Eichstätt
Hoffen auf ein "schönes, spannendes Spiel"

In Eichstätt gibt es auch Fußball-Fans, die den Franzosen die Daumen drücken

14.06.2021 | Stand 18.06.2021, 3:34 Uhr
Raphael Langenwald hat französische Wurzeln und hofft auf einen Sieg der Equipe Tricolore im Spiel gegen Deutschland. −Foto: Kleinhans

Eichstätt - Wenn am Dienstag, 15. Juni, bei der Fußball-Europameisterschaft um 21 Uhr in München Deutschland gegen Frankreich spielt, drücken die Eichstätter selbstverständlich für das deutsche Team von Jogi Löw die Daumen. Aber nicht alle: Bei zwei Eichstätter Studenten schlagen sozusagen zwei Fan-Herzen in einer Brust - Grund dafür sind ihre deutsch-französischen Wurzeln.

Normalerweise ist der 19-jährige Raphael Langenwald großer Fan des FC Ingolstadt. Doch zur Europameisterschaft wünscht er tatsächlich der französischen Mannschaft den Sieg. Raphael, dessen Mutter gebürtige Französin aus Lyon ist, ist sowohl Anhänger der deutschen wie auch der französischen Nationalmannschaft. "Früher habe ich immer wie mein Vater zu Deutschland gehalten. Aktuell würde ich eher Frankreich unterstützen, auch aufgrund der erfolgreichen WM 2018", so der Student des deutsch-französischen Studiengangs Politikwissenschaft an der Katholischen Uni in Eichstätt. Der 19-Jährige, der in seiner Freizeit selbst ab und an Fußball spielt, wünscht der französischen Truppe den Sieg, zeigt aber auch Respekt vor der deutschen Elf. "Der Kader der Franzosen ist dieses Jahr wirklich gut besetzt, da wird sich Deutschland eher schwertun", so seine Einschätzung. In seiner Familie, die in Ingolstadt lebt, drückt der Vater traditionell dem deutschen Team die Daumen, die Mutter selbstverständlich Frankreich. Trotz aller Emotionen, die beim Fußball hochkommen, gab es in der Familie Langenwald aber nie Konflikte deswegen. "Letztendlich geht es für uns alle darum, ein schönes, spannendes Spiel zu sehen", so der Student, der zweisprachig aufgewachsen ist. Er selbst wird das Spiel ohne großes Fanoutfit in der "Theke" der katholischen Hochschulgemeinde gemeinsam mit Leuten aus seinem Studiengang schauen.

Dort trifft er vielleicht auch auf den 23-jährigen Martin Bassier. Der in Marseille geborene Franzose gehört ebenfalls dem deutsch-französischen Studiengang an und absolviert derzeit sein letztes Semester des Masterstudiums in Eichstätt als Partneruniversität des Institut d'etudes politiques (IEP) in Rennes. Seine Mutter, die gebürtige Bremerin ist, verschlug es als Au-pair nach Frankreich, wo sie Martins Vater kennenlernte und dort eine Familie gründete. "Auch wenn ein Teil meiner Familie deutsch ist, habe ich eine höhere emotionale Verbindung zur französischen Nationalmannschaft, da ich dort aufgewachsen bin", erzählt Martin Bassier. "Deshalb werde ich heute natürlich Frankreich unterstützen." Dies wird er hoffentlich in der "Theke" tun können, um die Leidenschaft und besondere Stimmung bei solchen Spielen zu spüren, so sein Plan. Wenn er und seine Freunde keinen Platz mehr bekommen, wollen sie zu Hause schauen. "Wir laden dann deutsche und französische Freunde ein, um wieder diese Stimmung zu fühlen."

Diese Emotionen hat er am Wochenende auch am Telefon mit seiner Familie besprochen, welche das Spiel in Rennes in der Bretagne in Nordwestfrankreich selbstverständlich auch verfolgen wird. "Wir haben oft gewettet, wer gewinnt. Dieses Jahr aber nicht." Sein Tipp für das Spiel ist ein 2:0-Sieg für das französische Team. Das Wichtigste für den 23-Jährigen ist aber, den Moment des Spiels mit den Deutschen zu teilen, zusammen zu lachen und Spaß zu haben. Und, so fügt er mit einem Lachen hinzu, "meine deutschen Freunde zu ärgern, wenn Frankreich gewinnt". Sollte Frankreich entgegen seiner Erwartung früh bei der EM ausscheiden, wird Martin Bassier Deutschland unterstützen. "Komischerweise habe ich sogar zwei Deutschland-Trikots und keines von Frankreich", bemerkt er schmunzelnd.

Somit haben sowohl er als auch Raphael Langenwald bei der EM zwei Eisen im Feuer: Deutschland und Frankreich. Sollten tatsächlich die Deutschen gewinnen, wären die beiden - da sind sie sich unabhängig voneinander einig - auch nicht tieftraurig.

EK