Böhmfeld
"Ein vielfältiger Lebensraum blüht auf"

Zwei Streuobstwiesen am Böhmfelder Ortsrand sind nun Teil eines Landschaftspflegeprojekts

18.06.2021 | Stand 23.09.2023, 19:15 Uhr
Elena Ostermeier
  −Foto: Ostermeier/LBV

Böhmfeld - Ihrem Traum vom Landkreis Eichstätt als "großem Obstgarten" kommen Christina Geith, Geschäftsführerin des Landschaftspflegeverbands Landkreis Eichstätt e.

V. (LPV) und ihr Kollege Peter Riegg nach einem halben Jahr Vorarbeit ein gutes Stück näher. Innerhalb der Initiative "Natürlich Bayern" unter der Leitung und Koordination des Deutschen Verbands für Landschaftspflege (DVL) vertreten sie einen von 30 bayerischen Landschaftspflegeverbänden, die mittels verschiedenster Projekte die Lebensbedingungen für Insekten verbessern wollen.

Mit ihrem Thema "Bienenweide Streuobstwiese - ein vielfältiger Lebensraum blüht auf" haben sie sich erfolgreich beim Dachverband beworben und sich für die Verwirklichung zunächst zwei Streuobstwiesen im Außenbereich der Gemeinde Böhmfeld ausgesucht.

"Unsere Wahl fiel auf die Böhmfelder Flächen, weil wir hier eine Mischung aus jungem und älterem Baumbestand vorfinden. Das eröffnet uns die Möglichkeit, verschiedene Pflegemaßnahmen auszuprobieren", erklärte Riegg. Der LPV Eichstätt hat sich zum Ziel gesetzt, Insekten ihre Lebensräume zurückzugeben und damit einen Beitrag zur regionalen Biodiversität zu leisten.

Eine der beiden Streuobstwiesen liegt nördlich von Böhmfeld und wird seit Jahren von Biobauer Xaver Ernst mit seinen schottischen Hochlandrindern beweidet. Das Grünland auf der 1700 Quadratmeter großen Fläche dient den Tieren das ganze Jahr über als alleinige Nahrungsquelle. Die großkronigen Nuss-, Birn- und Apfelbäume erfüllen nicht nur den Zweck der Obsterzeugung, sondern spenden den Highlands im Sommer dringend benötigte Schattenplätze und bieten Insekten sowie Vögeln einen optimalen Lebensraum.

Vor Ort stellte Peter Riegg das Projekt dem Eichstätter Landrat Alexander Anetsberger, dem örtlichen Bürgermeister Jürgen Nadler sowie Vertretern des Deutschen Verbands für Landschaftspflege, des Bund Naturschutz, Mitarbeitern der unteren Naturschutzbehörde Eichstätt, des örtlichen Obst- und Gartenbauvereins sowie den Flächenbewirtschaftern vor: Zunächst ist geplant, die Streuobstbestände im Landkreis aufzunehmen und den Zustand der einzelnen Bäume zu erfassen. Außerdem werden Fördermöglichkeiten für Eigentümer geprüft.

In einem zweiten Schritt will man in Kooperation mit der Kreisfachberaterin für Gartenkultur und Landschaftspflege, Anne Fröhlich, Beratungen und Schulungen für gemeindliche Bauhofmitarbeiter anbieten; neu geschaffene und aufgewertete Lebensräume sollen so über den Projektzeitraum hinaus nachhaltig und insektenfördernd bewirtschaftet werden können.

Der dritte Maßnahmenkomplex beinhaltet die Obstbaumpflege, die Anlage von Kleinbiotopen und die Pflege der Fläche, auf der die Bäume stehen. "Mit der ein oder anderen Mähgutübertragung lassen sich artenreichere Wiesen schaffen. Außerdem können wir mit einer Ansaat arbeiten oder etwa das Pflegeregime umstellen, indem man die Flächen beispielsweise seltener mäht und nicht mehr düngt", so Riegg.

"Uns geht es vor allem darum, die alten Bäume zu erhalten", erklärt Gerhard Halsner vom Bund Naturschutz Böhmfelder Gruppe, der die Obstwiese seit den 90er-Jahren von Anfang an mitbetreut. "Gerade morsche Bäume sind interessant für die Artenvielfalt und werden so selbst zum Biotop. "
Für Christina Geith sind Streuobstwiesen ein äußerst spannender Bereich: "Mit über 5000 Tier- und Pflanzenarten gehören sie zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Die Bäume und das Totholz verleihen Blühwiesen zusätzliche Struktur. Wir freuen uns, an die jahrzehntelange Arbeit von sehr vielen Freiwilligen anknüpfen zu dürfen und versuchen nun nachhaltig zu unterstützen. "

Die zweite Streuobstwiese befindet sich südlich von Böhmfeld. Xaver Dieling, ehemaliger Vorsitzender des Gartenbauvereins Böhmfeld, der sich seit Jahrzehnten mit viel Herz und Verstand für die Natur engagiert, zeigt stolz die Fülle an verschiedenen Obstbäumen auf rund 7000 Quadratmetern: Seit etwa 15 Jahren wachsen hier nicht nur Apfel- und Birnbäume, sondern auch Zwetschgen-, Kirsch- und Sauerkirschbäume. Dieling hat es sich zur Aufgabe gemacht, alte Obstsorten durch Veredelung zu retten. Bewirtschaftet wird die Fläche seit 2016 vom Böhmfelder Maximilian Schmidtner, ebenfalls ehrenamtlich. Das Schnittgut verfüttert er an seine Zwergzebus (kleinere Hausrinder aus der Buckelrind-Linie). Vor allem über das Fallobst "freuen sich die Viecher", so der 32-Jährige, "es wird hier alles verwertet".

Tanja Schorer-Dremel (MdL), die als Vorsitzende des LPV Eichstätt bereits in das Projekt eingeweiht war, betonte, dass man das Rad nicht neu erfinden wolle: "Wir setzen auf Bestehendes und Bewährtes an den Orten, an denen Biodiversität seit Jahrzehnten gelebt wird. Uns ist wichtig, dass wir mit unserem Projekt auch Umweltbildung betreiben. Wir wollen andere Kommunen begeistern und zum Mitmachen und Nachahmen motivieren. "

Landrat Alexander Anetsberger bedankte sich für das große Engagement im Ehrenamt für die Umwelt und nannte die Zusammenkunft eine schlagkräftige Konstellation, die er sich über viele Jahrzehnte hinweg für die Natur wünsche.

EK

Elena Ostermeier