Eichstätt
Keine Not-, sondern Außenlandung

Rettungseinsatz in Eichstätt: Betroffener Pilot meldet sich zu Wort und gibt Tipps

25.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:18 Uhr
Kein außergewöhnliches Bild: Bei Segelfliegern ist eine kontrollierte Außenlandung wegen fehlender Aufwinde quasi an der Tagesordnung. Ein ähnlicher Vorfall hat am vergangenen Donnerstagabend in Eichstätt einen Großeinsatz von Rettungskräften ausgelöst. −Foto: Pachowsky

Eichstätt - Die Segelflugsaison beim Fliegerclub Eichstätt hat wieder begonnen. Unter diversen Corona-Auflagen ist es nun wieder erlaubt, einen einigermaßen normalen Flugbetrieb durchzuführen.

Die Freude der Mitglieder, endlich ihrem Hobby nachgehen und in den Flieger einsteigen zu können, ist riesig. Das führt dazu, dass bei gutem Wetter derzeit fast täglich Flüge von der Waschette aus unternommen werden.

Da bleibt das eine oder andere Malheur nicht aus: So geschehen am vergangenen Donnerstagabend, als der Pilot eines Segelflugzeugs östlich des Gewerbegebiets Sollnau eine vermeintliche Notlandung hinlegte. Ein Zeuge alarmierte die Rettungskräfte, die mit Feuerwehr und Hubschrauber anrückten. Viel Wind um nichts? Der betreffende Pilot, Tobias Pachowsky vom Fliegerclub Eichstätt, meldet sich nun zu Wort und erklärt, dass eine außerplanmäßige Landung nichts Ungewöhnliches ist.

Um als Segelflieger lange und weit fliegen zu können, braucht man Thermik, so Pachowsky. "Wenn der Pilot aber keine Thermik mehr erwischt, dann muss er logischerweise seine Maschine landen. Nicht immer ist gerade ein Flugplatz in der Nähe." Deshalb sei es für Segelflieger erlaubt, auf einer Wiese oder einem Feld eine kontrollierte Landung durchzuführen. Das nenne sich dann nicht Notlandung, sondern Außenlandung. "Dieser Fall tritt an einem guten Flugtag in Deutschland vermutlich an die 100-mal ein und wird während der Ausbildung mehrmals trainiert, um einen sicheren und risikolosen Ablauf zu gewährleisten", betont Pachowsky.

"Genau das war der Fall, als ich am 21. Mai nach einem 800 Kilometer langen Streckenflug zurück zum Flugplatz in Eichstätt wollte. Die Thermik war am Abend leider so schwach, dass mir ein paar Meter an Höhe fehlten, um auf die Waschette zu kommen. Ich entschied mich daher, neben der B13 beim Industriegebiet auf einem Acker zu landen. Die Landung verlief einwandfrei. Ich flog eine saubere Landekurve und setzte ohne irgendwelche Risiken oder Schäden im Feld auf. Ein Autofahrer auf der B13 beobachtete dies. Er setzte einen Notruf ab, da er dachte, es handelt sich um einen Absturz. Es dauerte keine fünf Minuten, da standen um meinen Flieger herum mehrere Feuerwehrautos, Rettungswagen und die Polizei. Kurz darauf landete dann auch noch der ADAC-Hubschrauber neben mir. An dieser Stelle gebührt den Einsatzkräften ein großer Dank. Im Ernstfall hätte mir ihr schnelles Eingreifen vermutlich das Leben retten können, auch wenn hier kein Eingreifen nötig war und alle wieder abrücken konnten." Um solch einen Fehlalarm verhindern zu können, gebe es Leitlinien, die zu befolgen sind, wenn man als Ersthelfer einen vermeintlichen Unfall bemerkt, schildert Pachowsky. Die Leitlinie der Rettungskräfte sei da eindeutig: "Begeben Sie sich zur Unfallstelle und verschaffen Sie sich einen kurzen Überblick." Denn zunächst müsse der Ort des Geschehens abgesichert werden. Danach werde erst der Notruf abgesetzt.

"Als außengelandeter Segelflieger freue ich mich über jeden, der zu mir kommt und sich erkundigt, ob alles in Ordnung ist. Für die meisten ist ein solcher Vorfall eben nichts Alltägliches", so Pachowsky weiter. "Daher mache ich auch dem Autofahrer, der den Notruf gewählt hat, keinen Vorwurf. Mir ist es lieber, einmal zu viel von den Rettungskräften in Empfang genommen zu werden als einmal zu wenig." In diesem Fall aber sei es eben keine Notlandung und kein Absturz gewesen, sondern eine kontrollierte Außenlandung und ein Großeinsatz, der nicht hätte sein müssen.

EK/kno