Für Gedanken und die Ziele von Little Smile einsetzen

17.12.2010 | Stand 03.12.2020, 3:20 Uhr

Michael Kreitmeir – hier beim Bau seiner Schule – hat nach wie vor Pläne. Eine Verwirklichung hängt davon ab, ob sein Visum verlängert wird. - Foto: kx

Eichstätt/Koslanda (EK) Für Michael Kreitmeir auf Sri Lanka und seine Familie zu Hause ist eine Zeit des Bangens, Hoffens, Wartens, der Verzweiflung und der schlimmsten Befürchtungen zu Ende. Eine Verurteilung hätte auch bedeutet, dass seine von ihm gegründeten und mit Erfolg aufgebauten Hilfsprojekte, denen sein ganzes Denken nach wie vor gilt, um ihre Existenz bangen müssen. Wie aber geht es jetzt weiter? Über die Zukunft sprach mit Michael Kreitmeir – via Internet – Hermann Redl.

Welche Zukunft siehst Du für Dich auf Sri Lanka?
 

Kreitmeir: Ich habe in den vielen Jahren hier in Sri Lanka gelernt, nicht über das Morgen nachzudenken, weil das Heute, Hier und Jetzt meine ganze Kraft und Aufmerksamkeit erfordert. Ich weiß, dass im April mein Visum ausläuft und dass meine Zukunft Jahr für Jahr mit der Erteilung dieser Aufenthaltserlaubnis eng verknüpft ist. Die Ereignisse der letzten Monate haben sehr viel Kraft gekostet und auch Überzeugungsarbeit nach Innen. Wenn man Gutes tut und dafür Prügel bekommt ist es nicht immer einfach mit der Selbstmotivation. Kurz: Ich habe keine Ahnung ob ich selbst eine Zukunft in diesem Land haben werde, aber ich weiß: Solange es irgend möglich ist, werde ich mich für den Gedanken und die Ziele von Little Smile in Sri Lanka einsetzen.

Was heißt das für das Projekt Little Smile und die weiteren Projekte?

Kreitmeir: Hier gelten die gleichen Grundregeln: Besser, sich auf den Augenblick konzentrieren, als sich wegen möglicher Probleme in der Zukunft heute schon verrückt machen. Es kommt in diesem Land sowieso immer anders als man plant. Trotzdem habe ich Pläne. So möchte ich bis Ende April 2011, also bis zum Ende meines derzeitigen Visums, alle Bauarbeiten abschließen, das sind der Bau der Internationalen Schule in Kalmunai, des Friedenszentrums bei Galle und von drei kleinen Schulen.

Denkst Du an Nachfolge(r)?

Kreitmeir: Ich denke sehr oft daran und versuche auch sehr viel. So sollen die einzelnen Einrichtungen mehr Unabhängigkeit bekommen und noch klarere Strukturen. Freilich steht und fällt das Alles mit den Mitarbeitern und ihrer Motivation. Little Smile wird sich verändern, wenn Michael Kreitmeir nicht mehr alle Fäden zieht und ständig verfügbar ist. Aber das ist eben der Lauf der Dinge, das war er immer. Nun muss gefestigt werden, was unter mir aufgebaut wurde.

Wie steht Dein Sohn Manuel, der Dein Engagement seit Jahren unterstützt, zu der Nachfolgerfrage?

Kreitmeir: Mein Sohn Manuel, der nach seinem Studium eigentlich nach Sri Lanka kommen wollte, um die Arbeit von Little Smile vor Ort zu unterstützen, hat sich Bedenkzeit erbeten. "Wie", so fragt er nach diesen Erlebnissen, "wie kann ich in einem und für ein Land arbeiten, in dem ich mich weder auf Recht noch auf Gerechtigkeit verlassen kann"

Zu welchen Erkenntnissen bist Du in all den Jahren und vor allem in den vergangenen vier Monaten gelangt?

Kreitmeir: Man kann noch so viel erreichen, irgendwann kommt man an den Punkt, wo man darüber nachdenken muss, wie es ohne einen weitergeht. Leider gehen soziale Organisationen in Sri Lanka derzeit ganz allgemein durch eine sehr schwierige Zeit, voll von Verdächtigungen und Anfeindungen. Es ist derzeit geradezu schick, Nichtregierungsorganisationen zu beschimpfen. Aber auch das wird sich wieder ändern. Kein Land kann es sich auf Dauer leisten, die Menschen, die sich oft selbstlos für die Interessen der Armen und Schwachen einsetzten, die ehrliche Entwicklungshilfe betreiben, vor den Kopf zu stoßen.

Hat sich der Einsatz gelohnt?

Kreitmeir: Ich bin mir ganz sicher, dass ich das Richtige getan habe und tue und dass etwas von dem, was ich hier getan habe, mich überdauern wird. Liebe, die man Kindern geschenkt hat, lebt weiter, auch wenn man das nicht immer gleich merkt oder auf einer Skala messen kann. Ich hoffe auch, dass von den teilweise großartigen Gebäuden und Einrichtungen etwas bleibt, selbst wenn ich nicht mehr der Antreiber bin. Wichtiger freilich ist das Denken der Kinder und ihr Handeln, wenn sie eines Tages erwachsen sind. Und ich glaube schon, dass ich da etwas bewirkt habe.

Welches Fazit – vorläufig jedenfalls – kannst Du ziehen?

Kreitmeir: Wenn ich 2011 wirklich von hier weggehen muss, dann kann ich letztlich auf sehr Vieles schauen, was ich in den vergangenen elf Jahren bewegt, erreicht oder doch zumindest in Bewegung gebracht habe. Und auch ich selbst werde nicht bei Null anfangen, denn ich habe unendlich viel gelernt. Ich werde dann mein Wissen und Können auch weiterhin in den Dienst des Grundgedankens von Little Smile stellen, vielleicht sogar in meiner alten Heimat Deutschland. Denn auch da gibt es eine Menge zu tun.