Eichstätt
Herbe Verluste für CSU und SPD, Grüne legen mächtig zu

Ergebnisse aus der Stadt Eichstätt - Freie Wähler drittstärkste Kraft - SPD bei Zweitstimmen knapp vor AfD

15.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:28 Uhr
Nehmen - teilweise konsterniert - die 18-Uhr-Prognose zur Kenntnis (von links): Dritter Bürgermeister Gerhard Nieberle (SPD), Wahlleiter Hans Bittl und Zweite Bürgermeisterin Claudia Grund (CSU). −Foto: Knopp

Eichstätt (kno) Böse Schlappe für CSU und SPD, satte Gewinne für die Grünen: Das ist das Resultat der Landtagswahl in der Stadt Eichstätt.

Den dritten Platz nach CSU und Grünen behaupteten die Freien Wähler vor AfD und SPD.

Vor fünf Jahren waren die Christsozialen noch die eindeutigen Gewinner: Direktkandidatin Tanja Schorer-Dremel holte 46,86 Prozent, bei den Zweitstimmen waren es 50,71 Prozent. Nun musste die CSU kräftig Federn lassen: Sie fiel auf 38,26 beziehungsweise 38,10 Prozent.

Erdrutschartig auch die Verluste bei der SPD: 2013 standen noch 16,66 beziehungsweise 21,6 Prozent zu Buche. Jetzt musste sich Direktkandidat Christian De Lapuente mit 5,68 Prozent zufriedengeben. Nur etwas besser war es bei den Zweitstimmen mit 8,57 Prozent.

Die großen Gewinner sind die Grünen: Vor fünf Jahren waren sie mit 8,13 beziehungsweise 8,5 Prozent noch unter ferner liefen, jetzt sind sie zweitstärkste Kraft: Klaus Bittlmayer holte aus dem Stand 20,78 Prozent, bei den Zweitstimmen waren es 21,20 Prozent.

Bei den Freien Wählern konnte Eva Gottstein ihr Ergebnis mit 13,35 Prozent in etwa halten (2013: 13,63). Die Zweitstimmenschwäche blieb allerdings mit 8,99 Prozent. AfD-Bewerber Oskar Lipp holte 7,02 Prozent, bei den Zweitstimmen kam die Partei auf 7,55 Prozent. Die Wahlbeteiligung stieg von 70,03 auf 77,18 Prozent.

Die erste Schnellmeldung im Rathaus trudelte um 18.29 Uhr aus dem Wahllokal Willibald-Gymnasium C ein. Und hier gleich ein Kuriosum: Während CSU mit 33,05 Prozent und die Grünen mit 17,8 Prozent bei den Erststimmen vorne lagen, teilten sich Freie Wähler, FDP und AfD mit jeweils exakt 9,32 Prozent den dritten Platz. Bei den Zweitstimmen ein ähnliches Bild: Hier kamen FW, FDP und ÖDP auf je 7,76 Prozent.

Triumphiert hat die AfD im Stimmbezirk Pfarrheim Heilige Familie: Hier wurde sie mit 30,0 Prozent Erststimmen und 28,7 Prozent Zweitstimmen stärkste Kraft vor der CSU (23,64; 23,15) und den Freien Wählern (16,36; 12,04)). Die wenigsten Wähler hatte die AfD im Bezirk Staatliche Berufsschule A mit 5,49 beziehungsweise 5,59 Prozent.

Ein starkes Ergebnis fuhren die Grünen unter anderem im Wahllokal Willibald-Gymnasium A ein: Dort landeten sie mit 30,53 Prozent Erststimmen und 31,3 Prozent Zweitstimmen knapp hinter der CSU (34,35; 35,11). Im Bezirk Willibald-Gymnasium B lagen die Grünen bei den Erststimmen mit 28,19 Prozent ganz vorne, in der Fachakademie für Sozialpädagogik sogar bei den Erst- und Zweitstimmen (31,77; 30,0).

Wie haben die Ortsteile gewählt, wo die CSU traditionell stark ist? In Landershofen (ehemaliges Schulhaus) kamen die Christsozialen auf 48,94 beziehungsweise 51,08 Prozent, im Feuerwehrhaus auf 39,86 beziehungsweise 36,20 Prozent. Ebenfalls mit Abstand vorne war die CSU in Wasserzell (40,88; 37,18), Buchenhüll (54,00; 48,45) und Wintershof (48,03; 49,61). Dort waren allerdings früher Ergebnisse weit jenseits der 60 Prozent gang und gäbe. In Marienstein/Rebdorf erreichte die CSU rund 42 Prozent.

Als die bayernweite Wahlprognose gestern um Punkt 18 Uhr über den Fernsehschirm flimmerte, wurde das in den Rathausfluren eher beiläufig zur Kenntnis genommen. CSU bei 35,5 Prozent? Schulterzucken - war ja erwartbar nach den Umfragen der vergangenen Wochen, hieß es unter anderem. Etwas Erleichterung beim Ergebnis der AfD: "Hätte schlimmer kommen können", war zu hören.

Zweite Bürgermeisterin Claudia Grund (CSU) zeigte sich "tieftraurig" über den Absturz der Christsozialen. Die Ursache dafür könne sie nicht so recht benennen: "Den Bürgern in Bayern geht es doch gut. Aber leider verstärkt sich zunehmend die Tendenz, alles schlechtzureden. " Währenddessen lief im Fernsehen eine Umfrage, wonach 66 Prozent der Befragten Horst Seehofer für das Debakel verantwortlich machten. Das wollte Claudia Grund nicht kommentieren. Ein Beobachter meinte allerdings: "Das hätte ich auch ohne Umfrage gewusst. "

Konsterniert und enttäuscht war Dritter Bürgermeister Gerhard Nieberle (SPD) vom Abschneiden seiner Partei: Für ihn hänge das Desaster mit dem Zustand der großen Koalition zusammen. "Das war bei den Wahlkampfständen immer wieder Thema. "

Angesichts der möglichen Konstellationen wurde bereits über infrage kommende Koalitionen spekuliert: "Jetzt geht die CSU mit den Freien Wählern zusammen, und die Gottstein wird Ministerin", so eine der Prognosen.