Eichstätt
Ideen statt Abfall

Das P-Seminar Wirtschaft des Gabrieli-Gymnasiums hat das Junior-Unternehmen "1st glas" gegründet

19.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:02 Uhr
Neun Schülerinnen und vier Schüler aus der Q11 haben das "Junior-Unternehmen 1st glas" gegründet. −Foto: Foto: Buckl

Eichstätt (buk) Anderswo kauft man Aktien, am Gabrieli-Gymnasium sind derzeit Anteilsscheine begehrt: Sie werden zu zehn Euro vom "Junior-Unternehmen 1st glas" ausgegeben und haben unter Mitschülern, Eltern und Lehrern sowie in der Eichstätter Geschäftswelt bereits eine hübsche Zahl an Abnehmern gefunden.

Nun präsentierte sich das 13-köpfige Team, bestehend aus neun Schülerinnen und vier Schülern aus der Q11, mit einer Powerpoint-Vorführung bei der Hauptversammlung des Schüler-Unternehmens. Rund 50 Besucher waren dazu erschienen.

Die Geschäftsidee des Unternehmens, das schon seit Januar von der Mathematik- und Wirtschaftslehrerin Christine Lechermeier betreut wird, besteht darin, neue "stylische" Produkte aus Altglasflaschen herzustellen. Wie das im Detail aussieht, zeigten die Schüler jetzt und stellten dabei das Geschäftskonzept und Pläne für das Projektjahr vor. Auch die "formelle Genehmigung des Geschäftskonzepts" und die Wahl von Revisoren stand auf dem Programm.

Das Start-Up-Unternehmen der Schüler wird von einem zweiköpfigen Vorstand (Anna Gürtler und Elisabeth Geiss) geleitet, die weiteren elf Mitglieder des P-Seminars gehören den drei Abteilungen "Finanzen und Verwaltung", "Produktion" und "Marketing" an. Unter anderem geht es den Junioren darum, Kontakt zur Wirtschaftswelt zu finden, persönliche Fähigkeiten zu entfalten und "reale Arbeitserfahrungen" zu machen, wie Lea Heußer im Gespräch erläutert. Dahinter steckt das Motto "Ideen statt Abfall - Upcycling: aus Alt mach Neu".

So sollen aus alten Glasflaschen neue Produkte gefertigt werden, die allesamt von der Produktionsabteilung des Unternehmens von Hand hergestellt werden und damit Unikate sind; "Wir gehen auch auf Kundenwünsche ein", gibt Lea Heußer dazu zu Protokoll. Um diese zu erkennen, startete man mit einer Befragung von über 200 Personen am Eichstätter Marktplatz, zusätzlich auch von Schülern und Lehrern. Dabei kam heraus, dass besonders Lampen aus Glas die künftigen Kunden ansprechen dürften.

Um solche herstellen zu können, braucht das Unternehmen allerdings externe Partner, die man inzwischen fand - so machen etwa das Eichstätter "Maletta", die Ingolstädter Glaserei Kraus oder das Hotel Schloss Leitheim mit. Außerdem wird man von der Kölner Organisation "Junior" gefördert, die schulische Start-Ups etwa mit Workshops berät. Auch um den Vertrieb hat man sich natürlich Gedanken gemacht - der soll durch einen Online-Shop erfolgen, Produkte, welche auf Lager sind, können auch direkt gekauft werden, zudem denkt man an Stände bei Schulveranstaltungen.

Bei einem Produktionstag Ende Juni wurden bereits Waren wie Snackschalen, Blumentöpfe, Stehlampen und Kerzenständer hergestellt, die zu Preisen von fünf bis 20 Euro angeboten werden. Natürlich muss man auch dafür bezahlt werden, wenn man etwas arbeitet: Die Mitglieder der Produktionsabteilung führen Stundenzettel und arbeiten zu einem Dumping-Stundenlohn von gerade mal 50 Cent, also weit unter Mindestlohn - was sich bislang "inklusive Steuern an Junior" zu einer Summe von 53,85 Euro zusammenläppert. An Ausgaben schlagen aber auch Investitionen für einen Glasschneider (228,13 Euro), Arbeitshandschuhe (18,99 Euro) und Sprühfarbe (17,98 Euro) zu Buche, bislang insgesamt rund 335 Euro - dafür hat das Junior-Unternehmen 1st glas aber auch bereits mehr als 80 Anteilsscheine verkauft, also ein Grundkapital von über 800 Euro erzielt.

Und was passiert, wenn die Schüler in einem Jahr mit dem Abitur in der Tasche das Gabrieli-Gymnasium verlassen werden? "Dann wird eine Auflösungsversammlung geplant, das Unternehmen aufgelöst und der Gewinn an die Anteilseigner ausgezahlt", gibt Vorstandsmitglied Anna Gürtler zu Protokoll. Man darf gespannt darauf sein, wie hoch dieser Gewinn ausfallen wird.