Eichstätt
Von der Straße in den Sitzungssaal

Umweltausschuss diskutiert mit Fridays-for-Future-Vertretern und Schülern über mehr Klimaschutz

02.10.2019 | Stand 23.09.2023, 8:49 Uhr
Die Demonstrationen für mehr Klimaschutz haben auch die Politik auf den Plan gerufen. Schüler aus dem Landkreis und Vertreter von Fridays for Future waren nun im Umweltausschuss zu Gast. −Foto: Archiv Chloupek

Eichstätt (EK) Der Ausschuss für Natur und Umwelt des Landkreises Eichstätt hat bei seiner Sitzung am Dienstagnachmittag die Bilanz zum Umweltprogramm 2018 vorgestellt (siehe eigenen Artikel).

Aber das war letztlich nur eine Randnotiz. Im Zentrum stand die Diskussion mit Schülern und Vertretern von Fridays for Future über den Klimaschutz im Landkreis. Eine Entscheidung dazu gab es nicht, lediglich die Willensbekundung der Verantwortlichen, die Anregungen der Jugendlichen in das neue Umweltprogramm aufzunehmen, das Ende des Jahres verabschiedet werden soll.

Etwa 20 Schüler aus mehreren Schulen im Landkreis waren der Einladung gefolgt, die auf Initiative von Willi Reinbold (ÖDP) zustande gekommen war. Sogar aus Altmannstein war eine Gruppe gekommen, die sogleich aus eigener Erfahrung beschrieb, wie unmöglich es sei, mit öffentlichen Verkehrsmitteln nach Eichstätt zu gelangen. Der ÖPNV müsse attraktiver werden, war denn auch eine der zentralen Forderungen der Schüler. Die Tickets müssten billiger, die Verbindungen im ländlichen Raum ausgebaut werden, hieß es.

Damit rannten sie bei Landrat Anton Knapp (CSU) im Grunde offene Türen ein. Knapp gilt als Verfechter des ÖPNV und setzt sich seit Jahren für eine Verbesserung ein. Aber die Mühlen der Politik mahlen langsam. Aus Sicht der Jugendlichen zu langsam. Doch Knapp beschrieb dennoch die Bemühungen für den Verkehrsverbund seit 2008 und den erfolgreichen Abschluss 2018. Im nächsten Schritt soll nun ein Nahverkehrsplan erstellt werden, ein Jobticket ist angedacht. Und Landrat Knapp sieht im Audi-Bahnhalt eine große Chance.

Aber bei der Diskussion wurde auch deutlich, dass die Situation nicht so einfach ist. Ein gutes Angebot zu schaffen, reicht offenbar nicht. Andrea Mickel (SPD), Bürgermeisterin in Gaimersheim, berichtete von einer Buslinie ins Gewerbegebiet zum Preis von 50 Cent. "Nur leider wird sie nicht oder nur wenig angenommen. " Es gebe leider auch eine gegenteilige Entwicklung, sagte Kindings Bürgermeisterin Rita Böhm (CSU), etwa mit Blick auf die hohen Verkaufszahlen für SUVs.

Die Vertreter von Fridays for Future ließen aber nicht locker. "Ich kenne mich nicht so gut aus", sagte die Sprecherin, aber Fakt sei: "Die Emissionen sind zu hoch. " Nichts tun ist demzufolge also keine Option. Sie habe den Eindruck, dass die Verantwortlichen die Vorschläge nach dem Motto aufnähmen: "Geht nicht, weil. . . " Dem widersprach Landrat Knapp. "Ich sehe den Klimaschutz in vielen Punkten genauso wie ihr. Aber: Die Welt sieht anders aus. " Er ärgere sich jeden Tag über die Autokolonnen in Richtung Audi und die großen Wagen, in denen meist nur eine Person sitzt.

Lentings Bürgermeister Christian Tauer (SPD) gab zu bedenken, dass der Ausbau der ÖPNV für die Gemeinden ein finanzieller Kraftakt sei. Dieses Geld fehle dann an anderer Stelle.

Ganz ähnlich verlief die Diskussion beim zweiten Punkt, den die jugendlichen Klimaschützer ansprachen: eine fleischärmere Ernährung, etwa in den Schulkantinen. Geht es nach Fridays for Future, dann sollten vegetarische Gerichte deutlich günstiger angeboten werden als Fleisch. Es gehe also nicht darum, Fleisch zu verbieten, sondern positive Anreize zu setzen, um sich vegetarisch zu ernähren.

Achim Janssen vom Landratsamt verwies auf die verschiedenen Interessenlagen der Beteiligten, ob das Essen geliefert oder selbst gekocht werde. Landrat Knapp verwies zudem auf die steigende Zahl von Burger-Restaurants und Rita Böhm meinte, dass das Thema "Gesunde Ernährung" bereits bei der Kindererziehung eine wichtige Rolle spielen sollte. Mehr als eine vage Zusage des Landrats, das Thema prüfen zu wollen, bekamen die Schüler nicht.

Die Schülervertreter brachten kurz noch weitere Aspekte vor, die den Energieverbrauch betrafen oder den Schutz von Grünflächen. Eine zentrale Forderung lautet, den Klimanotstand auszurufen. Etwas mehr als 60 Gemeinden in Deutschland haben das getan. Dabei geht es um die Anerkennung der Klimakrise. Zudem wird dem Klimaschutz bei allen Entscheidungen Priorität eingeräumt. Zu diesem Thema hat sich der Natur- und Umweltausschuss in der Sitzung nicht geäußert.

Markus Meßner