Denkendorf
Fleißig, fleißig, diese Wagenbauer

Bianca II. hat die Denkendorfer bei den Vorbereitungen für den Faschingsumzug besucht

26.02.2019 | Stand 23.09.2023, 6:04 Uhr
Bianca Schmidt
Die Garde mit Jogginganzügen bedacht hat Reinhold Schock vom Schock-Fensterwerk. Bei Markus Scherrmann von Estrich Scherrmann bedankt sich das Prinzenpaar im Namen des Vereins für die blauen Jogger. −Foto: Schmidt

Denkendorf (EK) Puh! So ein Faschingswagen macht ganz schön viel Arbeit. Gut, dass wir so viele Verwandte und Freunde haben, die uns unterstützen. Das hat ein Danke verdient. Zwischen Weihnachten und Silvester haben wir angefangen. Letzten Freitag sind wir fertig geworden- eine Woche vor der Zeit.

Natürlich darf ich nichts verraten, aber ganz ehrlich? Ich finde unseren Prinzenwagen richtig hübsch. Er passt sowohl zu unserem Kinderprinzenpaar Amelie und Robin als auch zu uns. Richtig königlich. Es ist Platz genug für alle vier und viele Süßigkeiten zum Werfen. Das wird spitze!

So viel Arbeit unser Wagen auch gemacht hat - in Denkendorf sind wir nicht die einzigen, die einen bauen. Und weil ich ja überhaupt nicht neugierig bin, habe ich mich auf die Socken gemacht und ein paar von ihnen beim Wagenbauen besucht. Ein paar Tipps zu den Mottos darf ich geben. Viel Spaß beim Raten.

Erste Station: Die Schützengesellschaft 1896 mit ihrem Vorsitzenden Manfred Hanrieder. Als ich die Halle betrete, staune ich ganz schön. Nicht nur der Wagen, der im Bau ist, sieht schon mächtig aus. Auch drum herum - lauter Erinnerungen an die Jahre zuvor. Da hängt ein meterhoher Schwan an der Wand, im anderen Eck ein Portrait von Kim Jong-un und Donald Trump vom vergangenen Jahr und weiter oben liegt noch ein halber Dinosaurier. Wahnsinn! "Wir heben eigentlich immer alles auf. Entweder als Erinnerung oder weil wir es nochmal brauchen können. Die Kanone neben dem Dino haben wir zum Beispiel schon öfter hergenommen. Die hat auch bei Geburtstagen schon Krach gemacht", sagt Manfred Hanrieder. Rund zehn Helfer sind immer wieder da, um den Wagen zu gestalten. Insgesamt laufen zwischen 20 und 40 Personen jährlich bei der Gruppe mit. Ein kleiner Tipp: Aus dem Stroh auf dem sieben Meter langen Tisch wird eine lange Wurst gemacht.

Nächster Halt: Zugführer Alfons Geyer und sein Team. Er ist einer von Wenigen, die schon seit dem ersten Faschingsumzug dabei sind. Damals noch als Schüler mit Theresia Stadler, Luise Riedl und Anton Gröger als Lehrer, die die Kinder durch den Ort geführt haben. Heute führt er selbst den Zug an und hat schon einiges erlebt. "Einmal hatten wir ein Windrad auf unserem Wagen und haben nicht durch die Autobahnbrücke gepasst. Da haben wir es abmontiert und wieder aufgebaut. Grade noch rechtzeitig", erzählt Alfons Geyer. Bereits im Advent finden die ersten Gespräche zum Motto fürs nächste Jahr statt. Die Themen müssen bunt, lustig, zeitgemäß und dorfnah sein. "Wie viele Stunden wir für den Wagen aufwenden, können wir gar nicht sagen. Es ist immer sehr gesellig bei uns. Komischerweise werden wir nie fertig. Und am Faschingssonntag steht der Wagen dann doch auf einmal fertig da", erzählt Katja Hanrieder. Und so viel kann ich sagen: Der Wagen wird auch dieses Jahr wieder eine Schau. Ein kleiner Tipp: Er wird Geschichte schreiben.

