Eichstätt
Für ein "christliches Menschenbild"

Jochen Backes war früher Mitglied der AfD, arbeitet heute für die Diözese und engagiert sich gegen Rechts

03.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:36 Uhr

Eichstätt - Das Bischöflichen Ordinariat Eichstätt hat vor Kurzem bekanntgegeben, Jochen Backes mit der Leitung der neu geschaffenen Abteilung "Weltliches Recht" in der "Hauptabteilung I: Zentralverwaltung" zu betrauen.

Diese Personalie hat für Wirbel gesorgt, weil Backes früher Mitglied der AfD war.

Jochen Backes war in seiner bisherigen Heimat Essen lange Jahre kommunalpolitisch aktiv und hat daraus auch nie einen Hehl gemacht. Das Bistum Eichstätt war darüber informiert, wie die Verantwortlichen auf Anfrage unserer Zeitung mitteilen. Mit diesem Engagement sei Backes auch offen im Bewerbungsprozess umgegangen. Diesen Informationen zufolge war Backes zunächst Mitglied bei der CDU. Die Wege trennten sich im Jahr 2013, und er trat in die AfD ein. Als AfD-Mitglied zog Backes 2014 nach den Wahlen in den Rat der Stadt Essen ein.

Der neue Abteilungsleiter im Bistum war damit ein AfD-Mitglied der ersten Stunde. Sie wurde 2013 gegründet - damals als EU-kritische und rechtsliberale Partei mit Bernd Lucke an der Spitze, einem Professor für Makroökonomie. Jochen Backes konnte sich offensichtlich bald nicht mehr mit den Ansichten der Partei identifizieren, denn Anfang 2015 verließ er die Partei wieder. "Grund dafür war aus meiner Sicht ein Rechtsruck der Partei", erklärt Backes. Mit dem Wechsel des Vorstands sei zu diesem Zeitpunkt die klare Grenze zum Rechtsextremismus, die für einen Wertkonservativen wesentlich sei, verwischt. Backes gesellte sich damit zu einer ganzen Reihe von Mitgliedern, die nach dem Rechtsruck in der Zeit von Ende 2014 bis 2015 aus der Partei austraten. Höhepunkt dieser Welle dürfte die Abwahl von Parteimitbegründer Lucke im Juli 2015 gewesen sein. Auch er verließ anschließend die AfD, die heute in Teilen rechtsextrem ist.

Mit Blick auf den Rechtsruck damals sagt Backes heute: "Deshalb war es für mich keine Frage, die Partei zu verlassen. Ich stehe voll und ganz hinter den Werten eines christlichen Menschenbildes. " Backes hat seitdem in der Öffentlichkeit ein Zeichen gegen Antisemitismus gesetzt und sich in einer Aktion für Frieden, Demokratie und Freiheit und gegen Gewalt, Hass und Hetze engagiert.

In die gleiche Richtung äußert sich auch die Diözese auf Anfrage unserer Zeitung. Sie distanziert sich ausdrücklich von jeder Form des Rechtsextremismus, der sich gegen die freiheitliche demokratische Grundordnung und die Werte der katholischen Kirche wendet. Sie akzeptiere nicht, wenn Beschäftigte eine solche Einstellung öffentlich unterstützen oder sich für sie einsetzen. "Das ist bei Jochen Backes nicht der Fall. Er hat sich öffentlich gegen rechtsextremistische Tendenzen in der AfD positioniert und fühlt sich christlichen Werten verpflichtet", erklärt Generalvikar Pater Michael Huber. "Wir freuen uns, dass wir einen fachlich so qualifizierten Abteilungsleiter für die Diözese gewinnen konnten, der bereits viel Berufserfahrung im kirchlichen Bereich sammeln konnte. "

Bisher war Jochen Backes in der Stabsabteilung Recht des Bischöflichen Generalvikariats im Bistums Essen tätig. Er hat seinen Dienst in der Diözese Eichstätt am 1. April angetreten.

mms