Eichstätt
Aus für Ledvance?

Aufsichtsrat entscheidet am Montag über die Zukunft des Standorts Eichstätt - Kundgebung geplant

05.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:02 Uhr
Einmal mehr gibt es schlechte Nachrichten für das Eichstätter Ledvance-Werk: Am kommenden Montag trifft sich der Aufsichtsrat des Unternehmens, um über die Zukunft des Standorts zu beraten. Am selben Tag um 10 Uhr ist eine Kundgebung der IG Metall vor den Werkstoren geplant. −Foto: Knopp

Eichstätt - Mitte 2018 hatten noch die Sektkorken geknallt, jetzt herrscht endgültig Katerstimmung: Dem Eichstätter Werk des Lampenproduzenten Ledvance mit seinen rund 400 Beschäftigten droht das Aus.

 

Am kommenden Montag soll der Aufsichtsrat über die Zukunft des Standorts entscheiden. Gegenüber unserer Zeitung bestätigte die Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Ingolstadt, Tamara Hübner, dass diese außerordentliche Sitzung des Gremiums in Garching angesetzt ist: "Wir müssen abwarten, aber die Tendenz geht wohl Richtung Schließung." Gleichzeitig ist für Montag um 10 Uhr eine Kundgebung der Gewerkschaft bei Ledvance in Eichstätt geplant. Vom Unternehmen gab es keinen Kommentar.

Die Belegschaft wurde am Mittwoch vom Betriebsrat über das anstehende Treffen des Aufsichtsrats informiert. Wie Tamara Hübner weiter sagte, sei man bei der IG Metall überrascht vom Vorgehen der Unternehmensspitze. Ein Verkauf des Werks, wie er in den vergangenen Monaten angestrebt worden war, sei zwar nach wie vor eine Option, allerdings "rückt nun zunehmend ein Schließungsszenario in den Fokus". Angebote von Investoren lägen vor, doch seien diese nach Angaben des Ledvance-Eigentümers, des chinesischen LED-Produzenten MLS, nicht ausreichend, so Hübner. Die Gewerkschaft beharre nun darauf, dass MLS die Angebote offenlegt.

Die Gewerkschafterin verweist zudem auf den Standorttarifvertrag für Eichstätt, der bis Ende 2023 gilt. Sollte der Eigentümer diesen aufkündigen, wäre das Vertragsbruch, und die IG Metall würde "alle zur Verfügung stehenden Gegenmaßnahmen ausschöpfen".

Lesen Sie hierzu auch den Artikel "Eichstätter Ledvance-Werk droht Schließung".

Die Entwicklung war absehbar: Seit der Abspaltung von Osram im Jahr 2016 und dem späteren Verkauf an ein chinesisches Konsortium gab es ein stetes Auf und Ab. Nach der alleinigen Übernahme des Konzerns durch den chinesischen LED-Produzenten MLS keimte Mitte 2018 zunächst Hoffnung auf: Der Standort Eichstätt sollte zum europäischen Leitwerk für Ledvance erhoben werden. In der Folge wich der Jubel allerdings Ernüchterung: Von einem Leitwerk war plötzlich nicht mehr die Rede - vielmehr kündigte MLS Mitte vergangenen Jahres den Abbau von rund 60 Stellen an und zog diesen auch bis zum Herbst durch. Gleichzeitig ließ der Eigentümer, der zuvor schon das Werk in Augsburg geschlossen hatte, verlauten, den Standort Eichstätt in die Selbstständigkeit überführen beziehungsweise verkaufen zu wollen. Der Absatz der hier überwiegend produzierten Halogenlampen war nach dem EU-weiten Verbot drastisch zurückgegangen.

Wird das Werk tatsächlich geschlossen, ginge in der Domstadt eine langjährige Tradition zu Ende. Über Jahrzehnte hinweg war Osram Eichstätts größter gewerblicher Arbeitgeber mit bis zu 700 Beschäftigten. 1962 hatte sich das Unternehmen hier angesiedelt und 1965 das Stammwerk im Gewerbegebiet Sollnau bezogen. Zu Spitzenzeiten verließen rund 320 Millionen Halogen-, Auto- und Kinolampen im Jahr das Werk.

Jürgen Knopp