Eichstätt
Gabrieli und sein "Gabrielor"

"Graphic Novel" im Jubiläumsjahr des Barockarchitekten nun auch auf Deutsch erschienen

13.07.2021 | Stand 19.07.2021, 3:33 Uhr
Mit dem "Gabrielor" entworfen? Lars Bender und Claudia Grund präsentieren die neue "Graphic Novel", die sich Gabrielis Leben und barocken Spuren unter anderem in Eichstätt widmet. −Foto: Zengerle

Eichstätt -Nicht nur, weil der Einband rosafarben ist - "Die wahre (ein wenig erfundene) Geschichte eines großen Barockarchitekten" ist eine ganz besondere Biografie eines Mannes, der das Gesicht Eichstätts stark geprägt hat: Gabriel de Gabrieli. Das bunte Buch, das am 4. September offiziell vorgestellt wird, ist gerade druckfrisch in Eichstätt eingetroffen.

Die erste Anfrage aus Roveredo kam im September 2020. Da war der Eichstätter Kunsthistorikerin Claudia Grund, die im örtlichen Diözesanmuseum tätig ist, natürlich sofort klar, dass es um das Jubiläum zum 350. Geburtstag des hier wie dort berühmten Barockarchitekten gehen musste. Schließlich ist der kleine Ort im schweizerischen Kanton Graubünden Gabrielis Geburtsort. Nicht viel anders war das bei Lars Bender, dem Leiter der Eichstätter Tourist Information, an den Grund Gianni Bertossa aus Roveredo schließlich weitervermittelt hatte.

Es ging um ein besonderes Buch über Gabrieli, das er geschrieben und vor allem gezeichnet hatte und das nun neben der italienischen auch in deutscher Sprache erscheinen sollte - und zwar in der Stadt, in der Gabrieli sich besonders stark verewigt hat: Eichstätt. Bender sagte schließlich zu, das Projekt durch eine Mindestabnahme an Büchern zu unterstützen. Und so gibt es die ganz besondere Biografie über Gabrieli nun auch auf Deutsch und für 29 Euro in der Eichstätter Tourist Information und im Buchhandel zu kaufen.

Es ist ein barocktypisch buntes, vor allem aber humorvoll-leichtes Werk in gedeckten Farben und mit viel Liebe zum Detail geworden, "aber auch eine gut recherchierte Biografie Gabrielis", lobt Claudia Grund, die das Buch auch lektoriert und die historischen Fakten vor der Veröffentlichung geprüft hatte. Beim Durchblättern muss sie aber auch immer wieder lachen - vor allem, wenn sie wieder einen der "Gabrielors" entdeckt, die Bertossa auf den vielen bunten Seiten versteckt hat. Diese von ihm erfundene Schablone für barocke Architektur, mit der Gabrieli laut Autor seine Entwürfe gezeichnet habe, habe natürlich keinen historischen Hintergrund, erklärt sie. Es ist eine der kleinen Flunkereien, mit denen Bertossa seine Graphic Novel humorvoll angereichert hat. Die jungen und alten Leser können gemeinsam solche absichtlich erfundenen Elemente suchen. "Wetten, du findest Sie alle?", heißt es zu Beginn des Buches. Die Idee finden Grund und Bender großartig. Tatsächlich erinnere der fantasievoll erfundene "Gabrielor", den man im Buch auch als herausnehmbare Schablone aus Karton findet, an viele Gestaltungselemente des Barock, wie man sie auch in Eichstätt entdecken könne.

"Ein sehr schön gemachtes, humorvolles Buch für die ganze Familie, in dem man viel über Gabrieli lernen, mit dem man sich aber auch schön amüsieren kann", fasst Bender zusammen. Er wünscht sich gerade im Gabrielijahr 2021, dass es auch in den Eichstätter Schulen zum Einsatz komme. Stoff für Unterricht in verschiedenen Altersklassen biete Gabrieli allemal. Kinder können in den Zeichnungen vieles Entdecken, Jugendliche und Erwachsene erfahren allerhand über das Leben des Architekten und die Spuren, die er unter anderem in Eichstätt hinterlassen hat. Die dürfen natürlich auch in den bunten Zeichnungen im Buch nicht fehlen: Notre Dame und der Hofgartenpavillon etwa oder die fürstbischöfliche Residenz inklusive Fürstbischof.

Man erfährt vieles über den Maurerlehrling Gabrieli, der seinem Onkel Enrico nach Wien folgte, beim großen Architekten Martinelli lernte, sich auf Studienreise durch Europa begab und sich schließlich selbst in jenen Gebäuden verewigte. Und über Gabrielis Traum: Das kleine Dorf Roveredo solle zur Utopie einer barocken Stadt für Menschen aller Kulturen werden - und ein wenig wie Eichstätt aussehen.