum: Das Starkbierfest, das der Mörnsheimer Festausschuss zur 1100-Jahrfeier der Marktgemeinde ausrichtete, hielt, was es im Vorfeld versprochen hatte. Unterhaltung und gute Laune waren garantiert.

Dafür sorgte auch ein Novum: Zum ersten Mal traten mit den Lokalmatadoren, den Mühschossbuam, sowie der Gopperer4-Formation zwei Kabarettgruppen auf, die wohl schon in jeder Ortschaft des Landkreises aufgetreten sind und einen großen Bekanntheitsgrad haben. Und warum das so ist, das stellten sie im Haus des Gastes eindrucksvoll unter Beweis. Auf der einen Seite die Mühschossbuam, die mit viel Lokalkolorit eine schonungslose Bestandsaufnahme rund um Mörnsheim vornahmen, während die Gopperer4 die tolle Stimmung aufnahmen und mit ihren bekannten Klassikern die Stimmung noch weiter nach oben trieben.

Zurück zu den Mühschossbuam: Sie bauten ihr Programm auf einer Fastenpredigt von Michael "Mike" Hajek auf. Dieser schaute sich um in Stadt und Land. Da wurde dem örtlichen Bürgermeister, der jeden Fördertopf anzapft, in unnachahmlichem Mörnsheimer Dialekt ordentlich eingeschenkt, "ob mas braucha kinna oder net is vorerst amoi wurscht". In der Stadt sehe es aber viel schlimmer aus: "Da hat die Armut ein Gesicht. Da san ja mir Bonzn." Für Hofmühl-Chef Stephan Emslander hatte er die Lösung für sein großes Werbeproblem parat: einen sogenannten Dekolleté-Schutz, der auch noch die üppigsten Oberweiten verdecken kann.

"In der Stadt hat die Armut ein Gesicht. Da san ja mir Bonzn."

Michael Hajek

 

 

 

Dann ging der Blick zurück in die Geschichte Mörnsheims, aber nicht verklärt. "Und wemma ganz ehrlich san, hat si im Prinzip in dene 1100 Jahr ned recht vü gändert. Mir ham in dera Zeit ned recht vü dazua glernt. Es stenna heit andere Mittl zur Verfügung, aber'd Leit san oiwei no die gleichn Rindviecha wia frühers." Wen meinte er jetzt damit? Da wurden jedem schnell die Augen geöffnet. "Abstamma dua ma uns im Prinzip vo alle möglichen Volksstämme." Da frage er sich, warum jetzt die Flüchtlingsfrage so in den Fokus rücke. "Unsere Vorfahrn warn auf die Jahrhunderte gseng nix anders wia Flüchtling, Zuagroaste oder Kriegsherrn."

"In Mearnsa, da geht's heit rund, daist der Mittl-Punkt."

Gopperer4

 

Was das Dorf, generell und im Besonderen Mörnsheim heute brauche, seien Zuzüge, doch bitte keine "Infrastrukturbürger", solche, die "nirgendwo dabei sind, auf koaner Veranstaltung, in koam Gschäft einkaffa, in koaner Wirtschaft, nirgendwo sigst as", aber am Ende mit guten Ratschlägen kommen: "Daou miassat ma, da kandat ma, daou ghearat si."

Auch der Felssicherung nahm er sich an, die im Altmühltal von den "Zwölf Aposteln" bis hinunter zur Arnsberger Leiten vorgenommen wird. "Es grenzt an ein Wunder, dass ma no leb'n, denn es is ja im Laufe von 1100 Johr scho amoi oaner runter kumma." Da tue es Not, dass in Zukunft auch auf dem Altmühltal-Panoramaweg Helmpflicht für naturverbundene, erholungssuchende Wanderer oder Radfahrer eingeführt werde, wenn diese bei Windstärke 12 unterwegs sind. Und immer wieder hatten die Mühschossbuam mit Ben Meier, Hermann Nar, Noldi Berger und Hubert Platzer den richtigen Song parat. Die Mühlheimer und Altendorfer ("is scho gstanna, wia Meansa no a Wiesn") bekamen sogar ihre eigene Heimat-Hymne.

Doch bei aller Unterschiedlichkeit der Ortsteile, die alle ihr Fett weg bekamen, gab es am Ende ein versöhnliches Finale mit dem Lied vom Schnappkarrnfahrer, in dem ein gemeinsames Band geknüpft wurde und in dem sich alle regional verwurzelten Menschen wiederfanden. Darin ging es um die beschwerliche und gefährliche Arbeit in den Steinbrüchen, in denen im letzten Jahrhundert viele Menschen ihr Brot hart verdienten. Drei Stunden und mehr waren die Arbeiter zu Fuß unterwegs, um überhaupt in die Arbeit zu gelangen, wo ihnen dann ein mühseliger Zehn-Stunden-Arbeitstag bevorstand. Eine nostalgische und sentimentale Stimmung durchzog den Saal und manch altem Mörnsheimer schoss angesichts des sehr emotionalen Lied-Vortrags eine Träne ins Auge.

 

"Ein Bildchen, das wirklich lohnt. . ."

Mühschossbuam über Reinhard Eichiner

 

Dem wohl berühmtesten Bezirksrat im Landkreis widmeten die Mühschossbuam ein eigenes lyrisches Werk: Bezirksrat Reinhard Eichiner, der sich - so in der Gedichtfassung - am liebsten klonen würde, da er sonst nicht überall sein könnte. Um jedoch immer bei seinem Wahlvolk zu sein, "fiel ihm zum Glück was Besseres ein, ein Bildchen von mir ganz allein". Die Mühschossbuam verteilten dazu massig Porträtfotos: "Ein Bildchen, das wirklich lohnt, des seids ja von der Zeitung g'wohnt."

Die Gopperer4 heizten dann die Stimmung mit ihren bekannten Klassikern weiter ordentlich an. Die vier lustigen Brüder aus dem Gopperer-Land glänzten mit Liedern vom "Dialekt", den "Bohnen in den Ohren", von der "Maschin, die scho geputzt ist", vom "Hias mit die drei Füaß", animierten zum Mitsingen beim wasserfeindlichen "Na, na koa Wasser net, na des sauf i net", um anschließend klarzustellen: "In Mearnsa, da geht's heit rund, da ist der Mittl-Punkt."

Als Botschafter ihres Gopperlandes, das sich vom Lohrmannshof bis "Sola" (Langensallach) erstreckt, besangen Konrad Wagner, Norbert Pfahler, Bernhard Gruber und Frontmann Sepp Breitenhuber ihren "allerschönsten Dialekt", musikalisch sanft und dezent begleitet. Sozusagen als musikalische Klammer spielten während des gesamten Abends die "Stoazwigger" aus Schernfeld auf.