Eichstätt
Neustart in Sicht

Das Jura-Museum soll Anfang 2020 wieder eröffnet werden - Uni-Präsidentin Gien: "Ein Herzensprojekt"

26.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:44 Uhr
Uni-Präsidentin Gabriele Gien und der kommissarische Leiter Alexander Nützel wollen das Jura-Museum Anfang 2020 wieder öffnen und neue Ideen dort voranbringen. −Foto: Chloupek

Eichstätt (EK) Die Zeit der Ungewissheit für das Jura-Museum ist vorbei: Die Präsidentin der Katholischen Universität, Gabriele Gien, und der kommissarische Leiter Alexander Nützel stellen derzeit das seit Jahresende 2018 geschlossene weltbekannte Fossilienmuseum auf der Eichstätter Willibaldsburg wieder in die Spur und planen die Wiedereröffnung zu Beginn 2020. "Das ist ein Herzensprojekt für uns", sagt KU-Präsidentin Gien.

Seit 1. September hat wie bereits berichtet Alexander Nützel vorerst kommissarisch die Leitung des Museums übernommen. Inzwischen hat sich der Professor für Geologie und Paläontologie an der Ludwig-Maximilian-Universität in München, der nach wissenschaftlichen Stationen in Hamburg, Erlangen und Washington zudem zuletzt als Oberkonservator in der Bayerischen Staatssammlung in München tätig war, einen ersten Überblick über seine neue Aufgabe verschafft: "Es ist eine große Herausforderung", sagt er im gemeinsamen Pressegespräch mit Uni-Präsidentin Gien. "Wir haben hier eines der wichtigsten Naturkundemuseen in Deutschland", betont Nützel. Auch die Besucherzahlen mit zuletzt knapp 50.000 pro Jahr seien bemerkenswert hoch gewesen. Dennoch sei klar, dass das Museum dringend sanierungsbedürftig sei und ein neues Konzept nötig wäre.


Zur Schließung im vorigen Jahr war es wie mehrfach berichtet deshalb gekommen, weil der bisherige Träger des Gemeinschaftsprojekts von Katholischer Kirche und Freistaat Bayern, das Bischöfliche Priesterseminar in Eichstätt, diese Aufgabe nicht zu stemmen vermochte. Die Suche nach einem neuen Träger geriet nicht zuletzt wegen der diversen komplizierten Zuständigkeiten bis hin zu zwei bayerischen Staatsministerien zu einer langwierigen Angelegenheit. Im Juli ist schließlich die Katholische Universität als neue Trägerin in die Bresche gesprungen - ab jetzt, so macht Uni-Präsidentin Gien klar, wird nach vorne gesehen.

"Es gibt genug Fächer in unserer Universität, mit denen sich das Jura-Museum verknüpfen lässt", sagt Gien: Die KU habe eine starke, neu aufgeteilte Theologie, die auch die Sammlungshistorie der Exponate aufarbeiten und weiterführen könne. Bekanntlich geht es bei der naturkundlichen Sammlung, die bis ins 17. Jahrhundert zurückreicht und die die Basis der Museumsausstellung ist, auch um die Verbindung zwischen Evolution und Schöpfungsglaube. Weiter gebe es an der KU eine "starke Didaktik", die musischen Fächer und die Archäologie hätten ebenso bereits Interesse an einer Kooperation mit dem Jura-Museum aufgezeigt; die Verknüpfungsmöglichkeiten zwischen der Hochschule im Tal und dem Museum auf dem Berg. Gien denkt hier zum Beispiel an eine "Forschungswerkstatt", auch die Grafik- und PR-Profis der Universität sollen für das Museum neue Ideen entwicklen. Nur eine Paläontologie gebe es in Eichstätt leider bisher nicht - vielleicht ließe sich hier irgendwann einmal sogar an eine Stiftungsprofessur denken.

Bei der Arbeit an einem Zukunftskonzept sind der Uni-Präsidentin und dem kommissarischen Leiter zum einen neue didaktische Wege - etwa in der Museumspädagogik - wichtig. Dazu haben sie schon eine ganze Reihe von Ideen. Auch Schulen ließen sich mit neuem didaktischen Material sicher noch besser ans Museum binden, meint Gien.

