Eichstätt
Keine Angst vor Robotern

Das Bayernlab in Eichstätt lockt mit Drohnen, 3D-Druckern und vielen Infos zum Thema Digitalisierung

15.09.2020 | Stand 23.09.2023, 14:09 Uhr
Nicht (nur) Spielzeug, sondern wegweisende Technik halten diese Herren in den Händen: Martin Spiegel (Mitte) und seine Mitarbeiter Patrick Brüll (links) und Simon Reil. Im neuen Eichstätter Bayernlab winken neue Errungenschaften wie Roboter oder Drohnen. −Foto: Kurz

Eichstätt - Plötzlich blinkt das Ding und sirrt wie eine aggressive Hornisse. "Und jetzt hoch, einfach wie einen Joystick benutzen", lautet die Anweisung. Ich lasse den Daumen vorsichtig übers Smartphone-Display rutschen, die Drohne gewinnt schwankend an Höhe. Nur gut, dass wir drinnen sind und ich niemanden damit abschießen kann. Das Gerät gegen die Wand fliegen kann ich trotzdem - und tue es auch. Zum Glück ist die Drohne extra so gebaut, dass sie in ihre gepolsterten Einzelteile zerspringen kann, ohne dabei kaputt zu gehen.

Im neuen, Eichstätter Bayernlab können Besucherinnen und Besucher Technik ausprobieren, die es auf diesem Stand noch nicht lange gibt. Die Einrichtung in Eichstätt ist die neunte im Freistaat, zuständig ist das Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung. Die Indoor-Drohne, die sich übers Smartphone steuern lässt, gehört ebenso zum Programm wie "Augmented-Reality"-Software, die der wirklichen Welt eine digitale Ebene hinzufügt. So kann man im Bayernlab mit einem Tablet in der Hand großformatige Bilder anschauen, die (in echt) an der Wand hängen. Hält man das Tablet samt Kamera davor, sieht man nicht nur das Bild an der Wand, sondern auch zusätzlich digital erzeugte, dreidimensionale neue Elemente. So schaut auf einem Bild (an der Wand) eine Tänzerin hinab, und wenn man das Tablet davorhält, sieht der Betrachter eine digitale Version von ihr aufrecht vor sich schweben. Bei einem anderen Bild lässt das Tablet ein Waschbecken aus der Wand ragen, in dem ein Hai ein Boot umkreist - Möglichkeiten, die in den kommenden Jahren sicher auch vermehrt große Ausstellungen nutzen werden, sei es um zu informieren oder neue künstlerische Wege zu gehen.

Natürlich sirrt und blinkt nicht alles im Bayernlab, und nicht bei allem hat man einen Wow-Effekt (wenn auch bei Vielem). Denn die Einrichtung soll nicht nur unterhalten, sondern auch informieren über die Möglichkeiten, die sich heutzutage bieten. Digitale Verwaltung oder der neue Personalausweis, mit dem man sich vom PC aus identifizieren kann, sind Themen der Stationen, an denen sich die Besucher schlaumachen können. So wird etwa der Bayernatlas erläutert, der Vermessungsdaten, Entfernungen oder Höhenunterschiede darstellt. Auch ein 3D-Drucker steht im Bayernlab; mit solchen Geräten lassen sich Vasen oder Stiftehalter herstellen, aber auch Werkzeuge oder Prothesen. Die Besucher können dem Drucker nicht nur bei der Arbeit zuschauen, sondern auch die fertigen Produkte in die Hand nehmen - eines fühlt sich nach Plastik an, ein anderes wie fester Schaum, ein drittes wie federleichtes Metall.

"Wir möchten die Digitalisierung der Bevölkerung näherbringen", sagt der Leiter Martin Spiegel, "und die Furcht davor nehmen, dass das alles schlecht ist." Dennoch spare das Bayernlab auch die Gefahren nicht aus, die die Digitalisierung mit sich bringt. Zum Thema Internetsicherheit gib es daher eine eigene Info-Station, es geht um Viren und Trojaner, also schädliche Programme, die Informationen über die Nutzer sammeln. Man kann sogar üben, sichere Passwörter zu erstellen; eine Software wertet dann aus, wie lange ein gewöhnlicher Computer brauchen würde, um die Kombinationen zu knacken. Solche aus Buchstaben, etwa das Wort "Zeitung", sind schnell entschlüsselt, nur wenige Sekunden würde es dauern. Fügt man eine Zahl hinzu, steigt der Zeitaufwand schon auf drei Stunden, bei einem Sonderzeichen wie "#" sind es dann schon sieben Jahre. Kommen dann noch zwei weitere Zahlen hinzu, würde ein Standard-Computer 36000 Jahre brauchen.

Daneben gibt es Roboter, Simulationen und Lernspielzeug auszuprobieren, selbst der Serverraum mit bunten Kabelsträngen ist geöffnet und informiert über Netzwerke. Doch trotz all dieser verschiedenen Themen gebe es nur einen Ausschnitt zu sehen, sagt Spiegel, denn die Digitalisierung sei ein Bereich, in dem es schnell Neues gebe.

Der aktuelle Stand lässt sich also nun auch in Eichstätt bewundern. Geöffnet ist Montag und Dienstag von 10 bis 17 Uhr, Mittwoch von 14 bis 17 Uhr und Donnerstag 10 bis 14 Uhr. Freitag, Samstag und Sonntag ist das Bayernlab zwar geschlossen, aber nach vorheriger Anmeldung ist auch dann ein Besuch möglich. Wenn die Corona-Zustände es wieder zulassen, sollen Workshops für Schulklassen angeboten werden, auch können dann die speziellen Brillen genutzt werden, mit denen man sich in virtuellen 3D-Räumen bewegen kann. Ganz wirkliche Räume hingegen können auch jetzt schon im Bayernlab genutzt werden; für nichtkomerzielle Zwecke können Schüler, Studenten oder Vereine nach Anmeldung einen PC-Arbeitsplatz oder einen Videokonferenzraum kostenlos nutzen.

EK

Florian Kurz