Eichstätt
Jura-Museum wird wohl vorerst schließen

Direktorin hofft aber auf Neueröffnung im nächsten Jahr: Trägersuche weiter auf Hochtouren

03.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:17 Uhr
Direktorin Martina Kölbl-Ebert muss sich darauf einstellen, dass das Jura-Museum zum Jahresende zumindest vorübergehend zusperrt. −Foto: Chloupek

Eichstätt (EK) Die intensiven Verhandlungen zur Rettung des Eichstätter Jura-Museums hinter verschlossenen Türen laufen offenbar weiter auf Hochtouren. Dennoch zeichnet sich immer mehr ab, dass das weltbekannte Naturkundemuseum am Jahresende tatsächlich geschlossen wird - zumindest vorübergehend.

Macht also das Jura-Museum wirklich zum Jahresende zu? "Das ist tatsächlich die wahrscheinlichste Option", bestätigt Museumsdirektorin Martina Kölbl-Ebert gestern eine entsprechende Anfrage unserer Zeitung. "Ich hoffe aber, dass die Verhandlungen erfolgreich sein werden und wir im nächsten Jahr neu eröffnen können." Unter welcher Trägerschaft dann auch immer.

Inzwischen ist es gut zwei Jahre her, dass das Bischöfliche Priesterseminar erstmals mitgeteilt hatte, aus finanziellen Gründen die Trägerschaft des Museums beenden zu wollen. Im Juni gab es dann die fristgerechte Kündigung zum Jahresende. Bekanntlich ist das 1976 eröffnete Museum auf der Willibaldsburg ein Joint Venture zwischen Kirche und Staat: Das Bischöfliche Priesterseminar ist Eigentümer der paläontologischen Exponate. Die Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns übernehmen mit Museumsdirektorin Martina Kölbl-Ebert an der Spitze die Betreuung und Bearbeitung der Fossilien aus den kirchlichen Sammlungen. Diese Zusammenarbeit endet nun zum 31. Dezember.

Deshalb liegen jetzt Anfragen von Schulen und anderen Bildungseinrichtungen für die kommenden Monate auf Eis. "Ich kann Buchungen für Führungen wenn überhaupt, dann nur unter Vorbehalt annehmen", bedauert Kölbl-Ebert. Bei rund 600 Führungen und insgesamt über 43000 Besuchern jährlich ist es für die Museumschefin "sehr bitter", die drohende - hoffentlich nur vorübergehende - Schließung vor Augen zu haben, wie sie auf Nachfrage sagt. Zudem muss Kölbl-Ebert in diesen Tagen Anfragen von Forschern aus aller Welt Absagen erteilen: Denn auch die Arbeit an den Fossilien werde ab 1. Januar ruhen - bis es neue Vereinbarungen mit dem Priesterseminar als Eigentümerin der Stücke gibt. "Einige Gastwissenschaftler kommen deshalb jetzt noch schnell vor Weihnachten." Anfragen für Leihgaben könne sie leider bis auf weiteres ebenfalls nicht beantworten.

Die Pressestelle des Bistums Eichstätt lässt dazu mitteilen: "An der grundsätzlichen Bereitschaft des Seminars, die Exponate für das Museum auf der Willibaldsburg zur Verfügung zu stellen, hat sich nichts geändert. Wie das weitere Vorgehen im Detail aussieht, hängt von den Verhandlungen ab."

Ministerpräsident Markus Söder hatte zuletzt bei seinem Redaktionsbesuch im Oktober erklärt, der Freistaat habe großes Interesse daran, das Jura-Museum zu erhalten. Gestern nun bekräftigt der Generaldirektor der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns, Gerhard Haszprunar, telefonisch: "Wir arbeiten sehr intensiv daran, diesem Museum eine Zukunft zu geben." Alle Beteiligten hätten jedoch Stillschweigen während der laufenden Verhandlungen vereinbart, deswegen könne er derzeit nicht mehr dazu sagen.

Wer sind nun die Beteiligten? Angesichts des kirchlichen Hintergrunds der naturkundlichen Sammlungen, die bekanntlich im 19. Jahrhundert zur Priesterausbildung gegründet worden sind, käme vielleicht doch die Katholische Universität (KU) als eine mögliche Trägerin in Frage. Tut sich da etwas? KU-Pressesprecher Constantin Schulte Strathaus bestätigt auf Anfrage, dass es "über die Trägerschaft Gespräche mit dem Präsidium" gebe, "wie das aber ausgeht, ist völlig offen".
 

Kommentar

Dass die Katholische Universität ungeachtet einer ersten Absage weiter zum engeren Kreis der möglichen Träger für das Jura-Museum gehört, ist angesichts der Historie der wissenschaftlichen Sammlungen unter kirchlicher Trägerschaft durchaus schlüssig.

Dem Uni-Präsidium gebührt Respekt dafür, dass es sich allen Widrigkeiten zum Trotz als möglicher ebenfalls kirchlicher Träger verantwortungsbewusst zeigt und zumindest zu konstruktiven Verhandlungen bereit ist - allerdings völlig ergebnisoffen.

Fakt ist weiter, dass es ohne starkes Engagement von staatlicher Seite keine Zukunft für das Jura-Museum geben wird. Wer nun lange, vielleicht zu lange, meinte, die Rettung eines international so renommierten Museums sei doch ein Selbstläufer, dem wird spätestens jetzt klar: Es steht wirklich Spitz auf Knopf. Selbst wenn es in diesen Tagen zu einer Einigung kommt, ist es allein schon angesichts des nötigen verwaltungstechnischen und juristischen Prozederes für einen übergangslosen Trägerwechsel jetzt wohl zu spät. Also wird aller Voraussicht nach das Jura-Museum nun wirklich zum 31. Dezember bis auf weiteres geschlossen. Realisten drücken die Daumen für eine Neueröffnung im nächsten Jahr - manche Optimisten hoffen aber noch auf ein Weihnachtswunder.

Eva Chloupek