Eichstätt
Formidable: Ein Fest mit Freunden

Die Partnerschaft zwischen Eichstätt und Montbrison gedeiht prächtig

11.10.2018 | Stand 01.02.2023, 14:51 Uhr

Eichstätt (EK) Eine Delegation aus Eichstätt vertiefte bei einem Besuch in Frankreich die Kontakte und ebnete den Weg für eine baldige offizielle Unterschrift.

Die Freundschaft zwischen Montbrison und Eichstätt entwickelt eine unglaubliche Dynamik: Noch im Bus auf der rund 900 Kilometer langen Heimreise aus Frankreich zurück ins Altmühltal planen die gut zwei Dutzend Eichstätter die nächsten Besuche. Den sonntäglichen Festzug zur "Fête de la Fourme", dem jährlichen großen Fest zu Ehren des örtlichen Blauschimmelkäses und anderer regionaler Spezialitäten der Gegend, den die Eichstätter gemeinsam mit zig-Tausenden Besuchern aus der Region Auvergne-Rhône-Alpes gefeiert hatten, hallte noch nach, da erreichte Françoise Wimmer schon per Mail aufs Smartphone die Anfrage der Eichstätter Stadtkapelle: Man könnte sich die Vereinsfahrt im nächsten Jahr gut nach Frankreich vorstellen, wenn das machbar wäre.

Und schon überlegen Vorsitzende Françoise Wimmer und die Mitglieder vom Verein "Freunde von Montbrison" im Bus begeistert hin und her: Formidable! Wunderbar! Was für eine blendende Idee! Vielleicht wieder zum jährlichen Käsefest im Oktober im nächsten Jahr? Oder, noch besser: Womöglich schon zur "Fête de la Musique", dem jährlichen internationalen Tag der Livemusik jeglicher Couleur, der in vielen Orten Frankreichs stets zum 21. Juni gefeiert wird? Da böte sich gleich eine hervorragende Auftrittsmöglichkeit für die Eichstätter Musikanten. Es wäre natürlich hilfreich, wenn die Partnerschaft schon offiziell besiegelt wäre. Denn dann könnte die Stadtkapelle - wie auch andere an einem Austausch interessierte Vereine - eventuell von ihren jeweiligen Verbänden auch noch Fördergelder beantragen.

Einen Wunschtermin für die Unterschrift hätten die "Freunde von Montbrison" auch schon parat: Die Woche ab dem 15. Februar 2019. Denn dann wird ein rund 50-köpfiger Chor der La Maîtrise de la Loire erwartet - jener Musikschule aus Montbrison, die inzwischen schon enge Kontakte mit dem Eichstätter Gabrieli-Gymnasium geknüpft hat (wir berichteten). Wenn da Bürgermeister Christophe Bazile gleich mitkäme, dann könnte man doch ...

Die Verbindungen zwischen Franzosen und Bayern werden nun im zweiten Jahr seit dem ersten Kontakt tatsächlich immer enger, freundschaftlicher und auch vielfältiger. Voriges Wochenende waren vier Elftklässlerinnen des Gabrieli-Gymnasiums und vier Neuntklässler der Realschule Rebdorf mit von der Partie: Sie durften ein verlängertes Wochenende im Kreise von Gastfamilien erleben, die Muriel Charras vermittelt hatte. Und Charras, ihrerseits Deutschlehrerin in Montbrison, war ja erst im Mai mit ihren Schülern der Lycée Professionel de Beauregard in Eichstätt gewesen (wir berichteten). Damals waren die Teenager Jules und Antoine dabei - und so begeistert, dass sie nun ihrerseits gerne zwei Gäste aus Bayern beherbergten.

Küsschen links, Küsschen rechts - die herzlichen Begrüßungen von Freunden und Bekannten, in die sie selbst ohne zu zögern sofort einbezogen wurden, waren für die Schülerinnen und Schüler aus Eichstätt zunächst natürlich etwas gewöhnungsbedürftig. Nachdem die erste Scheu jedoch überwunden war, wurden bald neue Freundschaften geschlossen, was sich auch daran zeigt, dass bereits wieder private Besuche für den kommenden Sommer vereinbart wurden.

Lorenz, Martin, Raphael, Lars, Franzi, Marlena, Anna und Magdalena erlebten typisch französischen Familienalltag mit - und ließen sich auch von mancher Sprachbarriere kaum bremsen. Die Mädchen lernen seit einem Jahr Französisch bei Christine Knabl, die Jungs schon seit drei Jahren bei Tanja Bintakies: "Das hat schon gut geklappt", freuen sie sich. Und wo es mit Französisch noch nicht weiterging, half man sich mit Englisch aus. Dank der Freundlichkeit und Herzlichkeit der französischen Gastfamilien wäre man - da waren sich hinterher alle einig - zur Not auch ohne große Worte ausgekommen: Die Mädchen und Buben schlenderten mit ihren Gastfamilien am Samstag über den großen Wochenmarkt, gingen Kegeln, trieben Sport, und schauten sich natürlich auch den großen Festzug an.



