Eichstätt
Jugendliche sollen mitreden

Landkreis entwickelt Konzept für eine Beteiligung - Ein Parlament ist nur eine von mehreren Möglichkeiten

10.06.2021 | Stand 13.06.2021, 3:33 Uhr
Vorbild aus dem Nachbarlandkreis: In Neuburg gibt es bereits seit 20 Jahren ein Jugendparlament. Jetzt wird auch in Eichstätt überlegt, ob ein solches Gremium eine Möglichkeit wäre, die jungen Menschen in politische Entscheidungen einzubeziehen. −Foto: Viertbauer

Eichstätt - Während der Corona-Schutzmaßnahmen ist das Thema in den Hintergrund gerückt, jetzt laufen die Planungen weiter: Der Landkreis Eichstätt möchte ein Konzept entwickeln, wie sich Jugendliche an der Politik und an Entscheidungsprozessen beteiligen können. Dafür ist eine Kooperation mit der Katholischen Universität geplant.

Jugendpartizipation ist ein Thema, das in der Region teilweise schon umgesetzt wird: In Ingolstadt wird in der kommenden Woche erstmals ein Jugendparlament mit 25 Mitglieder gewählt - für die Mandate kandidieren rund 100 Jugendliche. Das neue Gremium soll dann den Jugendhilfeausschuss und den Stadtrat bei Fragen beraten, die die jungen Menschen in der Region betreffen. Das Jugendparlament der Stadt Neuburg feiert in diesen Tagen dagegen schon seinen 20. Geburtstag.

Auch in Eichstätt gab es immer wieder Aktionen, die sich mit Demokratiebildung und Partizipation beschäftigt haben. Nun aber denkt man im Landkreis auf einer neuen Ebene über das Thema nach: Neben der Jugendarbeit in der Stadt Eichstätt und den umliegenden Gemeinden will man die Beteiligung der jungen Leute auch auf der Kreisebene stärken. So will es der Jugendhilfeausschuss des Landkreises. In seiner jüngsten Sitzung hat er beschlossen, dass die Facharbeitsgruppe Jugendarbeit ein entsprechendes Konzept zur Jugendpartizipation entwickeln soll - auch daran sollen bereits Kinder und Jugendliche mitwirken.

Ob es allerdings auch im Landkreis Eichstätt auf ein Jugendparlament hinauslaufen wird, ist noch nicht sicher. Ein solches Gremium sei nur eine mögliche Form der Beteiligung, erklärt die Jugendhilfeplanerin Claudia Treffer. "So etwas sehr Institutionalisiertes hat Vor- und Nachteile", sagt sie. Es gebe dazu seit Jahrzehnten einen Austausch der Jugendhilfeplaner in Bayern - in anderen Landkreisen haben sich ganz unterschiedliche Lösungen durchgesetzt.

Andere Möglichkeiten der Jugendbeteiligung könnten beispielsweise eine Zukunftswerkstatt oder Projektgruppen zu konkreten Vorhaben sein. Alle Formate bringen unterschiedliche Bedingungen und Fallstricke mit sich. Treffer nennt als Kriterien für ein gutes Konzept: Das Format müsse niederschwellig sein, so dass die Hürden für ein Engagement nicht zu groß sind. Und "es darf nicht an den Bedürfnissen und Lebenswirklichkeiten der Jugendlichen vorbeigehen". Welche das sind, ist gar nicht so einfach festzustellen - schließlich sind Jugendliche keine einheitliche Gruppe. Wichtig sei jedoch in jedem Fall, dass erkennbar sei, warum es sich lohne, sich als junger Mensch politisch zu engagieren - und dass am Ende auch wirklich Ergebnisse stehen.

Im Bereich Jugendpartizipation ist im Landkreis schon einiges angelaufen: Das dazugehörige Projekt MitEinand besteht seit 2018, dazu gibt es seit einigen Jahren einen "umfangreichen Planungsprozess", wie Treffer sagt. Aktionen gab es bisher auf Gemeindeebene - zum Beispiel in Denkendorf -, in Schulen und in der offenen Jugendarbeit. Dazu gehörten beispielsweise Jugendleiterschulungen und Bildungsangebote für Multiplikatoren oder junge Menschen unterschiedlichen Alters, Bausteine einer Demokratietrainerausbildung oder ein interkultureller Demokratieworkshop - vieles davon in Zusammenarbeit mit Jugendarbeitsverbänden. Ziel bei all dem ist es, Formate für Demokratiebildung sollen sich im Landkreis verbreiten.

Für die Zukunft ist auch eine Zusammenarbeit mit der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt geplant: Laut Claudia Treffer laufen dazu bereits Kooperationsgespräche mit dem Professor für Politische Bildung, Rico Behrens, und dem Projekt "Mensch in Bewegung". Dabei geht es zum einen um methodische und fachliche Begleitung, zum anderen auch darum, die Zielgruppe der Studentinnen und Studenten einzubinden.

Ein gutes Format der Jugendbeteiligung zu finden, sei aus unterschiedlichen Gründen ein recht komplexer Prozess, erklärt Treffer. Neben dem passenden Konzept beschäftigen sie im Hintergrund auch noch ganz andere Fragen: Wie kann man jungen Menschen vermitteln, dass demokratische Aushandlungsprozesse anstrengend sind, aber sinnvoll? Wie kann man Jugendlichen zeigen, dass sie tatsächlich etwas bewirken können? Und wie sorgt man für Nachwuchs im Ehrenamt? "Wir wollen Interesse für Gemeinwesenarbeit und politische Arbeit wecken", erklärt Treffer. Dabei geht es auch um Themen, die mitunter schon bei Erwachsenen schwierig sind. Zum Beispiel Verständnis dafür zu schaffen, welche Arbeit eigentlich die Landkreisstrukturen leisten.

Die Facharbeitsgruppe Jugendarbeit wird sich nun also Gedanken machen, wie man Kinder und Jugendliche aus möglichst vielen Subgruppen, Interessensgebieten und Landkreisgemeinden erreichen kann, um mit ihnen gemeinsam ein tragfähiges Konzept zu entwickeln. Zum Einsatz komme dabei möglicherweise ein Methodenmix, erklärt Treffer: Eine Rolle spielen dabei Formate wie Projektwerkstätten oder Barcamps. Dazu kommen auch die Jugendverbände und weitere Kooperationspartner. Alle zusammen werden dann ausloten, was das beste Konzept der Jugendbeteiligung für den Landkreis ist.

EK