Eichstätt
Komplexes Vorhaben

Baudenkmäler Westenstraße 8 und 10 sollen saniert und umgebaut werden

10.07.2020 | Stand 23.09.2023, 12:52 Uhr
Bereits seit fünf Jahren herrscht hier gähnender Leerstand - nun soll der Gebäudekomplex Westenstraße 8 (rechts) und 10 samt dem dahinterliegenden Haus Pedettistraße 13a umgebaut und saniert werden. −Foto: Knopp

Eichstätt - Er dümpelt nun auch schon eine ganze Weile vor sich hin - jetzt scheint die Rettung nahe: Der denkmalgeschützte Komplex Westenstraße 8 und 10 inklusive des rückwärtigen Gebäudes Pedettistraße 13a soll umgebaut und saniert werden.

Der Bauausschuss begrüßte in seiner Sitzung am frühen Donnerstagabend das Vorhaben, einige Fragen sind aber noch zu klären.

"Sie meinen, das wird was? ", richtete Hans Tratz (CSU) unverblümt die Frage an den kommissarischen Bauamtsleiter Jens Schütte. Tratz spielte damit auf die Komplexität des Unterfangens an, an dem sich schon manche die Zähne ausgebissen haben. Schütte wiederum zeigte sich durchaus zuversichtlich und verwies auf den vorliegenden Bauantrag mit seinen weit gediehenen Planungen. Demnach sind im Erdgeschoss entlang der Westenstraße Laden- und Büroräume vorgesehen, im ersten Stock eine Arztpraxis. Weiterhin sind etwa zehn Wohnungen geplant. Das rückwärtige Gebäude soll teilweise aufgestockt werden, hier seien die Details aber noch mit dem Landesamt für Denkmalpflege abzuklären - ebenso zur Situierung des geplanten Aufzugs und zur vorgesehenen Innenhofüberdachung. Grundsätzlich spreche aber aus planungsrechtlicher Sicht nichts gegen das Projekt, betonte Schütte.

Was allerdings die Aufstockung angeht, wurden mahnende Stimmen laut: Susanne Reuter (Grüne) warnte davor, einen Präzedenzfall zu schaffen, auch Willi Reinbold (ÖDP) sorgte sich ums Stadtbild. Schütte meinte dazu, dass es sich nicht um ein vollwertiges Dachgeschoss handle und daher im Rahmen liege. Dritte Bürgermeisterin Martina Edl (FW) lobte das Projekt als "absolut wünschenswert" und als gutes Beispiel für Nachverdichtung.

Als Bauherren treten die Bauunternehmen Gumpert aus Egweil und Hafner aus Kinding auf. Wie Michael Gumpert auf Anfrage unserer Zeitung erläuterte, soll der Baubeginn - "wenn alles klappt"- im kommenden Frühjahr erfolgen. Dass das Vorhaben durchaus anspruchsvoll ist, sei ihm bewusst, so Gumpert weiter, aber durch seine langjährige Tätigkeit im Ingolstädter Bauamt sei er denkmalerfahren und wisse, was auf ihn zukomme. So rechne er auch mit einer Bauzeit von mindestens drei Jahren. Neben dem Denkmalschutz habe Barrierefreiheit oberste Priorität, zudem soll der Innenhof entsprechend hergerichtet werden und durch eine Passage erreichbar sein. Die Wohnungen sollen vermietet und nicht verkauft werden.

Der Gebäudekomplex harrt bekanntlich schon seit Längerem der Sanierung. Im Jahr 2014 schien bereits der Durchbruch geschafft, als ein Bauträger aus Donauwörth die Häuser erwarb. Schnell war allerdings die Rede davon, dass sich das Vorhaben zu einer "hochkomplexen Angelegenheit" entwickle. "Überraschend" erwies sich das Gebäude Nummer 10, in dem bis Ende 2015 ein Herrenmodegeschäft untergebracht war, als historisch wertvoller als bis dahin angenommen. Zusammen mit dem hinteren Gebäude Pedettistraße 13a wird es mittlerweile auf der Denkmalliste geführt: Demnach geht deren Ursprung auf das 14. Jahrhundert zurück. Im rückwärtigen Teil befindet sich ein Innenhof, unter den Gebäuden ist eine umfangreiche, tiefe Kelleranlage, die die Pedettistraße quert.

Das ebenfalls lange leerstehende Anwesen Westenstraße 8 wird auf der Denkmalliste als traufständiges dreigeschossiges Jurahaus mit Zwerchgiebel und Flachsatteldach beschrieben, dessen Kern (Fachwerk) auf das Jahr 1451 zurückgeht. Stadtheimatpfleger Rainer Tredt sprach einmal gegenüber unserer Zeitung insgesamt von "mittelalterlicher Bausubstanz vom Feinsten". Das erschien dem Donauwörther Unternehmen offenbar doch zu anspruchsvoll: Es verkaufte schließlich den Komplex an den jetzigen Eigentümer.

EK

Jürgen Knopp