Dort ließen sich gleich noch neue Verbindungen herstellen: Monbrison hat offenbar eine aktive Basketball- und auch eine Judo-Jugend, die im Zug durch die Stadt präsent zeigte: "Das wäre doch etwas für unsere DJK", sinnierten da die Eichstätter, "das würde passen". Gemeinsamkeiten gibt es tatsächlich viele: Die Stadt Montbrison selbst ist mit ihren rund 16000 Einwohnern nur etwas größer als Eichstätt (rund 14000) und liegt im Weinbaugebiet Côtes du Forez, das touristisch durchaus ähnlich vermarktet wird wie der Naturpark Altmühltal. Mit Ausflügen ins Umland mit seiner besonders für Wanderer und Mountainbiker attraktiven Mittelgebirgslandschaft konnte sich die Eichstätter Delegation davon überzeugen, dass die bald neue Partnerstadt auch ein attraktives Urlaubsziel darstellen würde.

Doch, doch hier lasse es sich wirklich sehr gut leben, bestätigt ein 94-jähriger Senior der mitreisenden Reporterin - überraschenderweise in akzentfreiem Mittelfränkisch: Friedrich Karl Klein wurde am 19. Januar 1924 auf dem Bergnershof, einer Domäne der Grafen Pappenheim, geboren und hatte in Dietfurt bei Treuchtlingen seine Grundschulzeit verbracht. Weltkrieg und Kriegsgefangenschaft haben ihn über viele Umwege vom Altmühltal an die Loire verschlagen. Sein Sohn Charles Klein hatte zufällig ausgerechnet Doris und Wolfgang Frank als Wochenendgäste aufgenommen - die kommen ihrerseits ebenfalls aus Dietfurt bei Treuchtlingen.

Dass sich nun zwischen seinen beiden Heimatregionen - der alten und der neuen Heimat - eine Partnerschaft anbahnt, findet der äußerst rüstige Rentner, der ohne Probleme zwischen beiden Sprachen hin und her wechselt, sehr gut- und auch sehr wichtig. Denn was passieren kann, wenn sich Völker fremd und feindlich gegenüberstehen, hatte der 94-Jährige in seiner Jugend selbst miterleben müssen.Nachgefragt beim Bürgermeister Christophe BazileMonsieur le Maire, Herr Bürgermeister, unterstützen Sie die Bestrebungen für eine neue Partnerschaft zwischen Ihrer Stadt Montbrison und Eichstätt?

Christophe Bazile: Ja, unbedingt. Ich bin sehr für diesen Austausch zwischen den beiden Städten und möchte, dass diese Partnerschaft sehr bald verfestigt und auch institutionalisiert wird.

Warum ist Ihnen dieser Austausch wichtig? 

Bazile: Die Freundschaft zwischen Frankreich und Deutschland ist außerordentlich wichtig. Speziell mit Deutschland, gerade mit Blick auf die Geschichte. Denn es ist wichtig, die Völker nach dem Krieg wieder zusammenzubringen. Auch der Zusammenhalt in Europa ist sehr wichtig, gerade in heutigen Tagen. Und dazu sind Städtepartnerschaften eine sehr gute Möglichkeit und ein starkes Symbol.

Warum soll es aus Ihrer Sicht gerade Eichstätt sein? 

Bazile: Eichstätt ist eine Stadt, die mit ihrer Größe, ihrer Bevölkerung und ihrer Kultur Montbrison sehr ähnlich ist. Es gibt exzellente musikalische Gemeinsamkeiten, es gibt auch eine ähnliche kulturelle, kommunale und politische Struktur. Ich denke, das passt sehr gut zusammen.

Im Mai war unser Oberbürgermeister Andreas Steppberger bei Ihnen in Montbrison zu Gast. Sie selbst waren aber noch nicht in Eichstätt. Was wissen Sie bereits von Eichstätt? 

Bazile: Ich kenne schon einige Leute aus Eichstätt. Ich kenne Fotos und ich bin wirklich erstaunt, dass da vieles ganz ähnlich wie in Montbrison ist. Und ich kenne Ihren Oberbürgermeister, der mich ja bereits in Montbrison besucht hat. Er ist sehr dynamisch in dieser Sache und zieht mit mir am selben Strang. Die Chemie zwischen uns beiden stimmt. Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Partnerschaft gelingt.

Was werden Ihre nächsten Schritte sein? 

Bazile: Ich komme am 29. Oktober zum ersten Mal nach Eichstätt. Ich werde die Stadt besichtigen, unsere deutschen Freunde treffen und die Partnerschaft weiter forcieren. Im Februar 2019 wird unser Musikgymnasium für ein Konzert nach Eichstätt kommen, und das Eichstätter Gabrieli-Gymnasium kommt im März 2020 nach Montbrison. Diesen kulturellen Austausch finde ich sehr wichtig. Und diese beiden Besuche zwischen unseren Schulen sind auch schon fest vereinbart, was mich sehr freut.

Sie sprachen von Institutionalisierung. Wie weit ist der Vertrag der Städtepartnerschaft gediehen? OB Steppberger hatte im Mai gesagt, dass die Partnerschaft, die nötigen Beschlüsse in Ihren Gremien und unserem Stadtrat vorausgesetzt, 2019 unterschrieben werden soll. 

Bazile: Ja, das stimmt. In der Sache sind wir uns einig. Sobald sich die Bürgermeister nun auf ein Datum einigen, werden wir die Partnerschaft besiegeln. Das läuft. Und ich freue mich darauf.

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