Eichstätt
Vom Orient bis zum Wilden Westen

Mehr als Abenteuer und Spaß sind seit über 40 Jahren die Ferienangebote der kirchlichen Jugendarbeit

16.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:52 Uhr
Voller Begeisterung haben die Jungs ihr Wikinger-Schiff gebaut. −Foto: Foto: Kiefer/pde

Eichstätt (pde) Piraten, Wikinger, Cowboys und Beduinen "erobern" in den Sommerferien das Hüttenlager Almosmühle bei Pfünz. Auch anderswo im Bistum Eichstätt werden Zelte aufgeschlagen. Neben Abenteuer und Spaß wollen die Freizeitangebote der kirchlichen Jugendarbeit Gemeinschaftserlebnisse ermöglichen und christliche Werte vermitteln.

Die Almosmühle, eine Einöde rund sieben Kilometer östlich von Eichstätt hoch über dem Altmühltal, ist in den Schulferien eine Oase der Freizeit und Erholung. Neben zwölf Holzhütten mit je zehn Schlafplätzen liefern gemauerte Feuerstellen die nötige Lagerfeuer-Romantik. Abgeschirmt durch einen Mischwald aus Buchen-, Kiefern- und Fichtenbeständen, eignet sich die 17000 Quadratmeter große Selbstversorger-Anlage der Diözese Eichstätt dazu, der Zivilisation für eine Weile zu entfliehen.

Genau das tun in der zweiten Sommerferienwoche 85 Mädchen zwischen 9 und 13 Jahren mit ihren 17 Betreuerinnen, drei "Küchenfeen" und zwei Nachtwächtern beim Hüttenlager der katholischen Jugendstellen Herrieden und Schwabach. Wenn Dschinni aus der Wunderlampe kommt und die Betreuerinnen in orientalischer Kleidung den Lagertanz aufführen, fühlen sich die Mädchen wie in einem Märchen aus "Tausendundeine Nacht". Passend zum Lagerthema "Orient" haben sie Bauchtanz- und Scheich-Kostüme, Schmuck, Lampen und Laternen gebastelt. In einem Abenteuerspiel müssen sie eine Prinzessin befreien. "Das Lager ist supertoll. Wir machen ganz viele Dinge zusammen und haben viel Spaß miteinander", schwärmt Valentina. "Die Betreuerinnen sind nett, freundlich und witzig", fügt Julia hinzu. Tamara Weiß war bereits als Kind im Hüttenlager. "Es hat mir so gut gefallen, dass ich schon deshalb Betreuerin werden wollte", erzählt sie. "Es ist eine Woche in einer völlig anderen Welt, fernab von Medien und Technik, sehr nah an der Natur", erklärt Lagerleiterin Lisa Heinrich. "Das Gruppengefühl wird gestärkt." Auch Morgenimpulse, Tischgebete und ein Gottesdienst gehörten zum Programm.

Seit über 40 Jahren locken magische Momente am Lagerfeuer und fantasievoll gestaltete Freizeitaktivitäten Kinder und Jugendliche aus der Diözese Eichstätt ins Hüttenlager nach Pfünz. Jedes Lager hat ein anderes Thema. Vor den Mädchen waren 99 Buben und 16 Betreuer als "Wikinger" zum Jungenhüttenlager der Jugendstelle Herrieden gekommen. Die Kinder bastelten Wikingerhelme, bauten ein Wikinger-Schiff und gingen auf Entdecker-Tour auf der Altmühl. Am Lagerfeuer erzählten sie sich Seefahrergeschichten. "Viele Kinder haben entdeckt, dass sie auch ohne Handy, Spielekonsole, Fernseher und soziale Medien auskommen und mit Freunden sehr viel Spaß in der Natur erleben können", erzählt Michael Kiefer, der vor 25 Jahren zum ersten Mal als Betreuer dabei war. Noch länger - seit 1984 - ist Gerhard Rott beim Hüttenlager für Jungen ehrenamtlich tätig. "Schon als Kind habe ich das Lager erlebt", erzählt Rott, der mit Michael Kiefer die Gesamtleitung innehat. Die Erfahrung der Verbindung von Natur, Gemeinschaft und Aktivitäten für Kinder sei etwas, das jedes Kind erleben sollte. "Vielleicht sind es später diese Erinnerungen, die im Leben wichtig sind."

