Eitensheim
Abschied von Paulus Mayer

12.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:42 Uhr

Eitensheim (EK) Johanna Frontzek aus Eitensheim hat vor Kurzem Post von der Deutschen Dienststelle in Berlin und vom Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge aus Kassel erhalten. Was in den Briefen stand, konnte sie zuerst nicht glauben: Ihr Vater, seit Januar 1945 in Polen vermisst, konnte geborgen werden.

Einen Suchantrag hatte Frontzek schon lange zuvor beim Volksbund und dem Roten Kreuz gestellt. Ihr Vater Paulus Mayer musste im Dezember 1943 noch einmal in den Krieg ziehen. Sie war damals knapp vier Jahre alt. Bis heute hat sie den Abschied nie aus ihren Gedanken verloren. "Gerade um Weihnachten herum", erzählt Frontzek, "kamen mir die Bilder immer wieder vor Augen, als sich der Vater von der Familie verabschiedete."

Niemand konnte ahnen, dass es ein Abschied für immer war, als Paulus Mayer seine Frau, die kleine Tochter Johanna und seinen erst sechs Monate alten Sohn Paul zurücklassen musste. "Mein ganzes Leben hat mir etwas gefehlt, jetzt ist es da, der Kreis hat sich geschlossen", sagt Frontzek. "Leider kann es mein Bruder Paul nicht mehr miterleben, er ist vor Jahren schon gestorben." Als Trost seien nur die vielen Briefe des Vaters von der Front, die die Mutter sorgsam aufbewahrt hatte, geblieben. Jetzt hat sich das Schicksal des Vaters aufgeklärt.

Paulus Mayer wurde am 4. Juli 1905 in Pietenfeld geboren und heiratete 1935 Johanna Schneider aus Enkering. Beide hatten in Eitensheim eine Anstellung bei einem Bauern gefunden und sich dort kennengelernt. In Eitensheim blieben sie sesshaft. Im Dezember 1944 musste er mit seiner Einheit, dem 6. Batterie Stellungs-Werfer-Regiment 102, nach Polen, bei Januszewice im Bezirk Petrikau, über 700 Kilometer von der Heimat entfernt. Dort fand er, so steht es im Schreiben der Deutschen Dienststelle, zwischen dem 11. und 20. Januar 1945 den Tod. Anhand der Erkennungsmarke aus einem kürzlich entdeckten Kameradengrab konnte Paulus Mayer zweifelsfrei identifiziert werden.

Aus diesem Kameradengrab wurden die Gebeine von 80 deutschen Soldaten exhumiert und durch den Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge in den 360 Kilometer vom Bergungsort entfernten Sammelfriedhof in Siemianowice in Oberschlesien umgebettet. In der 3,4 Hektar großen und vom Volksbund unterhaltenen deutschen Kriegsgräberstätte, die 1998 der Öffentlichkeit übergeben wurde, fanden bisher etwa 32 500 deutsche Kameraden ihre letzte Ruhestätte. Nun auch Paulus Mayer.