Eichstätt Jetzt wirft auch Maria Lechner den Hut in den Ring: Die 59-jährige Eichstätterin tritt für die ÖDP als Oberbürgermeister-Kandidatin an. Im Sommer hatte die Stadträtin und städtische Kulturbeauftragte eine mögliche OB-Kandidatur noch verneint (wir berichteten). Warum jetzt doch? „Es ist an der Zeit, mit unseren Inhalten offensiver zu werden“, sagt Maria Lechner im Gespräch mit unserer Zeitung.
Sie steht voll und ganz hinter der Intension der Ökologisch Demokratischen Partei (ÖDP): „,Die Schöpfung bewahren‘ heißt, das Ganze im Blick zu haben.“ Das gelte global ebenso wie für die Eichstätter Stadtpolitik. Ihr geht es darum, dass auch in der Stadt bei allen Entscheidungen die Nachhaltigkeit im Fokus steht, „und zwar nicht nur die Ökologie, sondern auch die Wirtschaft, das muss schon solide sein“. Es gehe „nicht um wilde Träumereien, sondern um Weitsicht“. Und das widerspreche dem oft propagierten „Sparen um des Sparens Willen“. Manchmal könne es auch nachhaltiger sein, bewusst zu investieren.
Die studierte Theologin, die als Pastoralreferentin im Bistum Eichstätt angestellt ist, entwickelt hauptberuflich Organisationsstrukturen, bei denen es auch darum geht, „begrenzte Ressourcen effizient zu nutzen und dabei über niemanden hinwegzutrampeln – den beruflichen Backround für die Aufgabe als Rathauschefin bringe ich also mit“ sagt sie. Bekannt ist Lechner unter anderem als Sängerin im Domchor und vor allem als Vertreterin des Montessori-Vereins – sie hat den Schulhausneubau am Seidlkreuz maßgeblich mitrealisiert.
„Ich habe in den vergangenen Jahren schon viel im Hintergrund bewegt, jetzt ist die Zeit reif, offensiver zu werden“, begründet sie die Motivation für ihre Kandidatur.
Schon seit frühester Jugend – Lechner ist als eines von neun Geschwistern in Megesheim, einem Dorf im Nördlinger Ries aufgewachsen – hat sich bei ihr, wie sie erzählt, in der kirchlichen Jugendarbeit eine „kritische Loyalität“ ausgebildet. Und die ist ihr bei all ihren weiteren ehrenamtlichen und beruflichen Aktivitäten geblieben.
Nach Eichstätt ist sie wegen ihres Theologiestudiums gekommen. Und sie ist mit Ehemann und vier Kindern im Alter zwischen 15 und 25 Jahren gerne hier geblieben. „Eichstätt ist eine wunderbare, familienfreundliche Stadt.“
Die politische Arbeit hat sich dann im Lauf der Jahre aus ihren ehrenamtlichen Tätigkeiten ergeben. Als Nachrückerin kam Lechner nach dem gesundheitlich bedingten Ausscheiden von Stephan Bleitzhofer 2015 in den Stadtrat. Der ÖDP ist sie schon seit über 20 Jahren verbunden, weil das in ihren Augen die einzige Partei ist, die dem allgemeinen Credo des permanenten Wachstums etwas entgegensetzt. Lebensqualität habe nicht mit stetigem „Mehr“ zu tun. Lechner sieht Eichstätts Pluspunkte deshalb auch nicht im Ausweisen von immer mehr Gewerbeflächen um jeden Preis, sondern will, was die Stadt besonders auszeichnet, besonders betonen – die Natur, die Kultur und der Bildungsstandort: „Da brauchen wir innovative Lösungen für einen sanften Tourismus und eine Stadtentwicklung, die diese Potenziale stärkt und nutzt.“
In den nächsten Tagen und Wochen wird sie mit Hochdruck an ihrem Wahlprogramm arbeiten – und nach den Weihnachtsferien soll dann auch die offizielle Nominierungsversammlung für die seit gestern designierte OB-Kandidatin über die Bühne gehen.
KOMMENTAR
Von Eva Chloupek
Dass Maria Lechner nun doch als OB-Kandidatin antritt, ist ein logischer und für ihre ÖDP auch wichtiger Schritt. Denn in der Hochphase des Kommunalwahlkampf werden bei sämtlichen Themen der Stadtpolitik selbstverständlich die OB-Kandidaten im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stehen. Wenn die ÖDP aber die einzige der Stadtrats-Parteien geblieben wäre, die keinen eigenen Bewerber ins Rennen schickt, dann hätten Lechner und ihr Stadtratskollege Willi Reinbold das Geschehen quasi vom Spielfeldrand aus verfolgen müssen. Das wäre aber bei den diesmal erstmals gleichzeitig zur OB-Wahl stattfindenden Stadtratswahlen für die ÖDP sicher nicht förderlich und angesichts des aktuellen Aufwinds, den die ÖDP im Zuge der Klima- und Nachhaltigkeitsthematik erlebt, auch nicht geschickt gewesen.
Also reine Wahltaktik? So sieht Lechner ihre Offensive keineswegs, und so sollte sie auch nicht verstanden werden. Lechner hat in den vergangenen Monaten und Jahren immer wieder gezeigt, dass sie für ihre Überzeugungen einsteht.
Und etwas Besseres kann Eichstätt doch gar nicht passieren, als dass nun alle fünf im Stadtrat vertretenen Parteien ihr Engagement für die Stadt so ernst nehmen, dass sie auch bereit sind, an vorderster Stelle dafür Verantwortung zu tragen. Einschließlich der beiden Bewerber von Bayernpartei und Die Partei stehen nun fünf Männer und zwei Frauen zur Wahl. Die Eichstätterinnen und Eichstätter haben jetzt nun wirklich ein abwechslungsreiches demokratisches Angebot.
Eva Chloupek