Eichstätt
Erfolgsgeschichte(n)

Auch ohne eigene Heimat ist der Förderverein Stadtmuseum ein äußerst lebendiger Teil Eichstätts

19.10.2020 | Stand 02.12.2020, 10:19 Uhr
Auch an der Restaurierung der Stampferkrippe hat sich der Förderverein maßgeblich beteiligt. −Foto: Fiedler

Eichstätt - "Stadtmuse sucht Heimat", so hieß es beim Volksfestumzug im vergangenen Jahr, an dem sich der Förderverein Stadtmuseum mit einer Fußgruppe samt Leiterwagen beteiligte.

Der Slogan machte deutlich, was sich der Verein auf die Fahnen geschrieben hat: Eichstätt sowie seinen historischen und aktuellen Themen auf kreative Weise einen Erinnerungsort geben, der den Stadtcharakter beschreibt und zugleich ein Magnet für Einwohner und Touristen ist.

Immer noch ist der Verein zu diesem Ziel unterwegs und hat bereits vielfach die Stadtgemeinschaft mit Geschichten belebt. In der Anfangszeit erfolgte unter dem Vorsitz von Martin Regensburger senior die Inventarisierung der stadteigenen Exponate durch die Kunsthistorikerin Christina Grimminger. 2014 brachte man die Idee von einem "Stadtmuseum light" auf den Weg, wie es der Zweite Vorsitzende Josef Schmidramsl damals zu sagen pflegte. Die Kulturbeauftragten Günther Köppel und Stephan Bleitzhofer schlugen in diesem Zusammenhang ein "Statt-Museum" sowie eine Schaufensterausstellung vor, was ab 2015 die neue Vorsitzende Beate Hueber mit ihrem Team realisierte.

Bald wurde gerade das Zusammenwirken von verschiedenen Personen und deren Ideen selbst zur Erfolgsgeschichte. Eine erste Ausstellung mit dem Titel "ZEIT. GEIST. EICHSTÄTT - Stadtgeschichte(n) seit 1945" zeigte man im April 2015 in der Johanniskirche, an der sich zahlreiche Eichstätter mit Texten und Bildern beteiligt hatten und die der Künstler Josef Fiedler ausgestaltete. Das Kriegsende, die Entnazifizierung und die italienischen Gastarbeiter der 1960er-Jahre waren dabei ebenso Thema wie der grüne Residenzplatz oder das Revival des Schlossleutnants Lorenz Krach. Für die Kulturtage 2016 erstellte der Verein in Zusammenarbeit mit Schülerinnen und Schülern des Willibald-Gymnasiums den comicartigen Kurzfilm "ZEIT. REISE. EICHSTÄTT", eine spielerisch witzige Darstellung der wichtigsten Etappen der Stadtgeschichte in bewegten Bildern, zu sehen unter www. stadtmuseum-foerderverein-eichstaett. de.

Im Mai 2018 folgte eine weitere Ausstellung, die sogar einen Beitrag in "Wir in Bayern" im Bayerischen Fernsehen erhielt. Diesmal verwandelte man den "Showroom" in eine Art Dachboden und gab der Ausstellung den Titel "Speichergeflüster - Dachbodenfunde erzählen Eichstätter Geschichte(n)". Auch hier wurden verschiedene Mitbürger interviewt, diverse Speicher von alteingesessenen Eichstättern durchstöbert und die Exponate schließlich von Stefan Weyergraf-Streit künstlerisch in Szene gesetzt. Festgehalten wurde die Ausstellung "Speichergeflüster" zudem in einem kleinen Katalog, der nach wie vor über den Verein bezogen werden kann. "Die Ausstellung sahen weit über 2700 Besucher - dieser tolle Zuspruch motiviert natürlich enorm und macht deutlich, dass wir mit unserem bürgernahen Format, das auf die Mitwirkung der Eichstätter und auf Geschichte von unten setzt, auf dem richtigen Weg sind", freut sich Beate Hueber.

Vergangenes Jahr wagte man sich dann an ein neues Format - die "SCHAU. FENSTER. TOUR" - anlässlich des 1111-jährigen Jubiläums der Stadt. Dazu gestaltete der Verein eine kurze Geschichte Eichstätts in neun Bildern, drei davon sind kontinuierlich in den Fenstern der VR-Bank am Domplatz zu sehen. Die Bilder halten wesentliche Entwicklungsstationen des mittelalterlichen, des barocken und des modernen Eichstätt fest. In weiteren Fenstern am Marktplatz möchte man mit wechselnden Szenen der Stadtgeschichte Einheimischen wie Touristen Schlaglichter der Stadtgeschichte präsentieren. Gerade in Corona-Zeiten erweist sich dieses Modell nun als besonders vorteilhaft.

Jedes Jahr gelang es der Vorsitzenden Beate Hueber außerdem, Sponsorengelder in beträchtlicher Höhe zu akquirieren. So wurden der Stadt 2017 beispielsweise 10000 Euro als Grundstock für die Restaurierung der Stampferkrippe überreicht, die mittlerweile erfolgt ist. Für das Jahr 2021 möchte sich der Verein an eine Neuaufstellung der frisch restaurierten Stampferkrippe wagen und hofft, dass man bald wieder Publikumserfolge feiern kann.

Ein wichtiges Fernziel des Vereins ist die Schaffung eines festen Begegnungsorts mit historischen wie aktuellen Stadtthemen. Eine mögliche Lösung böte sich vielleicht im Bahnhofsgebäude, wo sich eine Mischung aus Café und Ausstellungsraum realisieren ließe. Details hierzu finden sich ebenfalls auf der Homepage des Vereins.

Der Vorstand des Fördervereins hat noch einige Ideen mehr auf Lager. Um die Projekte auch durchführen zu können, ist eine große Zahl an Mitgliedern und aktiven Unterstützern notwendig. "Wir sind ein offener Verein und freuen uns über neue Gesichter", so die Vorsitzende.

tab