Eichstätt
So funktioniert Werbung im Internet

In der dritten Vorlesung der Kinderuni an der KU Eichstätt drehte sich alles ums weltweite Netz

13.11.2017 | Stand 02.12.2020, 17:13 Uhr
Total vernetzt: Bettina Kriegl (rechts) erklärte den jungen Teilnehmern der Kinderuni alles Wichtige zum Thema Werbung im Internet. −Foto: Riß

Eichstätt (EK) Werbung kennt jeder. Sie begegnet uns täglich auf ganz unterschiedliche Weise und in den verschiedensten Formen. Dabei spielt das Internet eine immer größere Rolle, wie auch die neugierigen Zuhörer der Kinderuni in der dritten Vorlesung erfahren haben.

Was Werbung überhaupt ist, das war den jungen Besucher der Vorlesung "Total vernetzt - Werbung im Internet" schon klar. "Da wird man über Produkte informiert", sagte ein Mädchen. "Unternehmen werben für sich", meinte ein Bub. Egal ob im Fernsehen, im Radio oder Internet, auf Plakaten, in der Zeitung oder in Prospekten, Werbung gebe es nur aus einem Grund: "um den Verkauf anzukurbeln", verriet Bettina Kriegl, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Marketing und Dienstleistungsmanagement an der Technischen Hochschule Ingolstadt.

Aber wie wird Werbung eigentlich gemacht? Die Comicfiguren Inge Internet und Felix Fernsehen beantworteten diese Frage in einer Kurzgeschichte: Felix wollte seine Turnschuhe verkaufen und hat deshalb eine Agentur beauftragt, die sich eine Werbung überlegte. Inge Internet verbreitete diese dann in ihrem weltweiten Netz und jeder, der die Werbung sah, konnte sich entscheiden, ob er Felix' Turnschuhe kaufen möchte oder nicht.

"Das Internet ist riesengroß, es umspannt die ganze Welt und verknüpft überall Computer miteinander", erklärte Kriegl. "Da werden doch unzählige Daten wie Videos, Bilder oder Texte gespeichert, auf die jeder zugreifen kann", fügte ein kleiner Informatikerprofi hinzu. Und genau deshalb sei das Internet so eine beliebte Werbeplattform und keine Einbahnstraße in Sachen Vermarktung. "Stimmt, weil beim Fernsehen kann ich ja nix machen, außer die Werbung anschauen, aber im Internet kann ich auch draufklicken", fügte ein Mädchen hinzu.

Mittlerweile sind im Netz unzählige Formen von Werbung zu finden, die sich oftmals gut getarnt auf den Seiten tummeln. Bei einem kleinen Rätsel lernten die Kinder Werbearten wie Newsletter, Video, Banner oder Skyscraper sowie deren Funktionen und Unterschiede kennen. Über die wesentlichen Merkmale von Werbung wussten die jungen Nutzer schon Bescheid: "Da sieht man eine Marke, ein Logo oder ein Produkt. Manchmal steht da auch ,Jetzt kaufen' dran. Und Werbung hebt sich farblich von der restlichen Seite ab." Auch in sozialen Netzwerken tauche vor allem personalisierte Werbung immer häufiger auf und das sei kein Zufall, erklärte die Referentin. "Das Internet merkt sich alles, was man macht, und zeigt einem Werbung von Sachen, für die man sich interessiert." Deshalb bekamen die Kinder am Ende der Vorlesung noch wichtige Tipps, wie man persönliche Daten schützt und sich im Internet richtig verhält.

 

Die Plätze der Kinderuni in Ingolstadt sind bereits ausgebucht. Die letzte Vorlesung in Eichstätt über Automatisiertes Fahren findet am kommenden Freitag um 16.15 Uhr an der KU, Hörsaal A 201 statt. Kurzentschlossene können auch ohne Anmeldung vorbeischauen.

DAS WICHTIGSTE ZUM THEMA

Gerade für Kinder hat das Thema Werbung im Internet immer mehr Bedeutung, findet Bettina Kriegl, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Marketing/BWL an der Technischen Hochschule Ingolstadt. Jeder Deutsche ist laut Erhebungen täglich 128 Minuten im Internet. Auch viele Kinder verbringen schon im Grundschulalter Zeit mit Online-Medien. Es gibt sogar soziale Netzwerke für Kinder unter 13 Jahren, die den großen Vorbildern wie Facebook oder Instagram nachempfunden sind.

 

Das Problem ist: Kinder tun sich oft schwer damit, richtig zu erkennen , was Werbung ist und was nicht. Werbung im Internet sei schwerer von anderen Inhalten zu unterscheiden als beispielsweise im Fernsehen, meint Kriegl: "Kinder sind sich nicht unbedingt bewusst, wie sehr sie manipuliert werden."

Besonders gilt das für sogenannte Testimonials : Wenn zum Beispiel Mesut Özil ein Foto von sich mit neuen Fußballschuhen auf Facebook veröffentlicht, ist zunächst nicht ersichtlich, ob das Ganze einfach ein Bild aus seiner Freizeit ist oder ob er vom Hersteller der Schuhe dafür bezahlt wird, dass er sich damit fotografieren lässt. Neue Gesetze sollen die Kennzeichnung dieser Art von Werbung bald strenger regeln, wie Kriegl erklärt.

 

Personalisierte Werbung ist eine der gegenwärtig wichtigsten Marketing-Formen und wird in Zukunft noch verfeinert werden. Dabei werden Internetnutzern Angebote angezeigt, die zu ihren Bedürfnissen passen. Jemand, der viel Ski fährt, sieht beispielsweise in einem Online-Shop für Sportartikel ein Hintergrundbild mit Skiern, ein Snowboarder dagegen sein Lieblings-Sportgerät. Dafür müssen Informationen über die Nutzer gespeichert werden. Man nennt das Webtracking. Auch dafür müssen Kinder sensibilisiert werden, meint Bettina Kriegl. Sie sollten verstehen, dass es kein Zufall ist, wenn man Werbung für Möbel und Umzugsunternehmen angezeigt bekommt und kurz zuvor auf Facebook seinen Wohnort geändert hat. | kpo