Eichstätt
Königstreue Eichstätter

Wittelsbacher Jubiläum 1880 wurde groß gefeiert - Fest-Hymne von Pfarrer Pirkl - Am 22. Oktober 1905 Brunnen eingeweiht

19.10.2018 | Stand 23.09.2023, 4:43 Uhr
Eichstätt feierte 1880 und 1905 das bayerische Königshaus durch große Feste. Im Beisein von Prinz Ludwig Ferdinand wurde am 22. Oktober 1905 der Wittelsbacher Brunnen am Leonrodplatz eingeweiht. Er war anlässlich der hundertjährigen Zugehörigkeit Eichstätts zum Königreich Bayern errichtet worden. −Foto: Sammlung Ettle

Eichstätt (EK) "Te Deum" im Dom, Kanonenschüsse, Geläut aller Glocken in der Stadt und in den Gemeinden, Huldigungsakt der Schuljugend und der Stadtprominenz im Englischen Garten: Zur Feier des Jubiläums "700-jährige Regierungszeit des bayerischen Fürsten- und Königshauses Wittelsbach" ließen es die Untertanen gewaltig krachen.

Am Eichstätter Rathaus war der Name des "Märchenkönigs" Ludwig II. (1864 bis zu seinem Tod im Starnberger See 1886) angebracht und illuminiert, der Kriegerverein hielt Zapfenstreich und zog durch die Stadt. Das war am 24. und 25. August 1880. Knapp vier Jahrzehnte später, im November 1918, gingen "Kini" und Königsreich sang- und klanglos unter.
Die Wittelsbacher waren aus dem Geschlecht der Grafen von Scheyern hervorgegangen und wurden nach einer Burg bei Aichach benannt. Im Jahr 1180 sind sie von Kaiser Friedrich I. Barbarossa, genannt Rotbart, mit dem Herzogtum Bayern belehnt worden. Eichstätt war ein selbstständiges Fürstbistum. Die Eichstätter kamen mit dem Herrscherhaus seit ihrer Zugehörigkeit zunächst 1802, endgültig 1806, gut zurecht. Vielleicht wirkte ja auch, dass die Königstochter Auguste Amalia Herzogin von Leuchtenberg und Fürstin von Eichstätt war?
Schulinspektor des Distrikts Eichstätt war vor rund 140 Jahren Pfarrer Georg Pirkl. Er hat eine Fest-Hymne zum Wittelsbacher Jubiläum verfasst, die vom Verlag August Hornik herausgegeben wurde. Damit möglichst viele Leute die Texte mitsingen konnten, wurden die Drucke billig verkauft; 100 Stück kosteten eine Mark. Nach der Melodie "Heil unserm König, Heil" wurde u. a. gesungen: "Treu siebenhundert Jahr, beschützet Thron und Altar, der Löwe Wittelsbach als Ehrensach'".
Die ganze Stadt war festlich herausgeputzt, besonders die Unterkünfte der "Dreier Jäger", die Stadtkaserne auf dem heutigen Gefängnisgelände und die Hofgartenkaserne (Sommerresidenz). Im Englischen Garten an der heutigen Rebdorfer Straße hielt Bürgermeister Georg Fehler eine Ansprache "an die hochverehrten Patrioten", die in beiden damals erscheinenden Eichstätter Heimatzeitungen abgedruckt wurde.
"In der Herzens vollster Begeisterung" werde im ganzen Land das Jubiläum der "Repräsentanten aller Tugenden und glänzenden Vorbilder" gefeiert. Die Wittelsbacher hätten es verstanden, nicht nur im Krieg, sondern auch im Frieden Arbeit, Handwerk, Ackerbau, Künste und Wissenschaften zu pflegen, zu fördern und zu schützen. Stolz könnten wir Bayern auf die Vergangenheit und in die Zukunft blicken. "Unser heißer Segenswunsch lautet, die Eiche Wittelsbach möge fort und fort grünen, blühen, gedeihen und erstarken", so der Bürgermeister. Er versicherte dem Königshaus die Treue. Die große Menge der Festteilnehmer stimmte ein "dreifaches Hoch" an und die Musikkapelle spielte die bayerische Nationalhymne.
Aus Anlass des Jubiläums wandte sich König Ludwig II. in einer Proklamation "an sein Volk". Darin dankte er insbesondere für die unwandelbare Anhänglichkeit und Treue und versicherte: "Das Glück meines Volkes ist das Ziel meiner heißesten Wünsche."
Lehrer Lindner von der Knabenschule am Jesuitenplatz (Leonrodplatz) hatte mit den Buben Lieder einstudiert. Mit von der Partie war auch die Liedertafel. Abends wurde ein Feuerwerk abgebrannt und die Willibaldsburg festlich beleuchtet. Die Reporter schrieben "von einer Eichstätter Zaubernacht".
Bürgermeister Fehler und der Magistratsrat sandten ins Königshaus ein Glückwunschtelegramm. König Ludwig II. ließ durch den Leiter des Kabinettssekretariats, Ministerialrat Friedrich von Ziegler, eine Dankdepesche absenden, in dem er "für die treu ergebenen Gefühle der Bewohners Eichstätts" huldvoll dankte.
In der Stadt und in den Gemeinden wurden die Jubiläen der Wittelsbacher fleißig mitgefeiert. Ein pompöses Fest war auch die Einweihung des Wittelsbacher Brunnens mit der Skulptur Patrona Bavariae, der Muttergottes mit dem Jesuskind auf dem Jesuitenplatz am 22. Oktober 1905. Der Anlass war die einhundertjährige Zugehörigkeit Eichstätts zum Königreich Bayern. Auf der Rückseite des Brunnens ist in Stein gemeißelt: "Hundert Jahre unter dem Szepter der Wittelsbacher 1806 - 1906, 11. März."

