Eichstätt
Mit dem Spaten nach Geschichte graben

Kinder-Uni: Nadin Burkhardt gewährte den Buben und Mädchen Einblicke in die Archäologie

29.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:21 Uhr
Archäologin Nadin Burkhardt hatte auch einige Artefakte mitgebracht, die die Kinder unter die Lupe nehmen durften. −Foto: Schiavone

Eichstätt (EK) Herbstzeit ist Kinder-Uni-Zeit. Auch in diesem Jahr lösen wieder WissenschaftlerInnen der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und der Technischen Hochschule Ingolstadt mit Kindern im Alter von neun bis dreizehn Jahren die Rätsel der Wissenschaft.

Es ist Freitagnachmittag, kurz nach 16 Uhr. Eigentlich sind die Gänge des Kollegiengebäudes um diese Uhrzeit bereits verwaist, doch seit zwei Wochen durchstreifen jeden Freitag Viert-, Fünft- und Sechstklässler gemeinsam mit ihren Eltern den Uni-Campus. Denn die Kinder-Uni nimmt wieder ihren alljährlichen Betrieb auf. In vier spannenden Vorlesungen berichten Wissenschaftler der KU und THI über spannende Themen aus ihren Fachgebieten und lassen sich Löcher in den Bauch fragen. Heiner Böttger, Professor für Didaktik der Englischen Sprache und Literatur an der KU, hatte die Vorlesungsreihe in Eichstätt eröffnet. Am Freitag stand nun Nadin Burkhardt im Hörsaal, um den Kindern aus ihrem Leben als Forscherin und Archäologin zu erzählen. Die Jungprofessorin arbeitet am Lehrstuhl für Klassische Archäologie der KU. Neben der Forschung zählen aber auch Ausgrabungen vor Ort zu ihrer Arbeit.
Klassische Archäologen suchen nach den Spuren der Griechen, Römer oder deren Nachbarn, erklärt Nadin Burkhardt. Bei der Arbeit eines Archäologen dürfen natürlich auch die obligatorischen Pinsel, Kelle und der Spaten nicht fehlen. Doch viele Ausgrabungsstätten sind unter der Erde. Die Archäologen müssen dazu den Boden zunächst "durchleuchten". Dafür gibt es eine Vielzahl an Methoden. Die "Survey" ist eine davon: "Um abschätzen zu können, welche Funde im Boden sein könnten, laufen mehrere Forscher in einer Reihe über das Feld und sammeln alles auf, was sie finden. Erst danach werden weitere Forscher zu Rate gezogen, Geophysiker zum Beispiel, die mit Röntgengeräten den Boden untersuchen. Erst dann wird entschieden, ob gegraben wird oder nicht", erklärt Burkhardt.

Die großen, komplexen Gerätschaften erwecken das Interesse der jungen Zuhörerschaft, das hält sie aber nicht davon ab, auch kritische Fragen zu stellen: "Kostet so ein Röntgengerät denn nicht mehr als das ganze Archäologenteam?", fragt ein Junge. Ein Röntgengerät ist zwar komplex und teuer, wird allerdings nur einmal angeschafft und anschließend für mehrere Ausgrabungen eingesetzt: "Eine Ausgrabung ist dagegen sehr teuer. Denn neben den Archäologen besteht das Team auch aus vielen anderen Experten, wie Vermesser, Bauforscher und Architekten, die dabei helfen das Grabungsgebiet festzustecken und mit dem Erdbohrer in die Tiefe graben", klärt Burkhardt auf.
Erst nach umfangreichen Bodenuntersuchungen beginnen die klassischen Ausgrabungsarbeiten mit Spaten, Pinsel und Kehrblech. Dazu zählt vor allem das Sammeln von Mauerresten, Scherben und Knochen, die anschließend gewaschen, getrocknet und zu Dokumentationszwecken mit einer Nummer versehen werden.
Ein Großteil der archäologischen Ausgrabungsarbeit besteht allerdings aus dem Dokumentieren der Fundstücke: "Wir machen ununterbrochen Fotos und Zeichnungen von den Funden", sagt Burkhardt und hält eine Fototafel und einen Nordpfeil in der Hand, mit denen der Fundort beschriftet und die Richtung angegeben wird. Als die Archäologin einen Keilrahmen mit eingespanntem Zeichenpapier in die Luft hält, machen sich fragende Blicke in den jungen Gesichtern breit. "Fotos alleine reichen nicht aus. In Profilzeichungen kann man Details besser darstellen und die Fundstücke rekonstruieren, wie sie im unversehrten Zustand ausgesehen haben", greift die Jungprofessorin vorweg.
Am Ende der dreiviertelstündigen Vorlesung begutachten die Kinder eigenhändig die antiken Funde der Archäologin, wie römische und griechische Scherben und Gefäße aus der Antike und dem Mittelalter.
Die Vorlesungsreihe läuft noch bis zum 16. November. Jeden Freitagnachmittag wird jeweils parallel eine Vorlesung an der KU in Eichstätt und an der THI in Ingolstadt angeboten. Informationen zur Anmeldung und den Vorlesungen sind unter www.ku.de/kinderuni zu finden.