Zum anderen betonen beide jedoch, dass der Charakter des Museums erhalten bleiben müsse: "Es ist vor allem ein Plattenkalkmuseum mit hervorragenden Exponaten", so Nützel. Deshalb sollten die Fossilien als Originale auch in einem neuen Konzept im Mittelpunkt stehen. Denn Nützel betont, dass die Fossilien auf der Willibaldsburg - allen voran der Archaeopteryx - sowohl wissenschaftlich als auch für das Publikum nach wie vor äußerst wichtig und attraktiv seien: "Die Menschen sind auch heute noch mit paläontologischen Themen zu begeistern", sagt Nützel. Freilich gelte es in der Darbietung - Stichwort besondere Events - auch neue Wege zu gehen. Die Fossiliensammlung lasse sich zudem mit den aktuellen globalen Schwerpunktthemen Nachhaltigkeit und Klimawandel in besonderen Bezug setzen - da könne sich das Jura-Museum im neuen Gewand dann sicher bestens positionieren. "Wir haben hier ja mit den Aquarien auch das ,größte Korallenriff nördlich der Alpen'", sagt Nützel. Deshalb werden die Aquarien sicher auch in Zukunft eine große Rolle im Museum spielen.

Wann und wie konkret die große Museumssanierung angegangen wird, das lässt sich jetzt noch nicht verbindlich sagen: "Das wird sicher noch Jahre dauern", sagt Gabriele Gien. So lange will sie mit der Wiedereröffnung aber nicht warten. In den kommenden drei Monaten soll das Museum so weit ertüchtigt werden, dass es Anfang 2020 wieder geöffnet werden kann: Mit den bewährten und nach wie vor attraktiven Exponaten und mit einigen Neuerungen und besonderen Glanzlichtern, über die Nützel und Gien heute noch nicht zu viel verraten können.

"Ich sehe aber auch die Stadt in der Pflicht, das Jura-Museum stärker zu unterstützen", sagt Gien. Sie denkt hier zum einen an Marketingaktionen, die die Leute von der Innenstadt auf die Burg bringen, etwa Stadtführungen, die auch den Burgberg hinaufweisen, oder Schaufensteraktionen zu Sonderaktionen im Museum und anderes mehr. Zum anderen geht es Gien konkret darum, einen Shuttlebus oder Ähnliches auf den Weg zu bringen, der die Anbindung zum Museum deutlich verbessert; ein Thema, das in Eichstätt schon seit vielen Jahren immer wieder angesprochen wird - Stichwort Inklusion. Geredet sei aber nun genug, meint Gien, jetzt gelte es, zügig und konstruktiv zu handeln.
 

 

Kommentar

Dass die Katholische Universität mit ihrer engagierten Präsidentin an der Spitze im Juli die Verantwortung für das Jura-Museum übernommen hat, erweist sich als echter Glücksfall für Eichstätt: Die Universität hat das fachliche und das kreative Umfeld, um das Museum wieder auf die Erfolgsspur zurückzubringen.Die ersten Ideen der Präsidentin und ihres kommissarischen Leiters klingen mehr als vielversprechend. Da ist professionelles Know-how verbunden mit dem unbedingten Wollen und nicht zuletzt der Freude an der Herausforderung dahinter. Jetzt geht wirklich etwas voran! Das bedeutet nun für die anderen Beteiligten: Ab sofort gelten keine Ausflüchte mehr, auch nicht für die Stadtverantwortlichen. Es muss doch machbar sein, die Burg zügig besser an die Stadt anzubinden - ob nun mit einem Shuttlebus oder zur Not auch mit einem Eselskarren, wie die Präsidentin im Scherz meinte. Und wie schwer kann es sein, in der Innenstadt wieder attraktive Highlights zu setzen, die die Aufenthaltsqualität erhöhen und auf die Willibaldsburg hinaufweisen? Angesichts der Tatsache, dass es den ganzen Sommer über nicht einmal möglich schien, die zentralen Brunnen am Marktplatz und Hofgarten zum Laufen zu bringen, könnte man zwar daran zweifeln. Sollte man aber nicht. Politisch Verantwortliche, Touristiker und Geschäftsleute täten vielmehr gut daran, den Schwung, der jetzt von der Universität kommt, aufzunehmen und sich von der Lust auf den Erfolg anstecken zu lassen. Natürlich wird es bei der Umsetzung noch hier und da gehörig knirschen. Doch das gehört dazu, wenn man vom Reden ins Machen kommt. Nur Mut! 

Eva Chloupek