Kipfenberg
Geschichte mit offenen Fragen

Karl Heinz Rieder beleuchtet zum Festjahr die Entstehung und den Ortsnamen Kipfenbergs

12.04.2016 | Stand 02.12.2020, 19:58 Uhr

Eine kolorierte Federzeichnung zeigt Kipfenberg im Jahre 1845. Der Künstler ist unbekannt. Heuer feiert der Markt mit seiner hoch oben thronenden Burg die erste urkundliche Erwähnung vor 750 Jahren. ‹Œ Repro: Rieder

Kipfenberg (EK) Ortsjubiläen sind identitätsstiftend und regen die Fantasie an. Das wurde beim Festvortrag über die erste urkundliche Erwähnung Kipfenbergs vor 750 Jahren deutlich. Kreisheimatpfleger Karl Heinz Rieder machte auf kurzweilige und einprägsame Art und Weise Geschichte erlebbar.

"Ich freue mich selbst auf diesen Abend", sagte Rieder gleich zu Beginn. Nur über die "Kropfe" zu sprechen sei zu trocken. Daher stelle er die frühe Geschichte der Burg und deren Besitzer in den Fokus. "Die Zeit gibt uns einen Rhythmus vor. Vor allem, wenn wir Rückschau halten, bekommen wir einen Einblick in die Dinge, die wirklich wichtig waren", betonte Rieder. Geschichte aufzuschreiben und so zu überliefern, sei im Mittelalter Aufgabe der Kleriker gewesen. Dieses Schriftgut und weitere Quellen aus der Neuzeit hat Rieder gesichtet, komprimiert und interpretiert.

Mit dem Datum 16. Mai 1266, dem der Markt Kipfenberg heuer seine 750-Jahr-Feier zu verdanken hat, begann sicher nicht die Geschichte der Burg und die des Marktfleckens. Ein völlig bedeutungsloses Ereignis - der Verkauf eines Fischgewässers - nennt in dem Kaufvertrag einen "Rüdiger" aus Kipfenberg als einen der vielen Zeugen. Genau an diesem Tag ist der Ortsname "Kipfenberg" erstmals schriftlich erwähnt worden. Und auch zu dem Namen des Zeugen Rüdiger hatte Rieder Interessantes parat. Natürlich hieß dieser Zeuge zu jener Zeit nicht Rüdiger, sondern Rudegus, wie in der Urkunde steht. Der aufmerksame Zuhörer erfuhr: Mit dem Rudegus hat es auch etwas Besonderes auf sich. Über dem Namen befindet sich ein Schriftzeichen in Form eines Hakens, das als Abkürzung für die Silbe "er" im Mittelalter stand. Und damit steht fest, so der Kreisheimatpfleger, es handelt sich um einen Rudegerus. Dieser war ein ministerialer Beamter, ein Ritter, dem militärische Funktionen übertragen waren.

Bekannt ist, dass der Name Kipfenberg schon in Siegeln des 13. Jahrhunderts auftaucht. "Vor etwa zehn Jahren wollte ich es ganz genau wissen, was es mit Kipfenberg auf sich hat", ließ Rieder, der mit ganzem Herzen in der Historie seiner Heimatgemeinde verwurzelt ist, die gespannten Zuhörer wissen. Der Namensteil "Berg" erkläre sich leicht. Was aber habe es mit "Kipf" auf sich, fragte Rieder. "Ist Kipf die Bezeichnung einer Felsformation, vielleicht in Form eines Kipferls? Geht Kipf auf den alten Begriff ein Kipf Brot zurück? Oder geht der Namensteil auf eine Runge, ein Widerlager eines Leiterwagens zurück oder gar auf einen Begriff aus der Wagnerei" Eine schlüssige Antwort konnte der promovierte Archäologe natürlich nicht geben. Fest steht aber, das Wappen der heutigen Marktgemeinde mit dem Kipfstock in seinem Zentrum führten schon die Ritter aus dem Geschlecht der Kropf von Flüglingen, die auf Burg Kipfenberg bis zu Beginn des 14. Jahrhunderts residierten.

1301 verkaufte bekanntlich Konrad Kropf "Burg und Opidum" an den Fürstbischof von Eichstätt. Ein cleverer Schachzug, wie Rieder ausführlich darlegte. "Aber ein Opidum, eine befestigte Stadt, das wäre schön", so Rieder. Er ist überzeugt, eine Stadt im heutigen Sinn war Kipfenberg damals nicht. Im Umfeld der Burg lebten wohl einige Handwerker und Bauern. Darauf deuten auch die Ausgrabungen bei der Sparkasse hin, die eine Brandschicht aus dem 12. oder 13. Jahrhundert und darauf eine befestigte Mauer aus dem 14. Jahrhundert nachweisen. Rieders Vortrag zeigte viele Forschungslücken auf. Es sei schwierig bis unmöglich festzustellen, was sich tatsächlicher im Detail ereignet hat. Für Historiker biete sich ein Terrain, das noch intensiv untersucht werden muss. In 50 Jahren zur 800-Jahr-Feier werde das Bild vielleicht schon viel genauer sein. "Für mich ist es immer eine große Freude, in die Geschichte hineinschauen zu dürfen", schloss Rieder seinen mit eindrucksvollen Bildern und Dokumenten ausgestatteten Vortrag.

"Wir hier in Kipfenberg erinnern uns unserer Geschichte. Vor allem aber ist das 750-jährige Jubiläum für uns ein Anlass zur Freude und zum Feiern", sagte Bürgermeister Christian Wagner. Das große ehrenamtliche Engagement für die Gemeinde und ihre Menschen zeuge von dem besonderen Geist Kipfenbergs. Wagner dankte allen, die zum Gelingen der Festveranstaltung beigetragen haben. "Das kann man gar nicht genug würdigen, was du, lieber Charles, für den Markt Kipfenberg als Kreisheimatpfleger und Chronist alles tust", lobte Wagner. Für einen festlichen musikalischen Rahmen beim Vortrag waren der Männergesangverein "Liederkranz 1881" und die Jagdhornbläsergruppe der Sänger verantwortlich.