Eichstätt
"Angst hat noch nie ein Problem gelöst"

2. Zukunftsforum am Campus der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt zu den Themen Klima und Nachhaltigkeit

09.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:23 Uhr
Auf bunten Hockern auf dem Podium für den Klimawandel (von links): Michaela Spindler (Umweltreferat des studentischen Konvents), Moderator Stefan König (Chefredakteur des DONAUKURIER), Christian Lösel (Oberbürgermeister Ingolstadt), Klaus Töpfer (Bundesumweltminister a.D.), Professor Uwe Holzhammer (Energiesystemtechnik, THI), Rebecca Böhm (Eichstätter Unternehmerin) und Professorin Ingrid Hemmer (Nachhaltigkeitsbeauftragte, KU). −Foto: Meßner

Eichstätt (EK) Ganz im Zeichen der Themen Klima und Nachhaltigkeit stand das 2. Zukunftsforum am vergangenen Samstag in Eichstätt. "Mensch in Bewegung", das gemeinsame Projekt der Technischen Hochschule Ingolstadt (THI) und der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU), hat zusammen mit der Regionalinitiative Irma den Tag auf die Beine gestellt. Wie populär die Themen Klima und Nachhaltigkeit derzeit sind, wurde nicht zuletzt am großen Zuspruch augenfällig. Die Aula war mit mehr als 300 Besuchern sehr gut gefüllt.

KU-Präsidentin Gabriele Gien begrüßte die Gäste und wies auf die zahlreichen Projekte zu diesen Themen an der KU hin und betonte, dass man die gesamte Gesellschaft "mit ins Boot holen" müsse. Daran anknüpfend sagte THI-Präsident Walter Schober, dass es bei dem Zukunftsforum darum gehe, "mit ihnen allen ins Gespräch zu kommen". Die beiden Oberbürgermeister Andreas Steppberger (FW) für Eichstätt und Christian Lösel (CSU) für Ingolstadt stellten die Anstrengungen heraus, die in ihrem jeweiligen Verantwortungsbereich unternommen werden, um die Städte in punkto Nachhaltigkeit weiterzuentwickeln.


Nach dem Vortrag des früheren Bundesumweltministers Klaus Töpfer (siehe eigenen Bericht) folgte eine Podiumsdiskussion, moderiert von Stefan König, dem Chefredakteur des DONAUKURIER. Dabei wurden in erster Linie Fragen beantwortet, die aus dem Publikum stammten. Neben Töpfer und Lösel nahmen Professor Uwe Holzhammer (Energiesystemtechnik an der THI), Michaela Spindler (Umweltreferat des studentischen Konvents), Professorin Ingrid Hemmer (Nachhaltigkeitsbeauftragte der KU) und die Eichstätter Unternehmerin Rebecca Böhm auf dem Podium Platz. Holzhammer ging unter anderem auf die Frage ein, wie nachhaltig die Batterieentwicklung sei. Er verwies auf einen ganzen Katalog an Kriterien, der hier eine Rolle spielt. Wo kommt die Energie für die Herstellung her? Wo die Materialien? Unter welchen Bedingungen werden die Rohstoffe abgebaut? Viele Fragen, die nicht immer im Einklang mit Nachhaltigkeit stünden, wie er sagte.

Ingolstadt OB Lösel antwortete darauf, ob eine nachhaltige Politik, verbunden mit unpopulären Entscheidungen, Wählerstimmen koste. "Das schließt sich nicht aus", sagte er und meinte, dass Nachhaltigkeit in bestimmten Bereichen auch sexy sein könne. Er verwies unter anderem auf innovative Mobilitätskonzepte.

Ob wir alle weniger konsumieren müssen, wurde die KU-Nachhaltigkeitsbeauftragte Hemmer gefragt. "Nicht unbedingt weniger", meinte sie, aber in jedem Fall "anders und bewusster". Sie fügte aber auch noch hinzu, dass eine bloße Änderung des Konsums die Klimaprobleme nicht lösen werde.

Dass es nicht immer einfach sei, etwa im Freundeskreis auf ein nachhaltiges Handeln zu pochen, erzählte Spindler vom studentischen Konvent. "Ich gehe meinen Freunden damit schon manchmal auf die Nerven", sagte sie. Um etwas zu bewirken dürfe man nicht zu belehrend sein, fügte Spindler hinzu.

Unter dem Applaus der Zuhörer kritisierte die Unternehmerin Böhm die Wegwerfmentalität und warb für ein Umdenken bei den Kunden. "Muss es wirklich sein, dass kurz vor Ladenschluss die Regale beim Bäcker noch prall gefüllt sind?", fragte sie.

Der frühere Umweltminister Töpfer beantwortete die Frage nach der Angst um einen wirtschaftlichen Abschwung aufgrund der Maßnahmen für den Klimawandel mit einer Gegenfrage: "Welche Werte zählen für uns?" Wenn der Konsum in unserer Gesellschaft der höchste Wert sei, dann werde es in der Tat schwierig, meinte er. Müsse man sich wirklich noch einen Pullover für 5 Euro kaufen?, fragte er ins Publikum. Das Wort ,Angst' gefalle ihm ohnehin nicht. "Angst hat noch nie ein Problem gelöst." Töpfer glaubt vielmehr, dass die Menschen durch einen nachhaltigen Konsum besser leben. "Das ist der Ansatz, den ich vertrete."

 

Markus Meßner