Eichstätt
"Man muss immer weiter fordern"

ProQuote-Vorsitzende Maren Weber zu Gast beim Journalistischen Kolloquium in Eichstätt

18.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:41 Uhr
Lena-Luisa Maier
Die Hälfte aller journalistischen Führungspositionen sollte mit Frauen besetzt sein, fordert Maren Weber. Die Vorsitzende des Vereins ProQuote war zu Gast beim journalistischen Kolloquium. −Foto: Lena-Luisa Maier

Eichstätt (EK) Anlässlich des journalistischen Kolloquiums hat Maren Weber, Politikredakteurin bei RTL und n-tv und Vorstandsvorsitzende des Vereins ProQuote Medien, zum Thema "Rollenbilder, Gender Pay Gap und Karrierecoaching" referiert.

ProQuote ist ein Verein, der 2012 von ein paar jungen Journalistinnen gegründet wurde, die genauer wissen wollten, wie sich die Macht in den Chefetagen der deutschen Medienhäuser verteilt. Das Ergebnis: Zwei Prozent aller Chefredakteurssessel der Tages- und Wochenzeitungen in Deutschland waren von Frauen besetzt. Daraufhin schrieben sie einen Brief an alle Chefredakteure, Intendanten und Verleger: "Wir fordern, dass mindestens 30 Prozent der Führungspositionen in den Redaktionen bis spätestens 2017 besetzt werden - und zwar auf allen Hierarchiestufen. "

Einige der Zeitungen haben sich der Forderung angenommen und die 30-Prozent-Marke geknackt, andere nicht. Besonders unausgeglichen sieht es demnach in den Regionalzeitungen aus. Dort finden sich gerade mal fünf Prozent Frauen unter den Chefredakteuren. Da diese aber anders als die großen Zeitungen nicht so unter Beobachtung stehen, sei es schwierig hier Druck auszuüben, sagte Weber.

Trotzdem sei das wichtig, denn "Vielfalt in der Berichterstattung braucht Vielfalt in den Redaktionen", betonte Weber. Wenn nur Männer an den "Schaltknüppeln" sitzen, dann schränkt das die Themenvielfalt ein. Aber nicht nur die Themenauswahl, sondern auch wie über Frauen berichtet wird, zum Beispiel in der Politik, hängt davon ab, ob Männer an der Redaktionsspitze sitzen.

In den Onlineredaktionen sieht es mit der Frauenquote etwas besser aus. Allerdings ist der Grund dafür laut Weber, dass in den Onlineredaktionen schlechter bezahlt wird. Während die Männer später oft zu der besser bezahlten Printausgabe wechseln, würden die Frauen in den Onlineredaktionen "kleben" bleiben. Dabei sind die meisten Volontäre, beispielsweise beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk, weiblich. Wenn es aber um die Führungspositionen geht, dann "weiß man nicht mehr wirklich, wo sie geblieben sind", sagte Weber. Dabei kennt sie viele Redaktionsleiter, die sagen, dass die Konferenzen viel effektiver geworden sind, seit Frauen mit dabei sind. Und gemischte Führungsteams liefern bessere Ergebnisse, das belegen auch Studien.

Ein weiteres Problem sei immer noch die "Gender Pay Gap". Und die sei in den Medien besonders hoch. Im Schnitt verdienen Frauen 24 Prozent weniger als Männer. Weber hat ein paar Tipps, was junge Frauen dagegen tun können: Wichtig sei es vor allem, sich nicht einschüchtern zu lassen. Helfen dabei könne ein Coaching vor der ersten Gehaltsverhandlung. "Frauen sind zu bescheiden, man muss aus der Nummer rauskommen, dass man das liebe nette Mädchen ist. " Damit meint Weber, dass Frauen oft ein niedrigeres Gehalt fordern würden als Männer, weil sie nicht gierig erscheinen wollen.

Weber erklärte, dass die Quote noch immer ein Thema sei, das vielen Angst bereitet. "Denn dabei geht es um Macht und keiner gibt gerne Macht ab. " Deshalb müsse man nicht gegen die Männer arbeiten, sondern sie davon überzeugen, dass es für alle besser sei, wenn auch Frauen in den höheren Positionen sitzen.

Mittlerweile hat der Verein seine Forderungen nach Frauen in journalistischen Führungspositionen auf 50 Prozent erhöht. Weber ist sich bewusst, dass 50 Prozent, zum Beispiel bei den Regionalzeitungen, überhaupt nicht realistisch seien. Doch es sei wichtig, große Schritte zu fordern. Denn an diesem Thema müsse man dranbleiben und immer Druck machen, sonst sei da sofort wieder ein "Rollback".

Lena-Luisa Maier