Eichstätt
Immer grüner

Nachhaltigkeit, Mobilität und die Kliniken - Die Grünen präsentieren ihre Themen für den Landkreis

27.02.2020 | Stand 23.09.2023, 10:56 Uhr
Die Kliniken im Naturpark Altmühltal sind für die Grünen eine der größten Baustellen im Landkreis. Klaus Bittlmayer (von links), Simone Zink und Manfred Muthig, die auf der Kreistagsliste vorne stehen, wollen sich für den Erhalt beider Standorte einsetzen, wenn auch mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Die Geburtshilfe an der Klinik Eichstätt soll in jedem Fall wieder öffnen, fordern sie. −Foto: Meßner

Eichstätt - Die Grünen im Landkreis Eichstätt sind von den Entwicklungen in den vergangenen Monaten selbst ein wenig überrascht worden.

 

Mittlerweile gibt es Ortsverbände in Buxheim, Denkendorf, Gaimersheim, Hepberg, Kösching und Walting sowie Aktive in Eichstätt und Stammham. Gerade Stammham ist ein treffendes Beispiel. Dort ist bekanntermaßen eine Hähnchenmastanlage für bis zu 206000 Tiere geplant. Dieser Anlass habe einige Bürger so stark politisiert, dass sie aktiv geworden seien, erzählt Simone Zink, die Listenführerin im Kreis bei einem Pressetermin. Noch kurz vor Terminschluss haben die Grünen in Stammham eine eigene Liste für den Gemeinderat eingereicht.

Dieser Aufwind im Landkreis, der sich derzeit auch bundesweit vollzieht und zuletzt bei den Bürgerschaftswahlen in Hamburg wieder zu beobachten war, hat Auswirkungen. "Dieser Zulauf hat uns im Kreis gefordert", sagt Zink. "Damit haben wir nicht gerechnet", fügt Klaus Bittlmayer, OB-Kandidat in Eichstätt und auf Platz zwei der Kreistagsliste, hinzu.

So betrachtet war es für die Grünen sicher ein Fehler, die Kreistagsliste bereits Ende November 2019 aufzustellen. Auf dem Wahlzettel stehen nun anstatt der möglichen 60 Kandidaten nur gut 40. "Jetzt hätten wir die Liste ohne Probleme voll bekommen", sagt Zink. Zu früh ist auch das Stichwort, warum die Grünen keinen Kandidaten für die Landratswahl nominiert haben. "Wir sind noch nicht so weit", räumt Zink ein. Fügt aber gleich hinzu, dass sich das bei der nächsten Kommunalwahl in sechs Jahren wohl geändert haben werde.

Die strukturellen Veränderungen im Kreisverband müssen aufgrund der anstehenden Kommunalwahl ohnehin erst einmal hinten anstehen. Zunächst geht es um die Themen, die Zink, Bittlmayer und Manfred Muthig (Platz vier der Kreistagsliste) vorgestellt haben.

Kliniken im NaturparkBittlmayer kennt die Schwierigkeiten der beiden Kliniken in Eichstätt und Kösching nur zu gut aus den Sitzungen des Kreistags. "Wir fühlen uns von der Bundespolitik im Stich gelassen", sagt er. Das Problem werde sich auf Landkreisebene nur schwer lösen lassen. Man werde sich überlegen müssen, welche Schwerpunkte man in welcher Klinik anbieten kann. Eines ist für die Grünen aber klar: Eine Geburtshilfe muss es in beiden Einrichtungen geben. "Das ist für die Identität wichtig. " Bittlmayer spricht aber auch von einer "Abwärtsspirale". Je länger die Geburtshilfe Eichstätt geschlossen ist, umso schwieriger wird es, sie wieder zu eröffnen. Zink fügt hinzu: "Die Grundversorgung muss in beiden Häusern gewährleistet sein. "

