Adelschlag
Enttäuschung: Nahwärmenetz vorerst gescheitert

Wirtschaftlichkeitsberechnung der Bürger-Energie-Genossenschaft wurde im Adelschlager Gemeinderat vorgestellt

20.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:02 Uhr

Adelschlag (klk) "Was lange währt, wird endlich gut.

" Diese Redensart hätten sich die Gemeinderäte aus Adelschlag wahrscheinlich auch für das Thema Nahwärmenetz Möckenlohe gewünscht, das nun bereits zum dritten Mal in Folge Gegenstand der Tagesordnung war. Es sollte ein Vorzeigeprojekt für den Klimaschutz werden, doch diese Hoffnungen wurden nunmehr jäh enttäuscht und das Projekt Nahwärmenetz ist, wie sich nach Präsentation der Zahlen zur Wirtschaftlichkeitsberechnung herausstellte, vorerst gescheitert.

Bevor die Vertreter der Bürger-Energie-Genossenschaft die Wirtschaftlichkeitsberechnung für das geplante Nahwärmenetz präsentierten, gab Bürgermeister Andreas Birzer nochmals einen Überblick zur Entstehung der Thematik. Der Ursprung des Vorhabens Nahwärmenetz im Ortsteil Möckenlohe, so Birzer, lag im schon 2013 erarbeiteten Energiekonzept der Gemeinde Adelschlag. Bereits damals wurden Möglichkeit für die Erstellung einer solch innovativen Lösung für die Ortsteile der Kommune geprüft. Nach den ersten Planungen traf der Gemeinderat eine Grundsatzentscheidung zur Fortführung des Projektes durch die Bürger-Energie-Genossenschaft.

Ende des Jahres 2017 beschäftigte sich das Gremium dann mit den Planungen zum Standort der Heizzentrale für das entstehende Nahwärmenetz. Im Rahmen dessen wurde aufgrund des geplanten Standorts am Feuerwehrhaus der gleichzeitige Anbau des Gerätehauses durch die Gemeinde ausgeschrieben. Aufgrund fehlender Angebote und somit nicht möglicher Darstellung definitiver Zahlen von Seiten der BEG wurde die Entscheidung bis Ende Juli verschoben. Die nun vorliegenden Angebote und daraus resultierende Wirtschaftlichkeitsberechnung präsentierte nach dem Vortrag des Bürgermeisters Lothar Behringer von der BEG.

In seiner visuell anschaulichen Präsentation wurde dem Gremium die Kalkulation auf Basis der vorliegenden Angebote dargestellt. Als Vertreter für engagierte Bürger, die das Projekt initiiert haben, musste Behringer jedoch zugeben, dass aufgrund der vorliegenden Angebote und dem Verlust zahlreicher potentieller Teilnehmer das Nahwärmenetz nicht realisierbar sei. Die in ihrer Kalkulation vorgesehenen Tiefbaukosten von 120 Euro (pro Meter), wurden anhand der vorliegenden Angebote mit 240 Euro (pro Meter) um 100 Prozent überschritten. Nur mehr neun Interessenten haben der BEG verbindlich den Anschluss an ein Nahwärmenetz in Möckenlohe zugesagt. Dies, so bestätigte Behringer, sei zu wenig, um es realisieren zu können. Über vier Jahre hatten sich engagierte Bürger und die BEG für das Nahwärmenetz eingesetzt. Auch Bernd Weber, der sich mit der BEG sehr für das Projekt engagiert hat, bedauert sehr, dass es nun vorerst nicht umgesetzt wird. "Wir haben viel probiert, aber wenn die Leute nicht wollen, müssen wir das vorerst aufgrund der hohen Tiefbaukosten so hinnehmen. "

Gänzlich aufgegeben haben die Verantwortlichen und auch die Gemeinde das Projekt jedoch nicht, wie in der Diskussion deutlich wurde. Bürgermeister Birzer begründete die nicht wirtschaftlichen Zahlen auch mit dem vorgegebenen engen Zeitfenster, welches durch die gleichzeitige Ausschreibung des Anbaus am Feuerwehrgerätehaus bedingt war. "Es ist eine ernüchternde Geschichte, dass wir hier und heute keinen Erfolg verzeichnen können", sagte der Bürgermeister. Das Thema zu einem späteren Zeitpunkt mit neuen Angeboten unter Einberechnung von Fördermitteln erneut aufzugreifen, war sein deutlicher Wunsch an die BEG.

Auch Wortmeldungen im Rat, wie "ich bin traurig, dass mein Zukunftsprojekt jetzt scheitern soll" oder "ihr dürft das Ganze auf keinen Fall verwerfen" sprachen für eine Fortsetzung der Planungen im neuen Jahr. Dies sah auch Bernd Weber als realistisches Ziel: "Mit einem längeren Zeitraum und einer neuen Ausschreibung sehe ich das Nahwärmenetz nach wie vor als umsetzbar an. " Auch wenn die Zahlen derzeit für sich sprechen, waren sich die Räte ohne Gegenstimme einig, die Hoffnung nicht aufzugeben und das Projekt noch realisieren zu können. Eine erneute Ausschreibung für das Jahr 2019 nach Abklärung der Faktoren Förderung und Dorferneuerung wird der BEG empfohlen.