Eichstätt
"Mensch vor Profit"

Thomas Prudlo bei gut besuchter Wahlkampfveranstaltung der ÖDP in Eichstätt zu Gast

27.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:35 Uhr
Der oberbayerische Spitzenkandidat der ÖDP Thomas Prudlo war zu Gast in Eichstätt. −Foto: Loderer

Eichstätt (EK) Der oberbayerische Spitzenkandidat der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) Thomas Prudlo war im Wirtshaus "Zum Gutmann" in Eichstätt zu Gast. "Das Profil der ÖDP ist einzigartig, weil sie konservative Elemente wie die Familienpolitik, die Subsidiarität und die Verbundenheit mit der Erde mit wegweisenden Konzepten wie der Gemeinwohlökonomie verbindet", so Prudlo im gut gefüllten Gutmann-Saal.

Der Münchner Solarunternehmer und Gründer der Firma Green City Energy hat per Bürgerentscheid den Ausstieg der Stadtwerke München aus der Kohlekraftwerkstechnik erreicht. Er ist Mitinitiator des achten Volksbegehrens der ÖDP "Rettet die Bienen".

Die ÖDP lehne vor allem den "Freihandelswahnsinn" ab. Der begünstige lediglich wenige Konzerne und beschädige funktionierende Landwirtschaften in aller Welt schwer. "Wir fordern ethischen Handel statt plündernden Freihandel!", so Prudlo. "Wir haben nur eine Erde! Ihre Ressourcen sind beschränkt! " Daher verbiete sich der gefährliche "Wachstumsirrglaube" einer neoliberalen Politik. Wachstum müsse durch Wohlstand ersetzt werden, wobei auch weniger mehr sein könne. Besonders wegen des rasanten Klimawandels müssten wir schnellstmöglich aus den fossilen Energien aussteigen, forderte der Betriebswirt. Die unfairen Handelsbedingungen mit Afrika und der Waffenexport gehörten zudem zu den wichtigsten Fluchtursachen. "Wenn wir uns nicht für den Klimaschutz einsetzen, stehen bald viele Millionen Klimaflüchtlinge vor der Tür, die uns wirklich überfordern!", mahnte der Referent.

Das ÖDP-Motto "Mensch vor Profit" werde gestützt durch Artikel 151 der Bayerischen Verfassung: Die gesamten wirtschaftlichen Tätigkeiten haben dem Gemeinwohl zu dienen. Doch dies haben Politik und Wirtschaft bisher ignoriert. Prudlo forderte eine ökologische Steuerreform, die Energie statt menschlicher Arbeit besteuere: "Nicht der Lohn von Geringverdienern muss besteuert werden, sondern Kerosin!", forderte der Referent.

Während Beamte keine Geschenke annehmen dürften, ließen die großen Parteien, auch die Grünen, ihre Parteitage von Konzernen sponsern. Deshalb fordere die ÖDP das Verbot von Parteispenden von Firmen, um den Einfluss von Unternehmen auf die Politik und damit die Korruption einzudämmen.

Wichtiges Ziel der ÖDP sei den Klimawandel und das Artensterben zu stoppen. Der große Rückgang vieler Tier- und Pflanzenarten sei besonders durch die industrialisierte Landwirtschaft verursacht. Deutschlandweit sind seit 1965 etwa 65 Prozent aller Vögel verschwunden und 54 Prozent aller Bienen. Deshalb fordere die ÖDP in ihrem Volksbegehren zum Artenschutz mehr Blühwiesen und den Ausbau der ökologischen Landwirtschaft. Prudlo warnte auch vor dem schleichenden Fortschreiten der Gentechnik, Patenten auf Leben und Pränataldiagnostik. Mit dem zunehmenden Eingriff in das Erbgut entstehe ein Machbarkeitswahn, der Schwache, Kranke und Alte ausgrenze. "Für die ÖDP ist jedes Leben wertvoll!", so Prudlo.
Deutliche Kritik übte Prudlo am Vorhaben der CSU, für viel Geld Tablets in die Schulen zu "werfen". "Wir brauchen stattdessen endlich mehr Lehrer, kleinere Klassen und eine Zweitkraft!" Studien belegen, dass digitale Medien die Konzentration stören und die Lernleistung absinken lassen: Das einstige Spitzenland der Pisa-Studien, Finnland, ist nach Einführung von Tablets und Co in den Schulen im Pisa-Ranking abgestürzt. Handys seien zudem gesundheitsschädlich: Kurzsichtigkeit, Depression und ein hohes Suchtpotential sind nur einige der Folgen. Deshalb fordere die ÖDP eine "analoge Kindheit": Kinder lernen, indem sie die Welt mit allen Sinnen wahrnehmen und begreifen. Für die Entwicklung einer sicheren Bindung, von Motorik, sozialer Kompetenz, emotionaler Intelligenz und der Lust am Lernen sind digitale Medien unnötig bis hinderlich.

Nach einer längeren Diskussion gab Kreisvorsitzender Klaus Loderer allen noch mit auf den Weg: "Wenn jeder, der auf kommunaler Ebene ÖDP wählt, dies auch bei der Landtagswahl tut, dann sind wir drin!" An dem Abend stellten sich auch die Direktkandidatin für den Landtag, Maria Lechner, und der Listenkandidat Willi Reinbold, Elisabeth Loderer, Direktkandidatin für den Bezirkstag, sowie Listenkandidat Christoph Daum vor.