Am Hüttenlager der Jugendstelle Schelldorf nehmen derzeit 50 Jungen ab 14 Jahren teil. Anfang der Woche waren sie mit Karten und Kompass auf eigenen Pfaden von Pfünz zu einem Weiher in Buxheim unterwegs. "Zeltlager und Ferienfreizeiten helfen jungen Menschen, Rücksichtnahme und Toleranz gegenüber anderen einzuüben", sagt Diözesanjugendseelsorger Clemens Mennicken. Für die kirchliche Jugendarbeit sei es wichtig, solche Angebote auch in einen religiösen Rahmen einzubetten, so dass Gemeinschaft nicht zuletzt in gemeinsamem Beten, religiösen Impulsen und Zeltlagergottesdiensten erfahrbar werde. Viele ehemalige Teilnehmer seien später bereit, sich als ehrenamtliche Betreuer zu engagieren, und blieben dadurch in Kontakt mit kirchlichem Leben. "Für manche sind solche positiven Erlebnisse später auch ein Anknüpfungspunkt, sich in der Pfarrei ehrenamtlich zu engagieren", so der Jugendpfarrer.

Neben und teilweise mit den katholischen Jugendstellen organisieren auch kirchliche Jugendverbände Freizeitangebote. Die Katholische Studierende Jugend (KSJ) baute ihr Zeltlager "Piraten - frei wie der Wind" auf einer abgeschiedenen Wiese in der Nähe von Alesheim im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen auf. In einem "Lagerparlament" gaben sich die 120 Teilnehmer der 5. bis 9. Schulklassen und 40 Betreuer gemeinsam Regeln für die Erlebniswoche. "Das stärkt das Demokratieverständnis", sagt Jugendreferentin Anja Werner. Beim bayernweiten Pfadfinderlager haben 500 Kinder im Alter zwischen 13 und 16 Jahren ihre Zelte in Thalmässing aufgeschlagen. Während eines Familien-Hüttenlagers der Kolpingjugend zogen Cowboys und Indianer durch die Almosmühle, 33 Kinder und 22 Erwachsene tauchten in den "Wilden Westen" ein.

Gleich zwei Zeltlager veranstaltete die Schönstatt-Mannesjugend: "Siedler in Space" war das Thema in Hohenberg-Allertshofen, "Asterix und Obelix" in Oberdolling im Landkreis Eichstätt. Mit dabei in Oberdolling war auch Domkapitular Alfred Rottler, Leiter der Hauptabteilung Pastoral und kirchliches Leben im Bischöflichen Ordinariat Eichstätt. Er hat bereits an rund 40 Zeltlagern der Schönstatt-Jugend und der BDKJ-Verbände teilgenommen. "Der ganzheitliche Ansatz, bei dem Leib und Seele im Blick sind, zeichnet die kirchlichen Freizeitangebote aus", sagt Rottler. "Die Kinder und Jugendlichen bekommen dabei viel Zeit zum Spielen und Spaß miteinander zu haben, aber auch Gottesdienste, Gruppenstunden und Gebet gehören dazu."

Eine Ferienwoche mit dem Thema "Gipfelstürmer" veranstaltet die Schönstattbewegung für Mädchen zwischen 9 und 15 Jahren im Canisiushof bei Kösching-Kasing. Dabei dreht sich für 45 Kinder alles um den Familienfilm "Heidi". "Wir bieten eine Mischung aus Freizeitaktivitäten und religiösen Komponenten", sagt Leiterin Franziska Prüller. Für Gipfelstürmer ist auch eine "Berggaudi im Steinernen Meer" gedacht, zu der die Jugendstelle und der BDKJ im Dekanat Ingolstadt Jugendliche ab 14 Jahren in die Alpen führen. Ende August/Anfang September wird wieder im Hüttenlager Almosmühle gehämmert, gebaut und gebastelt. "Bob, der Baumeister" lautet das Motto des gemischten Lagers der Kolpingjugend des Diözesanverbands Eichstätt. Zum Abschluss werden die 73 Kinder und 27 Betreuer einen Gottesdienst gemeinsam mit den Eltern feiern.