Eichstätt
Geborgenheit für Jung und Alt

Monika Stöckl berichtete über ihre Arbeit in Bolivien - Das "Haus der strickenden Frauen"

13.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:57 Uhr
Mit warmen und farbenfroh aus bolivianischer Alpaka-Wolle gefertigten Strickprodukten brachten die Models der Welt-Brücke bei ihrer Modenschau viel Schwung auf den Laufsteg. −Foto: Kusche

Eichstätt (EK) Eine Alternative für Kinder und Jugendliche zum Leben auf der Straße zu bieten, das ist das erklärte Ziel der gemeinnützigen Organisation "Wiphala" am Rande von Boliviens Hauptstadt La Paz. Seit vielen Jahren schon unterstützt der Eichstätter Verein "Welt-Brücke" das erfolgreiche Projekt.

Nun berichtete die Begründerin und Leiterin von "Wiphala", Monika Stöckl aus Riedering bei Rosenheim, auf Einladung der Steuergruppe der Fairtrade-Stadt Eichstätt, der Katholischen Erwachsenenbildung und der Welt-Brücke von der Arbeit und den Herausforderungen des Projektteams in Bolivien. Über 60 interessierte Zuhörer verfolgten nicht nur den spannenden Bericht der engagierten Projektleiterin, sondern ließen sich anschließend in einer kleinen Modenschau von der Attraktivität und hohen Qualität fair produzierter Alpaka-Strickprodukte aus Bolivien sowie weiterer Modeartikel aus fairem Handel überzeugen.

El Alto, die 4000 Meter hoch gelegene Satellitenstadt mit rund zwei Millionen Menschen in den Bergen über der Hauptstadt La Paz, zählt zu den ärmsten Städten der Welt. Drei Viertel der Bevölkerung von El Alto gehören zur indianischen Gruppe der Aymara, sechs Prozent sind Quechua: "Viele Kinder und Jugendliche in El Alto haben zerrüttete Familien, die von Gewalt, Alkoholismus, Arbeitslosigkeit und Armut geprägt sind", berichtete Stöckl, "sie müssen als Busausrufer, Schuhputzer oder auf dem Markt mitarbeiten."

Mit viel Engagement, großzügigen Spenden, Unterstützern vor Ort und einer Portion Glück konnte Monika Stöckl und der von ihr begründete Verein Wiphala drei Projekthäuser erwerben, die zum einen als Tagesanlaufstelle für rund 80 arbeitende, sozial benachteiligte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen acht und 26 Jahren dienen, zum anderen die Möglichkeit betreuten Wohnens für bis zu zwölf Kinder und Jugendliche bieten, die nicht mehr bei ihren Familien leben können. In der Tagesanlaufstelle bieten die Mitarbeiter von Wiphala ihren Schützlingen montags bis freitags ein warmes Mittagessen, medizinische Grundversorgung und Hausaufgabenbetreuung sowie das ganze Jahr über erlebnispädagogische Exkursionen und Workshops zu verschiedenen relevanten Themen wie Sucht oder Gewaltprävention. In einer Schneiderei, einer Bäckerei und einer metallverarbeitenden Werkstatt lernen die Jugendlichen in verschiedenen Modulen theoretische und manuelle Fertigkeiten. Auch Studierende aus verarmten Familien werden vom Wiphala e.V. nicht im Stich gelassen: 21 Studierende, so Stöckl, erhalten derzeit finanzielle Unterstützung und dürfen in eigens eingerichteten Computerräumen lernen. Doch in den Projekthäusern von Wiphala finden nicht nur benachteiligte Kinder und Jugendliche aus der Region El Alto Unterstützung und Zukunftsperspektiven. Hier sind auch die drei Frauenstrickgruppen untergebracht, die sich bereits 2004 formierten und aus rund 40 Frauen im Alter von 24 bis 80 Jahren bestehen: "Das sind Frauen, die eine viel zu geringe Rente bekommen, um davon leben zu können, deren Kinder im Kinderprojekt betreut werden, die die geringen Verdienste ihrer Männer aufbessern müssen oder aber alleinerziehend sind", erläuterte Stöckl.

Inzwischen ist es der rührigen Projektleiterin gelungen, dass zahlreiche deutsche und Südtiroler Weltläden die qualitativ hochwertigen und modischen Strickwaren der Frauen regelmäßig auf Bestellung einkaufen: "Die Strickerinnen erhalten von uns eine faire Bezahlung und monatliche Auszahlung für ihre Strickarbeiten; sie werden an den von uns bereit gestellten Strickmaschinen und Webstühlen geschult und besuchen auch Alphabetisierungs- und Buchführungskurse, und sie erhalten auch medizinische Versorgung", betonte die Rosenheimerin."

Dass die aus reiner Alpaka-Wolle gefertigten Strickprodukte nicht nur warm und weich, sondern auch modisch und attraktiv sind, davon konnten sich die Gäste in einer kleinen Modepräsentation überzeugen. Sechs "Models" der Welt-Brücke zeigten flotte und farbenfrohe Winteroutfits in Strick, die farblich passend mit Accessoires wie Schmuck, Ledertaschen, Schals, Tüchern und Handschuhen - allesamt aus fairem Handel - kombiniert waren.

Dagmar Kusche