MobilitätWas die Mobilität im Landkreis betrifft, so betrachten die Grünen das als "offenes Thema". Soll heißen, sie sehen großen Nachholbedarf. "Da muss noch viel mehr passieren", sagt etwa Bittlmayer. Der im Kreistag vorgestellte Nahverkehrsplan sei noch keine abschließende Antwort. Aktionen wie das Fifty-fifty-Taxi oder Rufbusse sind nach der Auffassung der Grünen zwar Optionen für einen flexiblen Personennahverkehr, aber per se noch kein Konzept. Zink fragt: "Wie gehen wir mit dem ÖPNV in Regionen um, die nicht so dicht besiedelt sind? " Es gebe nach wie vor große Busse, die leer durch die Gegend fahren, sagt sie. Hier fordern die Grünen ein ökologischeres Handeln. Etwa, dass große Busse verstärkt auf den Hauptstrecken eingesetzt werden und kleinere auf den Nebenstrecken. Bis hin zu autonom fahrenden Kleinbussen, die in nicht allzuferner Zukunft die Bürger zum nächst größeren Verkehrsknotenpunkt bringen könnten. Die Grünen wollen sich dafür einsetzen, den ÖPNV größer zu denken, um die Lücke zwischen den Ballungszentren München und Nürnberg zu schließen.

EnergiewendeDie 10-H-Regel hat den Ausbau der Windkraft in Bayern praktisch zum Erliegen gebracht. Diese Entwicklung wird von den Grünen kritisiert. Sie plädieren für eine dezentrale Energieversorgung. Denn "nur so können wir die Monstertrassen verhindern", glaubt Bittlmayer. Das Rezept, um die Flaute bei der Windenergiegewinnung zu überwinden, liegt aus Sicht der Grünen bei einer starken Bürgerbeteiligung. Nur so steige die Akzeptanz gegenüber Windrädern.

"Die eine Lösung wird es nicht geben", stellt Bittlmayer klar. Die Grünen favorisieren einen Energiemix. Dazu gehören auch Biogasanlagen, allerdings nicht uneingeschränkt. Weil die Gefahr besteht, dass die Biodiversität leidet und "die Gegend vermaist".

Freiflächenphotovoltaikanlagen sind für die Grünen keine Option angesichts vieler noch freien Dächer, gerade bei Firmen. Die Gemeinden sollten mit gutem Beispiel vorangehen und PV-Anlagen auf ihren Gebäuden installieren.

NachhaltigkeitMittlerweile haben sich praktisch alle Parteien die Nachhaltigkeit groß auf ihre Fahnen geschrieben. "Das interpretiert jeder, wie er es braucht", moniert Bittlmayer. Es sei auffällig, dass sich die anderen Parteien ein grünes Image zulegen, fügt er hinzu. Gerade beim Blick auf das ein oder andere Wahlplakat, das sehr grün daherkommt, ist das nicht zu übersehen. Der OB-Kandidat findet das im Grundsatz positiv. "Es bestätigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind und dass die Leute über diese Themen nachdenken. " Die Gefahr, dass sich die Grünen in ihren ureigensten Themen Umwelt und Nachhaltigkeit nicht mehr von den anderen unterscheiden, sehen die Verantwortlichen nicht. ZukunftDas Wahlprogramm der Grünen enthält eine Reihe weiterer Themen. Das umfasst ökologische Landwirtschaft, den Ausbau von regionalen Vermarktern, Müllvermeidung oder einen besseren Internetauftritt des Landratsamts, um die Teilhabe der Bürger zu stärken.

Auf ein Wahlziel, wie viele Sitze sie im Kreistag denn gern hätten, wollen sie sich nicht festlegen. Gleiches gilt für die Landratskandidaten. "Wir unterstützen bewusst niemanden", betont Zink. Das könnte wohl auch daran liegen, dass sich die Grünen im Kreis offenbar nicht auf einen Kandidaten einigen konnten. "Wir vertrauen da ganz auf den Wähler", meint Bittlmayer diplomatisch.

Er verweist darauf, dass die Zusammenarbeit mit dem CSU-Landrat Anton Knapp in der zu Ende gehenden Legislatur hervorragend gewesen sei. "Er hat uns ernst genommen und uns zugehört. " Bittlmayer geht davon aus, dass es in Zukunft im Kreistag nicht einfacher werden wird. Er erwartet künftig mehr Fraktionen in dem Gremium und damit einhergehend mehr Meinungsvielfalt. Bittlmayer: "Ich sehe das durchwegs positiv. Aber es bedeutet letztlich mehr Arbeit für den Landrat. "

EK

 

Markus Meßner