Eichstätt
Lustgärtner des Fürstbischofs

Anthony Danner bekam im Jahr 1802 ein überschwängliches Arbeitszeugnis

08.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:23 Uhr
Pfünz mit dem fürstbischöflichen Schloss und dem Lustgarten. Die Kirche ist dem heiligen Nikolaus geweiht. Das Bild entstand um 1900. −Foto: Archiv Ettle

Eichstätt - Ein geradezu pompöses und überschwängliches Arbeitszeugnis, das er sich vom Glaser einrahmen ließ und gewiss in die gute Stube hängte, bekam der "ehrengeachtete und kunsterfahrene Antony Danner" am 30. Juli 1802. Er hatte im fürstbischöflichen Lustgarten in Pfünz bei Gärtnermeister Heinrich Kleeberger ein halbes Jahr gedient - und der war mit seiner Arbeit sehr zufrieden.

Der Meister schrieb das Zeugnis im Namen seines Dienstherrn: "Des Hochwürdigsten des Heil. Röm. Reichs Fürsten und Herrn, Herrn Joseph Bischof zu Eichstädt, aus dem gräflichen Hause von Stubenberg u. unsers Gnädigsten Landes Fürsten und Herrn, Herrn meines Gnädigsten Fürsten und Herrn, Herrn Derzeit bestellter Hof- und Lustgärtner. " Bei der Urkunde handelt es sich um ein Dokument, das gegen Ende der Herrschaft des Eichstätter Landesregenten verfasst wurde. Bischof Joseph ging im Zug der Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts seiner weltlichen Herrschaft verlustig. Das war am 27. November 1802. Er blieb aber Bischof, zuletzt Administrator des Bistums Eichstätt bis zu seinem Tod am 29. Januar 1824. Geboren wurde Joseph Graf von Stubenberg 1740 in Graz, er studierte in Rom, wo er 1764 die Priesterweihe empfing und ins Eichstätter Domkapitel aufgenommen wurde. Im November 1791 wurde ihm die Bischofweihe zuteil. Die Übernahme der Regierungsgewalt des Reichsfürsten wurde groß gefeiert. Die Regentschaft Stubenbergs fiel in eine schwere Zeit mit Kriegen und dem Umsturz. 1818 wurde er von König Joseph I. Maximilian auch noch zum Erzbischof von Bamberg berufen, leitete diese Diözese aber von Eichstätt aus.

Das jetzt nach Eichstätt zurückgekehrte Zeugnis in der Größe von 30 mal 50 Zentimeter zeigt das fürstbischöfliche Wappen. Es ist mit einem Stoffband samt grünen Rosetten geziert und rot gesiegelt. Das kostbare geschichtsträchtige Relikt aus feudaler Zeit wurde dem Historischen Verein vor einigen Wochen von einer Frau aus Schwabach überlassen, wie Konservator Albert J. Günther mitteilte. Wie die Frau erklärte, sei das Dokument beim Ausräumen der Wohnung ihres verstorbenen Onkels gefunden worden. Dieser habe in den Jahren 1945 und 1946 in Eichstätt gelebt. Die Handschrift der Urkunde in brauner Tinte ist überwiegend noch gut zu lesen. Das Zeugnis ist ein schönes zeitgenössisches Schriftstück fürstbischöflicher Gartenkultur.

Der "Vorzeiger" dieses Dokuments, wie es heißt, war der Lustgärtner Antony Danner "aus under-lands Baiern in Chloster Aspach gebürtig" und er habe die ihm anbefohlenen Gartenarbeiten fleißig und bestens versehen und sich ehrlich getan. Kloster Asbach ist eine ehemalige Benediktinerabtei in einem Ortsteil des Marktes Rotthalmünster im Landkreis Passau, Niederbayern. Gärtnermeister Kleeberger: "Ich hab ob seines sonderbaren emsigen Dienstes und Wohlverhaltens ein sattsames Vergnügen gehabt, ? dass ich ihn noch länger in meinen Diensten hätte gedulden mögen. " Allein derselbe habe sein Forttun anderwärts gefunden. Der Meister empfahl den Gesellen "und seine löbliche Gärtnerey-Kunst" weiter. Er versicherte noch, dass dies eine "wahre Urkunde ist, die er zum Abschied eigenhändig unterschrieben und mit einer Pötschaft versehen hat. " - Pötschaft ist das Siegel.

Der Lustgarten von Pfünz befand sich beim fürstbischöflichen Sommerschloss, das 1710 gebaut wurde. Baumeister war Jakob Engel. Lustgärten sind parkähnliche Anlagen mit Pavillons oder sogar Menagerien. Dazu gehören beispielsweise der Eichstätter Hofgarten oder der Englische Garten in München.

Bei der Säkularisation war das Schloss Pfünz Fürstbischof Joseph zur lebenslangen Nutzung überlassen worden. Danach kam der Besitz in Privathand, unter anderem des Mitglieds der Reichs-Limes-Kommission, Römerforscher und Konservator der archäologischen Sammlung des Historischen Vereins, Friedrich Winkelmann. 1955 kaufte das Bischöfliche Ordinariat den Besitz zurück und nutzt ihn als Diözesan-Jugendhaus.

EK