Eichstätt
Maria Lechner tritt als OB-Kandidatin an

Mit der ÖDP-Bewerberin sind nun alle Stadtrats-Parteien im Rennen

16.12.2019 | Stand 23.09.2023, 9:53 Uhr
Maria Lechner tritt für die ÖDP bei der OB-Wahl in Eichstätt an. −Foto: Chloupek

Eichstätt Jetzt wirft auch Maria Lechner den Hut in den Ring: Die 59-jährige Eichstätterin tritt für die ÖDP als Oberbürgermeister-Kandidatin an. Im Sommer hatte die Stadträtin und städtische Kulturbeauftragte eine mögliche OB-Kandidatur noch verneint (wir berichteten). Warum jetzt doch? „Es ist an der Zeit, mit unseren Inhalten offensiver zu werden“, sagt Maria Lechner im Gespräch mit unserer Zeitung.

Sie steht voll und ganz hinter der Intension der Ökologisch Demokratischen Partei (ÖDP): „,Die Schöpfung bewahren‘ heißt, das Ganze im Blick zu  haben.“ Das  gelte global ebenso wie für die Eichstätter Stadtpolitik.  Ihr geht es darum, dass auch in der Stadt bei allen Entscheidungen die Nachhaltigkeit im Fokus steht, „und zwar nicht nur die Ökologie, sondern auch die Wirtschaft, das muss schon solide sein“. Es gehe „nicht um wilde Träumereien, sondern um Weitsicht“. Und das widerspreche dem oft propagierten „Sparen um des Sparens Willen“. Manchmal könne es auch nachhaltiger sein, bewusst zu investieren. 
Die  studierte Theologin, die als Pastoralreferentin  im Bistum Eichstätt angestellt ist, entwickelt hauptberuflich Organisationsstrukturen, bei denen es auch darum geht, „begrenzte Ressourcen effizient zu nutzen und dabei über niemanden hinwegzutrampeln – den  beruflichen Backround für die Aufgabe als Rathauschefin bringe ich also mit“ sagt sie.  Bekannt ist Lechner unter anderem als Sängerin im Domchor und vor allem als Vertreterin des  Montessori-Vereins – sie hat den Schulhausneubau am Seidlkreuz maßgeblich mitrealisiert. 
„Ich habe in den vergangenen Jahren schon viel im Hintergrund bewegt, jetzt ist die Zeit reif, offensiver zu werden“, begründet sie die Motivation für ihre Kandidatur.
Schon seit frühester Jugend – Lechner ist als eines von neun Geschwistern in Megesheim, einem Dorf im Nördlinger Ries aufgewachsen – hat sich bei ihr, wie sie erzählt,  in der kirchlichen Jugendarbeit eine „kritische Loyalität“  ausgebildet. Und die ist ihr  bei all ihren weiteren ehrenamtlichen und beruflichen Aktivitäten geblieben. 
Nach Eichstätt ist sie wegen ihres Theologiestudiums gekommen. Und sie ist mit Ehemann und vier Kindern im Alter zwischen 15 und 25 Jahren gerne hier geblieben. „Eichstätt ist eine wunderbare, familienfreundliche Stadt.“ 
Die politische Arbeit hat sich dann im Lauf der Jahre  aus ihren ehrenamtlichen Tätigkeiten ergeben. Als Nachrückerin kam Lechner   nach dem gesundheitlich bedingten Ausscheiden von Stephan Bleitzhofer  2015 in den Stadtrat. Der  ÖDP  ist sie schon seit über 20 Jahren verbunden, weil das in ihren Augen die einzige Partei ist, die dem allgemeinen Credo des permanenten Wachstums etwas entgegensetzt. Lebensqualität habe nicht mit stetigem „Mehr“ zu tun. Lechner  sieht Eichstätts  Pluspunkte deshalb auch nicht im Ausweisen von immer mehr Gewerbeflächen um jeden Preis, sondern  will, was die Stadt besonders auszeichnet, besonders betonen – die Natur, die Kultur und der Bildungsstandort: „Da brauchen wir innovative Lösungen für einen sanften Tourismus und eine Stadtentwicklung, die diese Potenziale stärkt und nutzt.“ 
In den nächsten Tagen und Wochen wird sie mit Hochdruck an ihrem Wahlprogramm arbeiten – und nach den Weihnachtsferien soll dann auch die offizielle Nominierungsversammlung für die seit gestern designierte OB-Kandidatin über die Bühne gehen.
 

KOMMENTAR

Von Eva Chloupek

Dass Maria Lechner nun doch als OB-Kandidatin antritt, ist ein logischer und für ihre ÖDP auch wichtiger Schritt. Denn in der Hochphase des Kommunalwahlkampf  werden bei sämtlichen Themen der Stadtpolitik  selbstverständlich  die OB-Kandidaten im Mittelpunkt des öffentlichen Interesses stehen. Wenn die ÖDP aber die einzige der Stadtrats-Parteien geblieben wäre, die keinen eigenen Bewerber ins Rennen schickt, dann hätten Lechner und ihr Stadtratskollege Willi Reinbold das Geschehen quasi vom Spielfeldrand aus verfolgen müssen. Das  wäre  aber bei den   diesmal erstmals gleichzeitig zur OB-Wahl stattfindenden   Stadtratswahlen für die ÖDP  sicher nicht förderlich   und   angesichts des aktuellen Aufwinds, den die ÖDP  im Zuge der  Klima- und Nachhaltigkeitsthematik erlebt, auch nicht geschickt gewesen. 
Also reine Wahltaktik? So sieht Lechner ihre Offensive keineswegs, und so sollte sie auch nicht verstanden werden.   Lechner hat in den vergangenen Monaten und Jahren immer wieder  gezeigt, dass sie für ihre Überzeugungen einsteht.
 Und  etwas Besseres kann Eichstätt doch gar nicht passieren, als dass nun alle fünf  im Stadtrat vertretenen Parteien ihr Engagement für die Stadt so ernst nehmen, dass sie auch bereit sind, an vorderster Stelle dafür Verantwortung zu tragen.  Einschließlich der beiden Bewerber von Bayernpartei und Die Partei stehen nun fünf Männer und zwei Frauen zur Wahl.  Die Eichstätterinnen und Eichstätter haben jetzt nun wirklich ein abwechslungsreiches demokratisches Angebot.

Eva Chloupek