Eichstätt
Lichtstarker Protest

Landratsamt und Rathaus sollen an diesem Montag bei der "Night of Light" rot beleuchtet werden

21.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:26 Uhr
Flammender Appell: So in etwa könnte es an diesem Montag von 22 Uhr bis 23 Uhr aussehen, wenn bei der Protestaktion der Veranstalterbranche in Eichstätt das Landratsamt rot angestrahlt wird. Manuel Frey hat die Szene schon einmal simuliert. −Foto: Sound-Concept

Eichstätt - Mit der spektakulären Aktion "Night of Light" will die Veranstaltungsindustrie an diesem Montag bundesweit auf ihre Corona-bedingte prekäre Lage hinweisen. Es soll ein "flammender Appell" an die Politik werden. Das Konzept sieht vor, in der Nacht von Montag auf Dienstag prominente Gebäude rot anzustrahlen. In Eichstätt beteiligen sich die beiden Firmen "Diesel Ton und Lichttechnik" aus Titting und Sound-Concept aus Pollenfeld daran. Sie wollen in der Zeit von 22 Uhr bis 23 Uhr den Marktplatz (Diesel) und das Landratsamt (Sound-Concept) in rotes Licht tauchen.

 

"Die Politik hat uns vergessen", sagt Stefan Kirschner, Chef von "Diesel Ton und Lichttechnik". Am 6. März, erinnert er sich, sei die letzte Veranstaltung gewesen. Zu diesem Zeitpunkt waren die Auftragsbücher noch voll. Die Firma stellt ihre Ausrüstung bei vielen Eichstätter Veranstaltungen bereit, etwa beim Altstadt- und dem Hofgartenfest sowie beim Volksmusiktag oder dem Volksfest. Doch auch darüber hinaus ist das Unternehmen zwischen München und Nürnberg unterwegs.

Covid-19 hat die Auftragsbücher leer gefegt. Kirschner musste die Festangestellten in Kurzarbeit schicken, die Mini-Jobber wurden auf Eis gelegt. "Am Anfang haben wir noch Lautsprecher geputzt", erzählt er. Es wurden Arbeiten erledigt, die bisher liegen geblieben waren. Aber das half nur kurz.

Manuel Frey von Sound-Concept berichtet Ähnliches. "Wir haben 60 Prozent unserer Aufträge auf einen Schlag verloren. Das war ein Schock." Frey hat den Geschäftsbereich ausgeweitet und unter anderem Livestreams mit Technik versorgt. Dadurch ist er trotz der Umsatzausfälle bislang ohne Nothilfe durch die Krise gekommen. Besonders zuversichtlich klingt er aber nicht. "Wir waren die Ersten, die gestoppt worden sind und werden wohl die Letzten sein, die wieder anfangen."

An diesem Punkt setzt auch die Kritik von Kirschner an. Reisebusse dürfen voll besetzt wieder fahren, Flugzeuge bringen Urlauber nach Mallorca. "Und was ist mit Kulturveranstaltungen?", fragt er. Das Verbot von Großveranstaltungen könnte noch bis in den Herbst aufrecht erhalten werden und die derzeitige Regelung mit 100 Gästen innen und 200 außen ist für die meisten Veranstalter nicht wirtschaftlich. Kirschner hätte gehofft, dass es im August wieder aufwärts geht. Aber das hat sich - so wie es momentan aussieht - zerschlagen. "Wer die bessere Lobby hat, der wird von der Politik mehr gehört", moniert er. "Bei allem Verständnis, dass Sicherheit und Gesundheit wichtig sind", fügt Kirschner hinzu. Der nächste größere Auftrag seiner Firma ist im Oktober an der Messe München. Er hofft, dass zumindest das klappt.

Sowohl Sound-Concept als auch Diesel könnten mit ihren Anlagen durchaus einen lauten Protest - einen sehr lauten sogar - organisieren. Aber bei der "Night of Light" soll es eher ein stiller Protest werden. Laut den Veranstaltern Initiative soll die Farbe Rot deutlich machen, dass sich die Veranstaltungswirtschaft auf der Roten Liste der aussterbenden Branchen befindet, dass Alarmstufe Rot herrscht, weil viele Arbeitsplätze gefährdet sind und es soll ein "flammender Appell an die Öffentlichkeit" werden.

Der Protest jedenfalls dürfte nicht zu übersehen sein. Frey wird dazu das Landratsamt vom Residenzplatz her mit 40 LED-Scheinwerfern beleuchten. Hinzu kommen verschiedene bewegliche sogenannte Gobos, die ein Muster auf die Fassade werfen und sie so optisch in Bewegung bringen werden. "Wie sich hoffentlich auch in unserer Branche bald wieder etwas bewegen wird", so Frey.

Kirschner konzentriert sich auf den Eichstätter Marktplatz. Von der Stadt hat er grünes Licht erhalten, um das Rathaus und den Willibaldsbrunnen in rotes Licht zu tauchen. Wenn die Anwohner rund um den Marktplatz einverstanden sind, will er auch deren Häuser von 22 Uhr bis 23 Uhr anstrahlen. Im Gepäck hat er zehn große LED-Fluter, dazu 28 kleinere wasserfeste Scheinwerfer. Sollte es trocken sein, können noch weitere Strahler zum Einsatz kommen. Das Licht wird also am Montagabend sicher nicht ausgehen. Sowohl Frey als auch Kirschner sind zuversichtlich, dass das auch für die Veranstaltungsbranche nach der Corona-Pandemie gilt.

EK

 

Markus Meßner