Eichstätt
Milcherzeuger wünschen sich mehr Zeit

Tendenz zum Laufstall - Neuwahlen und Ehrungen bei Generalversammlung der Genossenschaft

28.03.2019 | Stand 23.09.2023, 6:25 Uhr
Geehrt wurden von Anton Kandler vom Genossenschaftsverband für ihr langjähriges Wirken Siegfried Böhm (links) mit einer Urkunde und Anton Regler (Mitte) mit der silbernen Ehrennadel. Siegfried Böhm überreichte zudem Anton Regler ein Geschenk der Genossen. −Foto: Funk

Eichstätt/Pfahldorf (EK) Hohe Leistungsfähigkeit zeichnet auch weiter die Milchlieferge nossenschaft Eichstätt aus: Obwohl weniger Lieferanten im Pool sind, sei sowohl die Milchmenge als auch die Qualität gestiegen, hieß es auf der Generalversammlung.

Eine Besonderheit leisteten sich die Genossen: Zu der Versammlung waren weder offizielle Stellen wie der Bayerische Bauernverband (BBV) oder das Landwirtschaftsamt noch die abnehmende Molkerei Zott eingeladen. Im Verhältnis zu Zott habe es beim neuen Milchkaufvertrag "etwas geknirscht", begann der Vorsitzende Anton Regler seinen Bericht. Ab einer bestimmten Temperatur beim Einsaugen der Milch in den Tankwagen (hier 5,9 Grad maximal) werde die Ware nicht angenommen. Zudem sei ein Passus über die Anhängung der Milchtiere negativ aufgenommen worden. Im Prinzip hätten die Vorbehalte, Milch von angehängten Tieren zu vermarkten, einen Aufschrei überall in Bayern hervorgerufen. "Alle wollen kleine Betriebe, aber denen wird keine Zeit eingeräumt, auf Laufstall oder eine sogenannte Kombihaltung, eine Haltung also, in der auch zeitweise die Kühe in freie Laufhaltung gehen können, umzustellen", so hieß es bei den Erzeugern. Diese strikte Vorgabe, gepaart sogar mit einer eigenen Abholung dieser Milch und den Kosten, die dadurch den Erzeugern aufgebürdet werden, würde einen massiven Bruch bei den kleinen Milchviehhaltern hervorrufen.

Regler informierte, dass im Bereich des Amtes für Landwirtschaft in Ingolstadt derzeit noch 61 Prozent der Betriebe noch keine Laufstallhaltung betreiben. Es seien jedoch bereits über 64 Prozent der Tiere in neuen Ställen untergebracht. Die Tendenz sei steigend, es gebe derzeit auch eine Förderung zum Umbau. In der Gesamtheit haben 78 Betriebe Laufstallhaltung, 48 Anbindehaltung. Ein "Zuckerl" gebe es im Vertrag mit Zott: Sollte ein Betrieb in einem Zeitraum von 36 Monaten die Bedingungen erfüllen, würden die vorher erhobenen Kosten zurückgezahlt.

Der Milchpreis, der an die Bauern ausbezahlt wird, besteht aus mehreren Komponenten und mündete schließlich in 2018 in 36,03 Cent je Kilogramm. Dies bedeutet für die Genossenschaft, deren interne Zahlen von Robert Hüttinger präsentiert wurden, ein Gesamtmilchgeld von nahezu 10 Millionen Euro. Derzeit sind noch 88 Lieferanten gelistet. Mit 271.121.000 Kilogramm Milch wurden eine Million Liter mehr als im Vorjahr angeliefert. Nun lieferte der Durchschnittsbetrieb bereits im Jahr über 300.000 Liter Milch an. Interessant dazu ist eine Vergleichszahl, die Anton Regler nannte: Bei seinem Eintritt in die Genossenschaft lieferten 378 Milchbauern dieselbe Milchmenge wie jetzt diese knapp 90 Bauern.

Nachgedacht wurde über die Organisation Bayern-MEG über eine Absicherung der Milchgeldzahlungen, die monatlich kommen oder Milchgeldminderungen in Krisenzeiten ausgleichen, denkbar wäre hier eine Verkürzung der Zahlungseingänge auf jeweils 14 Tage anstatt einen Monat. Auslöser dieser Überlegungen war die Pleite eines Abnehmers im vergangen Jahr aus Berlin, betroffen hauptsächlich war die Mitte Deutschlands bis herunter nach Bayern, wo Millionenbeträge verloren gingen und viele Erzeuger oft nicht mehr wussten, wo sie am nächsten Tag abliefern sollten. Lobend erwähnte Regler zum Abschluss seines Berichtes noch den "Tag des offenen Hofes", der sehr erfolgreich auch im Betrieb des Mitgliedes Willi Brems stattfand.

Anschließend standen Neuwahlen zum Vorstand und zum Aufsichtsrat auf der Tagesordnung. Für den ausscheidenden Vorsitzenden Anton Regler wird Josef Streller aus Rapperszell aus dem Aufsichtsrat in den Vorstand aufrücken. Franz Krieglmeier aus Ilbling und Klaus Pröll aus Landershofen wurden in ihren Aufsichtsratsposten bestätigt. Dadurch wurde das Gesamtgremium in der Spitze um eine Position vermindert.

Ehrungen

Pfahldorf (fun) Der Regionaldirektor des Genossenschaftsverbands, Anton Kandler, nahm im Rahmen der Generalversammlung zwei besondere Ehrungen vor. Die silberne Ehrennadel des Verbands erhielt der scheidende Vorsitzende Anton Regler, der in absehbarer Zeit die Milchproduktion einstellen will. Anton Regler ist seit 1985 Mitglied in der Milchliefergenossenschaft Eichstätt. Im Aufsichtsrat ist er seit Mai 1994. Er wurde im April 2005 stellvertretender Vorsitzender und war seit 2012 Vorstandsvorsitzender. Aufsichtsratsvorsitzender Siegfried Böhm bekam für seine langjährige Mitarbeit von Anton Kandler eine Urkunde überreicht. Siegfried Böhm ist seit 1998 im Verband und im Aufsichtsrat seit 2004 engagiert. Aufsichtsratsvorsitzender ist Böhm seit 2009 und damit bereits seit zehn Jahren.

Wendelin Funk