Eichstätt
"Leben und leben lassen"

Thomas Schön von der FDP legt Wert auf Diskussionskultur und politische Transparenz

07.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:20 Uhr
Ist im September in die FDP eingetreten und kandidiert nun für den Landtag: Der Eichstätter Informatiker Thomas Schön. −Foto: Foto: Bird

Eichstätt (EK) Thomas Schön steht noch am Anfang seines politischen Schaffens. Dennoch haben ihn seine Eichstätter Parteikollegen als Kandidat für die Landtagswahl aufgestellt. Neben einer gesitteten Diskussionskultur fordert der kontaktfreudige FDP-Kandidat mehr Transparenz. Das Motto des 38-Jährigen: "Leben und leben lassen."

Das weiße Hemd ist hochgekrempelt, der Händedruck kräftig. Thomas Schön blickt freundlich drein, Smalltalk scheint seine Welt zu sein. Er bestellt dunkles Bier, der Feierabend ist schließlich schon eingeläutet. Der 38-Jährige Diplom-Informatiker ist ein Neuling im politischen Kosmos, unter einem Porträt kann er sich zunächst nur wenig vorstellen. Dennoch ist er gelassen und plaudert offen über Beruf, Privates und politisches Engagement. Wie er zur Politik gekommen sei? Ganz pragmatisch die Antwort: Er habe sich die Partei ausgesucht, mit deren Werten und politischen Marschrichtung er am meisten Übereinstimmung habe. "Die gesellschaftliche Debatte ist rauer geworden. Da bin ich so baff gewesen, da wollte ich nicht mehr nur zusehen", sagt er rückblickend. Doch ohne politisches Amt könne man nichts verändern, daher der Parteieintritt bei den Liberalen. Das war im September vergangenen Jahres, kurz vor der Bundestagswahl - "ich wollte nicht auf den absehbaren Erfolg warten", betont der 38-Jährige. Daher sei er dem guten Wahlergebnis der FDP mit seiner Anmeldung gerade noch zuvorgekommen. "Ich war überrascht, dass die FDP so zu mir passt", verrät er. Der bayerische Kurs, die Partei sozialliberal auszurichten, gefalle ihm. "Das Neoliberale von vor zehn Jahren lag mir nicht so", gibt er zu.

Schön spricht ruhig und überlegt, auf eine gesittete und sachliche Gesprächs- und Diskussionskultur legt er nach eigenen Aussagen großen Wert. Immer montags trifft er sich mit seinem Kollegen vom "Wortsport", ein Verein, bei dem es ums Debattieren geht. "Die Wortwahl bestimmt den Diskurs", weiß der Landtagskandidat, der Stammtischparolen entlarven möchte. Bekanntlich erhitzt die Debatte um Flüchtlinge nach wie vor die Gemüter. Den Zugang zur Politik erhielt Schön über den Verein Tun.Starthilfe, der sich für Geflohene im Landkreis Eichstätt einsetzt. Nun, als gewählter Direktkandidat im Kreis Eichstätt, geht es jedoch auch um Themen wie Bildung oder das neue Polizei-Aufgabengesetz (PAG), gegen das der Eichstätter zusammen mit Tausenden auf die Münchner Straßen ging. "Da musste ich hin!", erklärt der FDP-Mann, der mit dem Slogan "Schön für Dich!" antritt. Ein Spruch, den es ihm zufolge mit einem Augenzwinkern zu sehen gilt.

Während der Informatiker über Medienkompetenz spricht ("Viele Leute von Rechtsaußen haben ihre Informationen nur aus Facebook - darüber mache ich mir Sorgen"), grüßt er vorbeigehende Bekannte. Zwar habe er seine Kindheit bis im Alter von 13 Jahren in Kipfenberg verbracht, doch seitdem ist der gebürtige Eichstätter wieder in der Domstadt zu Hause. Entsprechend viele Leute kennt er, es mache ihm Spaß, auf Menschen zuzugehen. Deshalb freue er sich auch auf den anstehenden Landtagswahlkampf. Für diesen hat er es sich zur Aufgabe gemacht, in jeder Gemeinde mindestens ein Plakat von sich aufzuhängen. Er werde dafür einige Kilometer im Landkreis zurücklegen müssen, schmunzelt der heimatverbundene FDPler.

Wenn es gerade nicht um Politisches oder seine Arbeit in der Ingolstädter Automobilindustrie geht, genießt Schön gerne ein Feierabendbier, "am liebsten am Wasser" oder beim Pubquiz in einem Irish-Pub, gemeinsam mit seiner Frau. Obwohl seine Zeit sehr knapp ist und ein Umbau am Haus ansteht, hat er sich in das Vorstandsteam der Kolpingfamilie wählen lassen. Dem gehört auch die Landtagsabgeordnete Tanja-Schorer Dremel an, die es in Eichstätt zu schlagen gilt. Dass das quasi unmöglich ist, weiß Schön.

Seinen politischen Weg sieht der 38-Jährige jedoch erst am Anfang. Denn bei der nächsten Stadtratswahl 2020 möchte er in das Gremium einziehen und frischen Wind in Form von mehr Transparenz hineinbringen: "Es ist sehr viel geheim, das kann ich nicht nachvollziehen", kritisiert er. Nun jedoch steht erst einmal die Wahl des Landesparlaments an.

Julian Bird