Greding
"Tolle Session auch ohne Prinzenpaar"

Beim Geldbeutelwaschen am Marktplatz zieht Gredonia-Präsident Alexander Hill Bilanz

10.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:13 Uhr

Völlig leer sind die vielen Geldbeutel nach dem Bad im kalten Wasser des Heinrich-Herold-Brunnens. Jetzt kann also wieder frisches Geld ins Haus kommen, so zumindest der Hintergrund des unterhaltsamen Brauches. Geklappt hat das allerdings noch nie. - Foto: Luff

Greding (EK) Offenbar haben die Faschingsfreunde in Greding den kurzen Fasching umso intensiver gefeiert. Denn einerseits waren die Geldbörsen, die gestern am Marktplatz gewaschen wurden, allesamt leer, andererseits sind schon mal mehr Narren zur Traditionsveranstaltung gekommen.

Jedes Jahr am Aschermittwoch treffen sich die Karnevalisten in der Stadtmitte von Greding, nicht nur um sich eine Heringssemmel als Katerfrühstück schmecken zu lassen, sondern auch, um einem Brauch nachzugehen, der sich in München bis ins 15. Jahrhundert zurückverfolgen lassen soll. Und der sich auch in Greding in den vergangenen Jahren etabliert hat: das Geldbeutelwaschen. Der Brauch kommt aus der Landeshauptstadt; die armen Leute, Dienstboten vor allem, wollten mit dem augenfälligen Waschen ihrer leeren Börsen den Dienstherren demonstrieren, dass sie nach den tollen Tagen pleite waren - und die Arbeitgeber sollten doch tunlichst wieder etwas in die Beutel hineingeben.

Leer sind die Börsen, die durchs kalte Wasser des Heinrich-Herold-Brunnens gezogen werden, tatsächlich. Ein guter Euro dürfte es wohl sein, der am Ende auf dem Boden liegt. Zusammengerechnet. Denn durchs Wasser schimmert es vor allem kupferfarben, auch ein paar messingfarbene Münzen sind darunter.

Auch der Bürgermeister hat sich unter das gemeine Volk gemischt, der Stadtsäckel kann eine kleine Finanzspritze schließlich auch gut gebrauchen. Die abgewetzte Börse, die Manfred Preischl hervorzieht, ist jedoch ein Schummelexemplar: Er hat sie jedes Jahr dabei, um sie an Aschermittwoch auszuwaschen, wie er grinsend einräumt. Offenbar steht es mit Gredings Finanzen doch nicht so schlecht, der offizielle Geldbeutel ist gefüllt genug, sodass Preischl das Risiko nicht eingeht, diesen umzustülpen.

Beim Blick über den Marktplatz huscht ein zufriedenes Lächeln über das Gesicht des Bürgermeisters: Der Platz ist aufgeräumt. Schon morgens um Acht sind die Kehrmaschinen ausgerückt, um die letzten Überreste der großen Sause vom Vortag zu beseitigen. "Das hat gut geklappt", sagt Preischl. Ebenso wie der Faschingszug insgesamt, er habe bereits mit der Polizei gesprochen. Keine besonderen Vorkommnisse.

Zufrieden zieht auch der Gredonia-Präsident Alexander Hill Bilanz. Der "Kaltstart" am 9. Januar sei auch den Aktiven schwergefallen, so früh kämen sie gewöhnlich nicht in Schwung. Aber spätestens seit der "tollen Prunksitzung mit drei Kabarettisten" habe man den Fasching ausgelassen gefeiert. Und neben dem Umzug am Faschingsdienstag eine weitere Veranstaltung als Höhepunkt präsentieren können: den Brauchtumszug. "Open-Air-Veranstaltungen liegen im Trend", sagt Hill. Es seien "sehr viele Leute" nach Greding gekommen - und die Gredonia wie die Wirte in der Innenstadt hätten gleichermaßen profitiert. Die Organisation des Brauchtumszugs war für Hill "eine tolle Mannschaftsleistung" - ob Aufbau der Zeltstadt, das Grillen oder der Getränkeverkauf, alle hätten fleißig angepackt. "Der Sternzug von den Toren her, die Feuershow - es war ein rundes Konzept."

Auch der Umzug am Faschingsdienstag mit über 70 Gruppen sei wieder ein Erfolg gewesen, so Hill, der vor allem die Beteiligung aus den Dörfern lobt. Röckenhofen, Herrnsberg, Hausen, Kaising - "an die Ortsteile kann man einfach einen Haken machen." Auch der Thalmässinger Raum sei fantastisch vertreten gewesen, ergänzt Preischl. Dass der Regen am Faschingsdienstag weitgehend ausgeblieben ist, habe dem ganzen Fasching noch das i-Tüpfelchen aufgesetzt, sagt Hill: "Es war eine tolle Session - auch ohne Prinzenpaar."

Damit gießt der Präsident gleich selbst das Wasser in den Wein. Zum zweiten Mal hintereinander hat die Gredonia kein Prinzenpaar gefunden. Und im nächsten Jahr, wenn sie ihr 33-Jähriges feiert? "Es schaut gut aus", sagt Hill, "wir haben vielversprechende Kandidaten." Genauso wie vor einem Jahr - doch dann sagte einer nach dem anderen ab. Mehr als "verhaltene Euphorie" zeige er genau aus diesem Grund nicht. "Ich verstehe es auch nicht", sagt Hill über den ausbleibenden Andrang. Der Verein organisiere doch fast alles, übernehme im Jubiläumsjahr sogar alle Kosten - und in anderen Jahren den größten Teil.

Hofdamen, Pumpernickel: Schon in den eigenen Reihen hätte die Gredonia genügend Potenzial, um jährlich ein Prinzenpaar stellen zu können. Zudem ist sie offen für Kandidaten von außen. "Mir fehlen manchmal die Erklärungen", so Hill. Gleichzeitig kündigt er an: Wenn die Gredonia auch im anstehenden Jubiläumsjahr keine Tollitäten findet, "dann werden zwei Pagen bestellt - so machen es die Allersberger auch".