Denkendorf
Friedensspiel vor der Weltmeisterschaft

Treffen der deutschen und russischen U18-Jugendnationalmannschaft - Delegation aus Denkendorf

29.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:20 Uhr
Das Fußballspiel im Stadion Zenit von Wolgograd fand vor rund 3000 jungen Leuten statt. −Foto: Fotos: Holtz

Denkendorf/Wolgograd (EK) Ein hochkarätiges Freundschaftsspiel, eine neue Schulpartnerschaft und das gemeinsame Gedenken an das Leid, das der Zweite Weltkrieg verursacht hat, standen im Mittelpunkt eines Russlandsbesuchs.

Die Idee entstand schon vor zwei Jahren: Als die Teilnehmer nach der Einweihung der Wolgograder Friedenskapelle am 7. September 2016 auf ihrer traditionellen Schifffahrt an der am Wolgaufer im Bau befindlichen neuen Arena vorbeifuhren, hatte der Alt-OB und Ehrenbürger von Wolgograd Juri Starovatykh eine Idee: Am Anfang der Weltmeisterschaft sollte eine Begegnung zwischen einer deutschen und einer russischen Fußballmannschaft stehen - 75 Jahre nach dem Ende der Stalingrader Schlacht, als Zeichen der Versöhnung, der Freundschaft und des Friedens.

Der Vorsitzende des OstWestWirtschaftsforums Bayern (OWWF), Staatsminister a.D. Eberhard Sinner, trug diesen Wunsch dem Präsidenten des Deutschen Fußballbundes, Reinhard Grindel, vor, der ihm sein Einverständnis signalisierte. Der Denkendorfer Christian Holtz setzte als Landesbeauftragter des OWWF für die Russische Föderation die Bemühungen fort und am 10. Oktober 2017 war es amtlich: Die U18-Mannschaften spielen im WM-Austragungsort Wolgograd.

Mit eigenen Delegationen waren der deutsche Fußballbund und der Volksbund Deutsche
Kriegsgräberfürsorge angereist. Die Teilnehmer aus Denkendorf und dem Landkreis Eichstätt
bildeten zusammen mit den Mitgliedern des OstWestWirtschaftsforums Bayern ebenfalls
eine starke Mannschaft.

Am Abend des 8. Mai kamen alle zusammen: Fußballchef Grindel eröffnete zusammen mit seinem russischen Kollegen das Friedensspiel, das äußerst fair verlief und mit einem 3:1 für das deutsche Team endete.

Bereits am Vormittag war eine Abordnung zur Wolgograder Schule Nr. 54 aufgebrochen: Die Berufs- und Fachoberschule Ingolstadt hatte ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit erklärt und schloss mit der langjährigen Denkendorfer Partnerschule Nr. 1240 von Moskau, die wiederum mit der Wolgograder Schule verbunden ist, ein Kooperationsabkommen, das die Möglichkeit für ein Auslandspraktikum der Schüler miteinschließt.

Am nächsten Tag hatte der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge die deutschen Teil-
nehmer und die Fußballspieler beider Mannschaften eingeladen. Zum Gedenken an die Opfer der Schlacht legten alle Delegationen Kränze auf dem russischen und dem deutschen Soldatenfriedhof nieder, mit roten Nelken schmückten sie den Altar der Friedenskapelle. Karl Metz aus Aschbuch und Gerhard Meier aus Zandt hatten sich besonders den Gefallenen und Vermissten aus unserer Heimat zugewandt und ihrer im Auftrag der Angehörigen gedacht (wir berichteten).

Bei einem Empfang im Gemeinschaftshaus des Volksbundes begrüßte dessen Präsident,
General a.D. Wolfgang Schneiderhan, die weit über hundert Gäste. DFB-Präsident Reinhard Grindel dankte allen Teilnehmern für ihr Engagement. Eine sehr nachdenklich stimmende Rede hielt die stellvertretende Generalsekretärin des russischen Fußballverbandes Ekaterina Fedyshina in deutscher Sprache.

Auch der Abend hielt einen Höhepunkt bereit: Auf Einladung des russischen Fußball-
verbandes wurden die deutschen Gäste Zeugen des Endspiels um den Russlandpokal in der neuen Arena mit 46000 Sitzplätzen, das der Verein Tosno des Leningrader Gebiets mit 2:1 gegen die Mannschaft von Avantgarde Kursk für sich entschied. Eine exklusive Führung durch die neue Arena mit dem Bauleiter Sergei Kamin, der auch die Olympia-Sportanlagen in Sotschi gebaut hat, eine stimmungsvolle Schifffahrt auf der Wolga mit Kosakenmusik und Folklore sowie ein bayerischer Ausklang im Restaurant Bamberg, das über eine hervorragende Hausbrauerei verfügt, beendeten die ereignisreichen Tage in Wolgograd.