Mörnsheim
Architektonische Kostbarkeiten

Johannes Steinhauser und Michael Hajek führten in Mörnsheim zu und durch jahrhundertealte Jurahäuser

20.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:40 Uhr

Foto: DK

Mörnsheim (EK) Zur 1100-Jahr-Feier von Mörnsheim war am Wochenende eigentlich eine Wanderung vorgesehen: Vom Berg hinunter ins Gailachtal, zur Besichtigung einiger Jurahäuser. Der Wintereinbruch am Sonntag verhinderte die Wanderung - aber nicht die Führung durch die Häuser.

Der Mörnsheimer Architekt Johannes Steinhauser und sein Mitstreiter in Sachen Erhalt der uralten Jurahäuser Michael Hajek beschränkten die rund zweistündige Führung mit einer 15-köpfigen Gruppe auf einige besonders interessante Jurahäuser im Ort. Auch der Bürgermeister der gut 1500 Einwohner zählenden Gemeinde, Richard Mittl, war dabei.

Als "Jurahaus" bezeichnet man eine Hausform, wie sie im Altmühltal, eben auch in Mörnsheim, vorkommt. Seit vergangener Woche gehört gerade der Erhalt dieser Häuser und die Bemühungen des Jurahausvereins um sie zum Immateriellen Kulturerbe Bayerns (wir berichteten). Als Baumaterial wurde ausschließlich der überall vorhandene Jurakalk aus den örtlichen Steinbrüchen verwendet: zum Mauerbau, als Mörtel für den Innen- und Außenputz, als Anstrich und für die Bodenplatten. Für die Dielenböden, den Dachstuhl und das Fachwerk wurde Fichten- und Kiefernholz genommen. Herausragendes Merkmal sind die Legschieferdächer aus Kalkplatten. Auf relativ flach geneigten Dächern liegen in mehreren Schichten dünne Schieferplatten, was die Dachkonstruktion sehr schwer macht. Ein Quadratmeter Dach wiegt demnach zwischen 180 und 200 Kilogramm, weshalb der Dachstuhl und die tragenden Wände besonders massiv gebaut werden mussten. In Mörnsheim selbst stehen noch an die 60 Jurahäuser.

Freilich sind einige der jahrhundertealten Häuser stark renovierungsbedürftig; so auch das Haus von Markus Bittl am Kastenplatz 10. Er erklärte, wie das Haus ursprünglich aussah, was nach dem Krieg verändert wurde und wie er den verbliebenen Teil denkmalgerecht wieder herstellen will. Spätestens ab kommendem Jahr soll es fertig sein und dann als Ferienhaus vermietet werden. Durch einen Glasrahmen kann man im Innern noch die alte Wandstruktur aus Bruchstein sehen. Die Führung startete an der alten Marktmauer mit Osttor und ging dann zu Häusern in der Franz-Stößl-Straße und der Rosenau. Nach der Besichtigung des Umbaus von Markus Bittl gab Bürgermeister Mittl im Museum im Kastenhof, der als Rathaus genutzt wird, einige Informationen zur 1100-jährigen Geschichte des Ortes.

Die Führung ging weiter zum vorbildlich restaurierten ehemaligen Pfarrstadl, der jetzt als Haus des Gastes genutzt wird. Dann besichtigte man Häuser im Quartier West, also der Marktstraße, dem Kirchenweg und Im Winkel. Die beiden Architekten Johannes Steinhauser und Michael Hajek werben seit vielen Jahren für den Erhalt der Jurahäuser. Um auch selbst was zu tun, haben sie im Kirchenweg Häuser gekauft, darunter das wohl älteste Haus Mörnsheims überhaupt, am Kirchenweg 1, dessen vorderer Teil nachweislich 1416 errichtet wurde.

Im Haus daneben gibt es noch eine sogenannte "Rauchkuchl", das heißt, dass der Rauch der Feuerstelle in einem offenen, sogenannten "deutschen" Kamin nach oben abzog. In ihn konnte man praktischerweise Fleisch zum Räuchern hinein- hängen. Im Haus Kirchenweg 3 führt eine schmale Treppe nach oben, dessen Geländer aus der Zeit der Spätgotik, also etwa dem 15. Jahrhundert, stammt. Am Kirchenweg steht ein Ensemble mehrerer Jurahäuser, die alle baldmöglichst renoviert werden sollten beziehungsweise sehr renovierungsbedürftig sind. Denkmalpflege sei ein Gewinn für alle Bürger - und nicht zuletzt für den Fremdenverkehr, hieß es bei der Führung.