Eichstätt
Mitglied eines transnationalen Teams

Menschenhandel bekämpfen: Simon Kolbe wird für EU-Projekt Interviews mit Opfern führen

21.02.2019 | Stand 02.12.2020, 14:35 Uhr
Simon Kolbe (links im Bild) beim Auftakttreffen der Partner des Projektes "Intersektioneller Ansatz zum Integrationsprozess in Europa für Betroffene des Menschenhandels" in Berlin. −Foto: upd

Eichstätt (upd) Wie kann man Opfern von Menschenhandel helfen?

Simon Kolbe, wissenschaftlicher Mitarbeiter im Forschungsverbund Inklusion der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU), befasst sich mit dieser Frage im Rahmen eines EU-Projekts, das die Integration nigerianischer und chinesischer Betroffener des Menschenhandels verbessern will. Am Montag und Dienstag fiel im Deutschen Bundestag der Startschuss für das mit 415000 Euro dotierte Projekt.

Kolbe befasst sich als Mitarbeiter im Verbundprojekt Inklusion wissenschaftlich sowie als Flüchtlings- und Integrationsberater der Caritas Eichstätt praktisch unter anderem mit der Frage, wie von Zwangsprostitution betroffenen Frauen geholfen werden kann (wir berichteten).

Beruflich sowohl in der Wissenschaft als auch in der Praxis verwurzelt, ist es Kolbe wichtig, im Projekt "INTAP" beide Aspekte zu verbinden: "Mein Ziel ist es, zu forschen, um Erkenntnisse nicht nur für Wissenschaftler, sondern auch für Anwender zu erhalten. " Um optimal helfen zu können, bräuchten Berater wissenschaftlich fundierte Daten und Erkenntnisse über die Funktionsweise des Systems Menschenhandel und die Bedürfnisse der Betroffenen. Soziale Arbeit und Sozialpädagogik sieht Kolbe dabei in einer Schlüsselrolle: "Sie bilden die Schnittstelle zwischen Praxis und Forschung. "

Der Sozialpädagoge ist nun Teil eines transnationalen, fünfköpfigen Teams von Forschern und wird im Rahmen des INTAP-Projekts qualitative Interviews mit Opfern von Menschenhandel führen.

Eine besondere Schwierigkeit stellt dabei der Zugang zu den verängstigten und massiv unter Druck stehenden Frauen dar. Durch seine Arbeit als Asylberater und ein Kooperationsprojekt zur Traumaforschung mit dem Lehrstuhl für Klinische Psychologie der KU konnte Kolbe jedoch bereits einige Frauen akquirieren.

Insgesamt plant das Forschungsteam 40 Betroffene sowie 20 Experten zu befragen. Beim Auftakttreffen in dieser Woche wurde bereits an den Leitfäden gearbeitet, ab April sollen die ersten Einzelinterviews stattfinden. Geplant sind in den kommenden zwei Jahren zudem weitere Meetings, Publikationen und Konferenzen, um die Ergebnisse einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen.