Kunst statt Kippen

"Artomaten": In Eichstätt und Ingolstadt gibt es bald kleine Werke aus umgebauten Zigarettenautomaten

21.02.2021 | Stand 23.09.2023, 16:38 Uhr
Der erste "Artomat" in der Region hängt jetzt vor der Galerie Bildfläche am Bahnhofsplatz in Eichstätt. Zwei weitere sollen bald in Ingolstadt folgen: einer beim Museum für Konkrete Kunst und einer an der Harderbastei. Der Eichstätter Fotograf und Vorsitzende des Kunstvereins Ingolstadt, Hubert Klotzeck (2. von rechts) , hat die Aktion mit Designer Markus Homeier (rechts), Automatenaufsteller Frank Stachel (links) und der Ingolstädter Künstlerin Beate Diao ins Leben gerufen. −Foto: Chloupek

Eichstätt/Ingolstadt - Der Kunstentzug währt nun schon über ein Jahr: kaum mehr Ausstellungen, keine Vernissagen.

 

Es gibt zwar einigen virtuellen Trost im Internet. Wen aber die Gier nach haptischem Kunstgenuss zum kleinen Preis übermannt, dem kann ab März rund um die Uhr geholfen werden: Mit "Artomaten" - umgebauten Zigarettenautomaten, in denen sich nach dem Einwurf von fünf Euro kleine kreative Kostbarkeiten im Pappschächtelchen ziehen lassen.

Der Eichstätter Fotograf und Galerist Hubert Klotzeck, der zudem Vorsitzender des Ingolstädter Kunstvereins ist, hat diese Initiative ins Leben gerufen und den ersten "Artomaten" nun vor seiner Galerie Bildfläche am Eichstätter Bahnhofsplatz montiert. Noch ist der Kasten nicht gefüllt. Das soll in den nächsten zwei Wochen beginnen: mit kleinen, feinen Kunstobjekten.

Künstlerinnen und Künstler, die sich daran beteiligen möchten, können sich ab sofort bei Klotzeck per Mail an artomat@galeriebildfläche. de bewerben. Eine Jury, der neben Klotzeck die Ingolstädter Künstlerin Beate Diao, die Leipziger Künstlerin Sabrina Lieb und der Eichstätter Designer Markus Homeier angehören, werden unter den Bewerbungen von regionalen und ausgewählten überregionalen Kunstschaffenden auswählen und den Automaten peu à peu bestücken - und etwa alle drei Monate komplett wechseln. So könnten reizvolle kleine Sammlungen entstehen. Denn die Kunstwerke sollen durchaus einen gewissen Anspruch haben sowie signiert und nummeriert sein. Ob nun Drucke, Zeichnungen, Grafik, Malerei oder ganz andere Kreationen - da ist der Einfallsreichtum der Kunstschaffenden gefragt.

Markus Homeier - zusammen mit Hubert Klotzeck auch ein Teil des experimentellen Elektrosound-Duos "Hotzeck" - könnte sich auch Sounds oder Digitalvisuelles vorstellen, die dann per USB-Sticks oder Downloadcodes in der kleinen Automatenschachtel zu ziehen wären. "Wir werden sehen, was kommt und uns auch gerne überraschen lassen", freut sich Klotzeck auf möglichst inspirierte und kreative Ideen. Die ersten Künstler haben sich nach Korrespondenz via Facebook schon gemeldet, der Start im März ist gesichert.

Es wird ein Zusammenspiel zwischen virtueller und analoger Welt: Die Informationen zu den jeweiligen Künstlern und ihren Arbeiten wird es auf der Homepage der Galerie Bildfläche (www. galeriebildflaeche. de) unter dem Stichwort "Artomat" geben - und als ausgedruckten Aushang neben dem Automaten an der Außenwand der Galerie. Das schwere, mechanische "Ratsch" beim Ziehen der Kunst nach dem Münzeinwurf verspricht dann gerade für die Ex-Raucher unter den Kunstliebhabern durchaus nostalgische Gefühle.

Die Idee mit der Kunst aus dem Automaten kommt auch in Ingolstadt gut an: Beate Diao arbeitet gerade mit ihrer Kinder- und Jugendkunstschule an einem modifizierten Konzept: An der Harderbastei soll demnächst ebenfalls einer der Kästen des Eichstätter Zigarettenautomatenaufstellers Frank Stachel umgebaut und installiert werden - dort befüllt mit Kunstwerken der Jugendlichen, die schon eifrig am Zeichnen und Malen sind. Und am Museum für Konkrete Kunst in Ingolstadt wird ebenfalls alter, ausrangierter Zigarettenautomat aufpoliert und zu neuen Ehren kommen. In Ingolstadt stehen allerdings die erforderlichen behördlichen Genehmigungen dazu noch aus.

DK

 

 

Eva Chloupek