Schernfeld
94,5 Prozent für Schorer-Dremel

Kreis-CSU analysiert Wahl und stellt sich für die nächsten zwei Jahre auf - Anetsberger Landratskandidat?

29.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:13 Uhr
Sieht sich gut aufgestellt für die nächsten zwei Jahre: Die Führungsriege des CSU-Kreisverbands um die Vorsitzende Tanja Schorer-Dremel (mit Blumen) mit Noch-Landrat Anton Knapp (links) und dem Bundestagsabgeordneten Reinhard Brandl (5. von links). −Foto: Meßner

Schernfeld (EK) Tanja Schorer-Dremel ist bei der jüngsten Kreisvertreterversammlung der CSU in Schernfeld mit großer Mehrheit erneut zur Kreisvorsitzenden gewählt worden.

Die Landtagsabgeordnete und stellvertretende Fraktionsvorsitzende erhielt 94,5 Prozent der rund 170 Stimmen. Sie steht bereits seit zehn Jahren an der Spitze des Eichstätter Kreisverbands, nun folgen mindestens zwei weitere.

Schorer-Dremel sprach von "bewegten Zeiten" und lobte das "gute Ergebnis" der CSU bei der Europawahl. "Der Trend geht nach oben", sagte sie. Bevor sie ausführlich auf das vergangene Jahr zurückblickte, sagte sie noch einige Sätze zur Landratswahl im nächsten Frühjahr. Schorer-Dremel hat ja bekanntlich vor Kurzem erklärt, nicht zu kandidieren, obwohl sie qua Amt im Grunde die erste Anwärterin ist. Die Entscheidung in München zu bleiben hat manchen an der Basis überrascht, ja sogar verwundert. "Sie hätte die Wahl sicher gewonnen", meinte eines der CSU-Mitglieder.

Die Kreisvorsitzende Schorer-Dremel selbst hielt sich zu dem Thema bedeckt. Über ihren eigenen Verzicht verlor sie kein Wort. "Wir führen gute Gespräche - aber heute wird das kein Thema sein", sagte sie. "Alle anderen Parteien warten, was wir tun. " Den Gefallen wolle man ihnen nicht tun, sagte sie. Es bleibe dabei, dass der Kandidat erst vor der Sommerpause präsentiert werde.

Nach Informationen unserer Zeitung soll der Beilngrieser Bürgermeister Alexander Anetsberger ein heißer Anwärter auf die Kandidatur für den Chefsessel im Landratsamt sein. Konkret auf seine Ambitionen angesprochen, sagte er: "Es ist noch zu früh, etwas dazu zu sagen. " Bisher sei jedenfalls noch keine Entscheidung gefallen, fügte er hinzu. Am Rande des Treffens hieß es dagegen aus gut informierten Kreisen, dass sich Beilngries demnächst wohl einen neuen Bürgermeister suchen müsse. Auch Christoph Würflein, Geschäftsführer vom Naturpark Altmühltal, soll wohl kurzzeitig als CSU-Kandidat im Gespräch gewesen sein, hat aber offenbar von sich aus abgewunken.

Bei der Versammlung wurde deutlich, wie weit verzweigt die CSU im Landkreis aufgestellt ist. Aus praktisch allen Winkeln kamen die Teilnehmer, insgesamt rund 170. Sämtliche Wahlen an dem Abend waren reine Formsache. Es gab weder Gegenkandidaten noch Einwände gegen die Wahlvorschläge. Neben Schorer-Dremel komplettieren die vier Stellvertreter Sabrina Fritsche (Beilngries), Alexander Heimisch (Gaimersheim), Norbert Hummel (Altmannstein) und Andreas Schieferbein (Kösching) sowie die beiden Schriftführer Hubert Hirschbeck und Gabriele Riepl und der Kreisschatzmeister Bernhard Bauch das Führungsteam. Hinzu kommen noch 18 Beisitzer aus dem gesamten Landkreis. Gewählt wurden außerdem die Delegierten für den Landes- und den Bezirksparteitag.

