Eichstätt
Ein Tag gegen Job-Klischees

"Girls' Day" und "Boys' Day" begeisterten Schülerinnen und Schüler in Eichstätt

29.03.2019 | Stand 23.09.2023, 6:26 Uhr
Spurensicherung und Fahrzeugüberprüfung begeisterten die Mädchen, der Austausch mit Senioren die Jungs. −Foto: Bauer/Anspann

Eichstätt (EK) Der bundesweite Orientierungstag "Girls' Day" und "Boys' Day" stand 2019 unter dem Motto "Tschüss Klischees". Auch in Eichstätt bot der Tag Mädchen und Jungen einen spannenden Einblick in Betriebe und Unternehmen, in denen meist das andere Geschlecht in Überzahl ist.

60 Mädchen im Alter von 13 bis 15 Jahren kamen aus dem gesamten Landkreis und darüber hinaus zur Bereitschaftspolizei nach Eichstätt. Der Polizeiberuf ist zwar kein reiner Männerberuf, die Frauenquote liegt aber nur bei 25 Prozent. "Wie wird man Polizeibeamtin?" Dieser Frage gingen die jungen Gäste nach. Dabei hieß es nicht nur zuhören, sondern auch selbst mitwirken, beispielsweise beim polizeilichen Einsatztraining. Sie erhielten einen Einblick in die Ausbildung, Informationen über das Berufsbild und darüber, was die Polizistinnen in der Ausbildung und später im Streifendienst erwartet.

Den Aktionstag gestaltete die Bereitschaftspolizei abwechslungsreich mit einem facettenreichen Programm: Dazu gehörte Sport, eine Ausrüstungsschau bei der Einsatzhundertschaft, praktische Übungen wie Spurensicherung oder Selbstverteidigung und eine Führung durch die Unterkunft. Polizeiobermeister Philipp Beck nannte das Ziel des Tages: "Wir wollen die Nachwuchswerbung ankurbeln und die jungen Damen für den Polizeiberuf begeistern." Josephine und Anna von der Maria-Ward-Realschule Schrobenhausen, beide 14 Jahre alt, waren zufrieden: "Der Polizeiberuf ist abwechslungsreich, echt cool. Wir können uns sehr gut vorstellen, uns eines Tages bei der Polizei zu bewerben."

In Berufen des Handwerks und der Technik sind die Mädchen weit unterrepräsentiert. Beim TÜV Ingolstadt/Eichstätt haben die Männer mit etwa 90 Prozent die berufliche Vorherrschaft. Anusheh und Franziska vom Gymnasium wagten sich in diese Domäne. Sie packten bei der Fahrzeugüberprüfung mit an und erfuhren viel über die Berufsbereiche bei TÜV, vom amtlich anerkannten Sachverständigen bis hin zum Ingenieur.

In Pflegeberufen wiederum sind vorwiegend Frauen beschäftigt; im Heilig-Geist-Spital in Eichstätt etwa ist die Frauenquote bei 85 Prozent. Leiter Ludwig Schöner ist aber überzeugt: "Pflege können auch Jungs." So veranstalteten den Zukunfts-Jungen-Tag in Eichstätt heuer zum ersten Mal im Netzwerk die beiden Senioren-Heime St. Elisabeth und Hl. Geist, die Pflegeschule der Hans-Weinberger-Akademie und die Pflegestation in der Klinik Eichstätt gemeinsam. Zusammen wollten sie für mehr Jungs in der Pflege in Eichstätt und Umgebung werben. "Entdecke deine Talente in Gesundheit, Pflege und Sozialem", war das Motto. Am Morgen waren die 17 Buben an der Hans-Weinberger-Akadamie in der Schottenau. Dort informierte die stellvertretende Schulleiterin Rosi Meier über die Berufsbereiche und Perspektiven der Ausbildung in der Altenpflege. Dann ging es direkt an die praktische Arbeit in den verschiedenen Einrichtungen. Auf der Station 7 der Klinik Eichstätt fertigten die Buben zusammen mit den Senioren unter Anleitung der Sozialbetreuerin Eva-Maria Fröstl Fadenbretter.

Im Heilig-Geist-Spital wollte Heimleiter Ludwig Schöner die hohe Verantwortung der Pflegekräfte verdeutlichen. Die zeigte beispielsweise das Medikamentenmanagement beim Umgang mit dem Medikamentenschrank. Die Buben lernten ferner, dass die Hygiene für die Gesundheit der Bewohner und der Betreuungskräfte wichtig ist.

 

 


"Ganz schön schwer, eine Wurstsemmel zu essen." Mit dem Simulationsanzug "Gert" erlebten die Buben, wie beschwerlich das Leben für alte Menschen sein kann, wenn die Seh- und Hörfähigkeit beeinträchtigt sind und das Gefühl und die Kraft in den Armen nachlassen. Auf dem Weg zum Altenheim St. Elisabeth konnten die Jungs die Mobilität der Senioren mit Hilfsmittel testen. Sie begleiteten und betreuten Senioren, die Rollator und Rollstuhl benutzen. Im Heim selbst übten sie das physikalische Aufstehen mit einem Lifter.

Wenn die alten Menschen aufgrund ihrer Defizite weniger Appetit haben, brauchen sie mehr Zuwendung. So setzten sich die Buben mit den Senioren an einen Tisch und aßen mit ihnen. Dabei entwickelten sich interessante Gespräche. "Therapeutisches Essen nennt man das", erklärt Heimleiter Benedikt Sedlmeier.

Die Leiter der beiden Altenheime, Ludwig Schöner und Benedikt Sedlmeier, sind sich einig: "Wir benötigen dringend Pflegekräfte, wir brauchen Nachwuchs, nicht nur Frauen, sondern auch Männer." Die Buben hatten einen sehr informativen und erlebnisreichen Tag. Für Matthias haben sich die Erwartungen erfüllt: "Ich wollte sehen, wie die alten Leute wohnen und wie sie betreut werden. Das alles habe ich heute erfahren." Zum Abschluss des Aktionstages bekamen die Buben die Urkunde "Pflegeheld".

 

 

 

 

 

 



 

 

 

 

 

Franz Bauer