Kipfenberg
Entwarnung: Amtsgericht bleibt stehen

Trotz Abrissgenehmigung will die Klinik Kipfenberg die historischen Gebäude erhalten

11.12.2011 | Stand 03.12.2020, 2:03 Uhr

Obwohl die Abrissgenehmigung vorliegt: Geschäftsführer Rainer Meinhardt versichert, dass sowohl das ehemalige Gefängnis (vorne) als auch das ehemalige Amtsgericht (rechts) erhalten bleiben - Foto: chl

Kipfenberg (EK) Die Kipfenberger und das Verhältnis zu ihrer Klinik – eine gelegentlich zwiespältige Beziehung: Die Klinik ist mit rund 500 Arbeitsplätzen der größte Arbeitgeber. Aktuell werden hier 16, 2 Millionen Euro investiert, im Mai gab es zum Richtfest des Neubaus höchstes Lob. Und doch . . .

In Kipfenberg regt sich auch Unmut, in der Redaktion des EICHSTÄTTER KURIER melden sich besorgte Menschen, die ihren Namen nicht gedruckt sehen möchten: Jeder hat jemanden in Verwandtschaft oder Freundeskreis, der in der Klinik arbeitet – und steht der Klinik dennoch skeptisch gegenüber. Einerseits geht es um den „Klinikneubau im Stil eines DDR-Plattenbaus mit dunkelbraunem Anstrich“, mehr noch fürchten die Kritiker im Zuge der umfangreichen Erweiterungsbauten den Abriss des ehemaligen Gefängnisses und des vormaligen Amtsgerichtes – Gebäude aus dem frühen 20. Jahrhunderts, die nach Ansicht vieler Kipfenberger eigentlich denkmalwürdig wären. Allerdings stehen sie nicht auf der Denkmalliste.

Tatsächlich ist der Abriss der in den 1890er Jahren erbauten Gebäude bereits genehmigt. Trotzdem ist die ganze Aufregung schon überholt, wenn man dem Geschäftsführer der Klinik Kipfenberg, Rainer Meinhardt, Glauben schenken darf. Die Kipfenberger rechnen zwar mit dem Anrollen von Abrissbaggern, aber Meinhardt versicherte jetzt auf Anfrage unserer Zeitung: „Wir werden weder das Gefängnis noch das Amtsgericht abreißen, beides bleibt erhalten.“

Meinhardt verhehlt nicht, dass es tatsächlich Pläne für den Abriss gegeben hat: Das ehemalige Amtsgericht sollte der zentralen Zufahrt zur dann vergrößerten Klinik zum Opfer fallen, die entsprechenden Baugenehmigungen sind bereits durch. Diese Pläne sind aber, so versichert Meinhardt, inzwischen vom Tisch.

Allerdings ist das Gebäude, das nach dem Zweiten Weltkrieg als erstes Kreiskrankenhaus im Landkreis Eichstätt diente und später dann die Altmühltal-Klinik beherbergte, dringend sanierungsbedürftig. „Wir wollten es für einen Euro an die Gemeinde verkaufen, brachten es aber nicht los.“

Beide Gebäude – im ehemaligen Gefängnis hat unter anderem ein ambulanter Schmerztherapeut seine Praxis – werden von der Klinik saniert und auch künftig weiter genutzt. „Unter anderem planen wir da jetzt Gästezimmer für die Angehörigen von Patienten.“

Momentan liegt Meinhardts Hauptaugenmerk jedoch auf dem Neubau: Mit dem neuen fünfstöckigen Gebäude kommen zu den bestehenden 100 Krankenhaus- und 60 Reha-Betten weitere 115 Betten zur Behandlung neurologischer und orthopädischer Patienten hinzu. Hier entsteht außerdem „eine der größten Intensivstationen der Neurologischen Frührehabilitation in Deutschland“, sagt Meinhardt. Das Gebäude entspreche den modernsten Anforderungen und werde Patienten und Personal optimale Bedingungen bieten.

Und wenn der Neubau bezogen ist, werden wirklich noch Abrissbagger auf das Klinikgelände rollen: „Wir planen den Teilabriss des Schwesternhauses und anderer Anbauten seit den 1960er Jahren“, sagt Meinhardt. Das werde den historischen Gebäuden, an denen offenbar das Herz der Kipfenberger hänge, aber nicht schaden, sondern eher nützen, versichert der Geschäftsführer.