Neuburg
Mit Schorsch Scheberl und Seiner Majestät

Wolfgang Krebs überzeugt im Neuburger Schlosshof mit dem Programm "Geh zu, bleib da" und seinen unterschiedlichen Rollen

14.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:08 Uhr
Meister der vielen Rollen: Wolfgang Krebs brillierte in Neuburg mit den unterschiedlichsten Charakteren. −Foto: Meyer

Neuburg - Was haben Horst Seehofer, Hubert Aiwanger und Markus Söder gemeinsam?

Sie waren am Donnerstag gemeinsam im Schlosshof in Neuburg zu Besuch. Zwar nicht persönlich, aber verkörpert von Wolfgang Krebs. Bekannt aus dem Radio und der BR-Sendung "Quer" schlüpfte der Kabarettist in seinem neuen Programm "Geh zu, bleib da" wie gewohnt in verschiedene Politikerrollen und unterhielt damit knapp zwei Stunden lang das Neuburger Publikum prächtig.

Mit großartigen Wortspielen und originalgetreuer Mimik und Gestik konnte er das Publikum auf seiner Seite wissen. Es blieben zwar ein paar Plätze leer, ein "Hotspot der guten Laune", wie Krebs den Auftritt bezeichnete, war der Schlosshof allemal. Mit dabei hatte der 54-Jährige die Kunstfigur Schorsch Scheberl aus dem Fantasie-Dorf Untergamskobenzeißgrubengernhaferlverdimmering. Gespickt voll mit Vereinsnadeln, "ich bin in jedem Verein der Vorsitzende", schimpfte dieser über die Bewohner aus dem Neubaugebiet mit den "greislichen Häusern". "Die Ehrenämter machen immer dieselben und nie die vom Neubaugebiet. " Die Erzählung über die "explosive Mischung" von Sauerkraut, Schweinsohrsemmeln und Bockbier, die sich während einer Rede im Bierzelt in seinem Bauch bemerkbar machte, gab er bis ins kleinste Detail zum Besten.

Insgesamt war der Auftritt aber politisch pointiert. In einem ausgedehnten Sketch als Hubert Aiwanger, "die untere sprechende Zahnreihe", erläuterte Krebs die Regierungsarbeit der Freien Wähler mit der CSU. "Wir sind die Streuobstwiese auf der schwarzen Plantage", war dazu eine humorvolle Aussage. Zu einem Rundumschlag holte "Aiwanger" gegen den SPD-Gesundheitsexperten Karl Lauterbach aus. In jeder Talkshow warne Lauterbach vor den Folgen der Corona-Krise. "Dabei wollte er vor einem Jahr noch jede zweite Klinik zusperren", meinte Krebs.

Getreu dem Motto "Wenn du denkst, es geht ned blöder, da kommt von irgendwo her der Markus Söder" ließ der Humorist den Ministerpräsidenten aufleben. In der Paraderolle gab er der Zuschauerschaft eine spannende Statistik preis. "39 Prozent der Bürger und 60,8 Prozent der Unionswähler halten mich für den besten Kanzlerkandidaten, also 99,8 Prozent", schwärmte der Kreb'sche Landesvater. Als "Aerosole der Macht" bezeichnete er sich selbst und ließ kein gutes Haar an der Redegewandtheit der CDU-Vorsitzenden Annegret "Krampf-Karrenbauer". Dagegen höre sich das Durchblättern eines Telefonbuchs an wie "I have a Dream", lästerte er. Als König Ludwig II. kostümiert kam Krebs auf die Bühne und schwärmte von Neuburg. "Wenn ich früher durch Neuburg gekommen wäre, würde jetzt der ,Grüne Hügel' hier und nicht in Bayreuth stehen", was ihm kräftigen Applaus einbrachte.

"Seine Majestät" monierte die horrende Kostenexplosion für die Renovierung der Grotte am Schloss Linderhof. Krebs schlüpfte auch vorzüglich in die Rolle der Bundeskanzlerin. Die Hände in der typischen Rautenhaltung berichtete "Merkel" über ihre Reise durch Unterfranken, die Oberpfalz und ins Allgäu, wo sie an der Sprachbarriere kläglich scheiterte. In Unterfranken läge ihr "Russisch näher" und Schwaben habe irgendwas mit Vietnam zu tun, da dort oft "ha noi" verwendet werde. So habe sie im Allgäu Dampfnudeln "Bolognese" bestellt, weil es so viele Nudelvariationen gebe. Natürlich durfte der "Wortverdreher" Edmund Stoiber nicht fehlen, der jetzt auf dem "Stoffwerthof" in "Hausratswolfen" hilft und mit dem Laser die Temperatur der Besucher misst: "Dabei hab ich auch aus Versehen schon Augen gelasert. " Der Dichterfürst Diogenes, der den Dia-Projektor erfand und die Aufnahme von Markus Söder bei Stoiber zu Hause, der "ganz allein mit einem Bastkörbchen die Pegnitz angeschwemmt" kam: Alles hatte seinen Platz. Eine Hängelampe bei einem schwedischen Möbelhaus trage den Namen Söder: Das ärgere den amtierenden Ministerpräsidenten sehr, denn er halte sich für eine Stehlampe, sinnierte Stoiber. Einfach großartige Comedy. Krebs bedankte sich bei den Zuschauern, dass sie trotz Corona bei der Vorstellung waren und damit "unter Einsatz ihres Lebens" die Kulturschaffenden unterstützen. Als Zugabe gab es noch eine Kostprobe aus der Radiosendung "Lachmatt".

EK

Stefan Meyer