Schon geht's weiter zu den Edelweiß-Schützen. Schützenmeisterin Simone Reigl hat mich gleich mal zu Kaffee und Kuchen eingeladen. Der Wagen ist sowieso schon fast fertig. Fehlt nur noch ein bisschen Farbe. "Wir haben immer lieber keine politischen Themen. Dann fühlt sich keiner angegriffen. Aber bunt und lustig darf es gerne sein, dann können auch die Kinder bei uns mitlaufen", verrät sie. Dieses Jahr sind sie 22 Personen. Fünf arbeiten am Wagen. Die anderen, die Zeit haben, schauen zu oder basteln in der Zwischenzeit. "Eigentlich ist das vorher ja am schönsten. Das Zusammensitzen und Wagenbauen macht schon immer Spaß", sagt Simone. Mein Tipp zu ihnen: Sie haben weder Hände noch Füße.

Die Jugendfeuerwehr habe ich auch besucht. Sie sind das beste Beispiel dafür, wie es in meinen Augen bei den jungen Leuten laufen sollte. 13 Mädels und Jungs bauen gemeinsam an einem Wagen. Sie überlegen sich selbst ein Thema und bauen eigenständig. Die Betreuer unterstützen sie, wo es geht und liefern das Material für den Wagen. Bezahlt wird das alles aus der Jugendkasse. Vier Wochen vor dem Umzug starten sie und bauen mehrmals in der Woche nach der Schule. Sie alle waren schon von klein auf beim Faschingsumzug dabei, erzählen sie mir. Die Musik läuft nebenbei und ich finde ihren Wagen spitze. Sie können locker mit den Erwachsenen mithalten und sind definitiv handwerklich und künstlerisch begabt. Mein Tipp: Wer wird wohl der Schnellste sein?

Die fünfte Gruppe, die ich besucht habe, waren die "Hochstapler". Eine Gruppe von Freunden, die schon seit rund 15 Jahren beim Umzug dabei sind. Bei den ersten Wägen hat die Gruppe aus Freunden einen Gabelstapler integriert. Deswegen "Hochstapler". Sie kreieren jedes Jahr einen Wagen, den sie selbst mitschieben können. Vergangenes Jahr waren sie ein Mensch-Ärgere-Dich-Nicht-Spielfeld, sie selbst die Figuren, die aus dem Brett rausschauten. Jedes Jahr zwischen Weihnachten und Silvester treffen sie sich für eine Wanderung nach Dörndorf. Da machen sie das Thema fürs nächste Jahr aus. "Nach dem Faschingsumzug bauen wir den Wagen ab oder verkaufen ihn, wenn jemand Interesse hat. Direkt danach geht's in den gemeinsamen Skiurlaub", verrät Manuela Pfahler. Ihre Kostüme nähen sie selbst. Mein letzter Tipp: Bei den Hochstaplern geht es mal wieder hoch hinaus.

Ich bin begeistert, wie viel Mühe sich die Menschen in Denkendorf für den Umzug geben. Es wird immer schwieriger, da die Stadel weniger werden, in denen man einen Faschingswagen bauen kann. Auch mit dem Nachwuchs sieht es bei einigen schwierig aus. Und das, obwohl der Faschingsumzug in Denkendorf immer noch das Event des Jahres ist. Ich denke, da sollten wir jungen Leute uns mal an der eigenen Nase packen. Wenn die Generationen vor uns es geschafft haben, sowas Tolles auf die Beine zu stellen, dann dürfen wir das nicht sterben lassen. Die Jugendfeuerwehr macht's vor. Also schnappt euch eure Freunde und überlegt euch schon mal ein Thema fürs nächste Jahr. Aber diesen Sonntag will ich euch erst mal ab 14 Uhr beim Umzug in Denkendorf sehen!

Bianca Schmidt