Gottesdienste und Freudenfeuer

Eichstätt (je) Das Jubiläum des Hauses Wittelsbach 1880 wurde nicht nur in der Bezirkshauptstadt Eichstätt, sondern auch in den allermeisten Gemeinden festlich begangen. Nachstehend eine Auswahl der Feierlichkeiten am Ludwigstag, den 25. August.
"Ein ächt bayerisches Volksfest" stieg in Gelbelsee. Schon am Vorabend des Sonntags spielte die Musikkapelle und zum Fest wurden die Dorfbewohner vor Sonnenaufgang durch schneidige Musik geweckt. Beim Gottesdienst in der Pfarrkirche Sankt Hippolyt sang die Schuljugend "in erhebender und rührender Weise" das Lied "Großer Gott wir loben dich". Festreden, "ergötzliche Spiele", Musik und Hurra-Rufe dauerten von Mittag bis zum Einbruch der Dunkelheit an.
Die Ochsenfelder würdigten den Tag durch einen Gottesdienst und eine Feier "auf freiem Platze" und durch das Absingen der Fest-Hymne von Pfarrer Pirkl. Bei Dunkelheit brannten die Biesenharder auf der Anhöhe ein Freudenfeuer ab. In Gaimersheim war die Jubiläumsfeier mit der Einweihung des Kriegerdenkmals verbunden. Der Reporter schrieb: "Durch die schön dekorierte Hauptstraße unseres hübschen Marktfleckens ging der Festzug von Fähnchen tragenden Knaben und weiß gekleideten Mädchen und einer großen Volksmenge vom Rathaus zur Kirche". Nach der Festmesse und der Denkmalweihe wurde im Mohrbräugarten ein Festspiel aufgeführt, an das sich Reden und Gesänge anschlossen.
"In wahrhaft feierlicher Weise" begingen die Gemeinden Mörnsheim und Mühlheim das Jubiläum. Im Festzug wurde die alte Bürgerfahne von Mörnsheim mitgetragen. Bei der Feierstunde sagte Schulinspektor Ludwig Falkner: "Wir wollen ewig Bayern sein und bleiben. "
Aus Kipfenberg wurde berichtet: "Das im Altmühltal vom Verkehr mit der Welt abgeschlossene Örtchen feiert auch das Herrscherhaus. " Böllerschüsse machten den Auftakt, die Häuser waren beflaggt, es gab einen Festgottesdienst, einen Umzug und Oberamtsrichter Josef Fischer legte in seiner Rede "Zeugnis vom Patriotismus" ab. Die Schützengesellschaft Kipfenberg setzte zu einem anderen Zeitpunkt eine eigene Feier an.
Der Festzug in Beilngries begann beim Rathaus, führte durch das obere Tor, um die Stadt, zum unteren Tor und zum Festplatz. Kanonenschüsse, Musik, Gesänge und Festreden bestimmten auch in Beilngries den Ludwigstag.

Josef Ettle