Klavierabend mit besonderer Note

07.11.2008 | Stand 03.12.2020, 5:27 Uhr

Mit Werken von Haydn, Schumann, Debussy und Chopin gestaltete Burak Çebi einen Klavierabend in der Aula der Eichstätter Uni. - Foto: smo

Eichstätt (EK) Einen Klavierabend mit besonderer Note konnte erleben, wer jüngst in der Aula der Universität Eichstätt zugegen war. Mit dem jungen türkischen Pianisten Burak Çebi präsentierte die Musikdidaktikabteilung der Katholischen Universität Eichstätt in Zusammenarbeit mit der Musikhochschule Nürnberg einen höchst talentierten, sehr gut vorbereitet wirkenden Pianisten.

Recht passend zu Beginn, das Haydnjahr 2009 einläutend Josef Haydns Capriccio in G-Dur "Acht Sauschneider müssen seyn", das ein abwechslungsreiches Variationenwerk darstellt. Kraftvoll und absolut souverän beginnt Burak Çebi diese Capriccio klanglich transparent, insgesamt mit unglaublich rundem Ton, die filigranen Linien, in denen die musikalische Thematik immer wieder abwechslungsreich postuliert wird, fein strukturiert und nuancenreich herausarbeitend.

Dabei artikuliert er höchst konsequent und bewusst. Perlig dargebotene Läufe lassen alles ineinander übergehen. Dramatische Entwicklungen unterstreicht Burak Çebi mit wohl dosiertem Pedalgebrauch, die Dynamik fein abstufend.

Markantes Spiel

Wie schwerelos und doch die Intensität des Flügels von Anfang an voll auskostend beginnt Çebi Robert Schumanns grandiose Klavierfantasie C-Dur op. 17. Leidenschaftliche Ekstase kennzeichnet Çebis Interpretation im ersten Teil – durchaus fantastisch und leidenschaftlich vorzutragen – ohne jedoch gleich zu dick aufzutragen. Erst allmählich führt er psychologisch bewusst Steigerungen durch. Kontrapunktisch fugale Passagen präsentiert Çebi unglaublich deutlich markant.

Nach dem folgenden "mäßig" überschriebenen Teil, den Çebi fein und mit schönem Klavierklang darbot, konnte er die schroffen Gegensätze der abschließenden Teile – "durchaus energisch" "langsam getragen" und "durchweg leise zu halten" – mit hinreißender dramatischer Gestik des Ausdrucks überzeugend gestalten.

Im folgenden war es zunächst die Barcarolle op. 60 von Frederic Chopin, deren zahlreiche klangmagischen Momente voller Leidenschaft und Ekstase, doch klanglich immer die Zusammenhänge aufdeckend, interpretiert wurde. Beeindruckend dargeboten dann die Imitation der aufschäumenden Wellen um die Barcarolle. Im Verlauf dramatische dynamische Steigerungen, balancierte, perlig ausgeführte Ornamentik. Die Barcarolle op. 60 beinhaltet alles, was Chopinsche Klavierästhetik zu bieten vermag.

In den den Abend beschließenden Preludes Livre I von Claude Debussy verstand es Çebi genial und mit musikalischem Charme, diese wunderbaren Charakterstücke geistreich darzustellen. Im ersten "Danseuses de Delphes" zeigte er, wie man Akkordfolgen wunderbar in den Raum stellen kann, wie man Akkordgebilde samtig nachklingen lassend am Klavier auskosten kann. Mit einem intensiv wirkenden Schlussakkord unterstrich Çebi das Ende des ersten Stücks.

Nuancenreich dann Nr. II Voiles. Mit sparsamer Note entsteht hier große Musik. Schillernd die bizarren Arpeggi in "Voiles". Beweglich motorisch und energetisch interpretiert die Nr. III. Ruhe atmend kommt dann die Nr. IV. Feierlich wirkende Klänge auskostend dann in La Cathedrale.

Mit dem feinsinnig dargestellten Minstrels geht dieser Zyklus wohl durchdacht zu Ende und damit ein großer und spannender Klavierabend, wie man ihn sich öfter wünschen würde. In vielerlei Hinsicht ist Çebi musikalisch überzeugender gewesen als so manch hoch gelobter Star. ? Carlheinz Wolf