Auch dem CSU-Kreisverband ist nicht entgangen, dass die Partei bei den jüngeren Wählern nicht so gut abgeschnitten hat. "Da ist noch Luft nach oben", formulierte es Schorer-Dremel. Sie verwies im Zuge dessen auf ein Projekt, bei dem sie mit dem Bundestagsabgeordneten Reinhard Brandl auf Schulen zugegangen sei, um mit den Mädchen und Buben über Politik zu sprechen.

Brandl bezeichnete die CSU in seiner Begrüßungsrede angesichts des jüngsten Wahlergebnisses als "Stabilitätsanker der großen Koalition". Er legte den Schwerpunkt seiner Rede auf die technologischen Herausforderungen. Andere Länder seien, etwa bei der Entwicklung Künstlicher Intelligenz, auf dem Vormarsch. "Da müssen wir dagegenhalten", sagte der Bundestagsabgeordnete. Es gehe nicht nur darum, sich für eine saubere Umwelt einzusetzen, sondern auch um eine positive wirtschaftliche Entwicklung.

Auf die Kommunalwahlen im Frühjahr 2020 ging Bezirksrat Reinhard Eichiner kurz ein. Er lobte die Arbeit des scheidenden Landrats Anton Knapp, der den Landkreis zu einer "Region der Zukunft" gemacht habe. Eichiner gab zudem einen kurzen Abriss seines Engagements als Bezirksrat.
 

Hahn: Altes bewahren, Neues erschließen

Eichstätt (mms) Der Bundestagsabgeordnete und stellvertretende CSU-Generalsekretär Florian Hahn kam am Montagabend aus Oberhaching nach Schernfeld zur Kreis-CSU gefahren, um den Gästen erste Einschätzungen aus München nach der Europawahl mitzuteilen.Zunächst lobte er das eigene Ergebnis von etwas mehr als 40 Prozent. "Wir haben richtig Gas gegeben, eine tolle Teamleistung. " Hahn verwies darauf, dass in Europa lediglich die Regierungsparteien in Polen (PiS), Ungarn (Fidesz) und die Südtiroler Volkspartei besser abgeschnitten hätten. Ob diese Parteien aufgrund ihres Wahlerfolgs nun Vorbilder für die Christsozialen seien, sagte er allerdings nicht.Mit Blick auf das SPD-Desaster und die Verluste der Schwesterpartei CDU betonte er, dass sich die CSU erfolgreich gegen den Negativtrend der Volksparteien in Deutschland gestemmt habe. "Das ist auch das Verdienst von Manfred Weber. " Die CSU werde nun dafür kämpfen, dass Weber auch EU-Kommissionspräsident werde. Und im Überschwang fügte Hahn hinzu: "Wenn wir zusammenhalten, sind wir unschlagbar. "Aufgrund ihres guten Abschneidens nahm Hahn auch die Grünen ins Visier. Die CSU müsse sie ähnlich hart angehen wie die AfD. Man müsse sie in den Fokus nehmen und ihre Ideologie enttarnen, fuhr er fort. "Grün muss man sich leisten können. " Angesichts des momentanen Hypes werde das keine leichte Aufgabe. Mit Sorge blickte der Abgeordnete auf die Statistiken bezüglich der Erstwähler. Dort waren die Grünen stärkste Kraft, weit vor der CSU.Hahn erkannte, dass die Christsozialen die jungen Menschen nicht mehr erreichen. Als Beispiel nannte er das Youtube-Video ("Die Zerstörung der CDU") von Rezo, das für Aufruhr nicht nur in der Union gesorgt hatte. Es wurde bis zur Wahl viele Millionen Male geklickt. Die Volkspartei hatte keine adäquate Antwort darauf gefunden. Das Video habe zwar nach ersten Analysen keinen entscheidenden Einfluss auf die Wahl gehabt. Dennoch ist es aus Hahns Sicht eine der wichtigsten Aufgaben der Zukunft, wie man die jungen Menschen ansprechen kann, wie man Politik in der digitalen Welt transportiert. Hahns Vorschlag: "Altes bewahren, Neues erschließen. "

Markus Meßner