Adelschlag
Ein heller Fleck bedeutet Leben

Mit einer Drohne will die Adelschlager Firma Geo-Konzept Wildtiere vor dem Mähtod bewahren

26.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:34 Uhr
Thomas Schmidt
Kathrin Umstätter (rote Jacke) von der Adelschlager Firma Geo-Konzept erklärt, wie die Drohnenrettung funktioniert. −Foto: Schmidt

Adelschlag/Berching - Es ist eine beeindruckende Szene, morgens um fünf Uhr im Tal der mäandrierenden Unterbürger Laber zu stehen.

 

Nach der Anfahrt über die Jurahöhen und durch eine enge Felsschlucht öffnet sich ganz in der Nähe von Thann (Berching) ein weites Wiesental.

Der Landesvorsitzende der Bayerischen Jungbauernschaft (BJB), Georg Rabl, hat zusammen mit der Adelschlager Firma Geo-Konzept Bauern und Jäger hierher eingeladen, um auf den großen Wiesenflächen des Thanner Milchbauern Richard Götz die Rettung von Wildtieren, vor allem Rehkitzen, durch Drohnen mit Wärmebildtechnik vor der Mahd zu präsentieren.

Langsam füllt sich der Feldweg mit interessierten Gästen, neben dem örtlichen Jagdpächter Markus Aurbach sind Vertreter der Jungbauern aus ganz Bayern, drei Mitarbeiter der Firma Geo-Konzept, Vertreter der Kreisgruppe des Jagdverbandes und der Leiter des Amtes für Landwirtschaft Neumarkt, Leitender Forstdirektor Harald Gebhardt, angereist um diese relative neue Technik im Einsatz zu beobachten.

 

Wie Landwirt Richard Götz und der Jäger Markus Aurbach betonen, war es ihnen schon bisher ein Anliegen zu verhindern, dass junge Rehe beim Mähen erfasst und getötet werden. Gemeinsam besprechen sie das gemeinsame Vorgehen: Durch Absuchen der Flächen mit Hunden und Vertreiben der Wildtiere mit verschiedensten Methoden verhindern sie bisher tote Rehkitze. "Die Kitze verlassen sich auf ihre gute Tarnung im Gras und fehlenden Körpergeruch", betont Jäger Markus Aurbach. Diese Technik funktioniere gut bei natürlichen Feinden in der Wildnis, bei den Mähwerken, mit denen die Landwirte ihre Wiesen mähen, kann das den Tod der Tiere jedoch nicht verhindern.

Gemeinsam versuchen die Bauern und Jäger, der Bayerische Jagdverband und die Verbände aus der Landwirtschaft wie die Bayerische Jungbauernschaft seit Jahren diesen Mähtod zu verhindern.

Kathrin Umstätter von Geo-Konzept muss vor Ort dann auch nicht lange erklären, um was es geht, ohne große Vorrede macht sie die Drohne startklar und lässt diese die etwa zehn Hektar große Wiese über eine definierte Flugroute aus einer Höhe von etwa 50 Metern in Streifen abfliegen. Schnell erkennen die Gäste die Unterschiede und Feinheiten des Wärmebildes. Auf dem Display des Steuerungsmodules ist alles in dunklem Grün gehalten, nur als die Drohne über der Personengruppe und den Fahrzeugen am Wiesenrand eine Schleife fliegt, sind die hellen Wärmepunkte deutlich zu erkennen. Nur eine Minute später deutet Umstätter auf den Bildschirm. Dort ist deutlich ein heller Fleck zu erkennen, etwa 200 Meter von der Gruppe entfernt am Waldrand. Sie lässt die Drohne an dem Punkt langsam tiefer gehen, um mit einer konventionellen Kamera ein Bild zu gewinnen. Als die Drohne nur noch wenige Meter über der Wiese steht, springt ein Tier auf. "Eine Rehgeiß! ", erkennt Markus Aurbach auf den ersten Blick. "Diesen Punkt müssen wir noch mal genauer in den Blick nehmen", erläutert Umstätter. Es könnte sein, dass das Muttertier hier ohne das Kitz geflüchtet ist, wissen auch die fachkundigen Interessenten. Wenig später wieder ein heller Fleck, auch hier wird die Drohne nach unten geschickt, um ein genaues Bild zu gewinnen. Aus nur noch zwei Meter Höhe wird dann ersichtlich, dass man hier ein Erdloch entdeckt hat, das wohl ein Fuchs als Behausung nutzt. Im Laufe des Fluges tauchen noch einige weitere Wärmepunkte im Display auf, die alle genauer untersucht werden. Zweimal werden Hasen von der Drohne entdeckt, diese sind anhand ihres Laufstiles auf dem Display eindeutig zu erkennen. Auch zwei Wärmepunkte, auf denen wohl kurz zuvor noch zwei junge Rehe ihr Nachtlager hatten, werden entdeckt.

 

"Jetzt im Juni sind die Kitze schon etwas größer und flüchten, wenn sie aufgeschreckt werden", weiß auch Richard Götz aus Erfahrung. Bei der Mahd der Silage im Mai konnten er und Markus Aurbach zusammen mit weiteren Jägern beim Absuchen der Flächen noch zwei nur wenige Tage alte Kitze entdecken, die Aurbach dann aus den Wiesen an den nahen Waldrand trug. Bei der Vorführung im Labertal soll am Ende auch ein Rehkitz entdeckt werden, das sich auch bei einer nur wenige Meter über ihm stehenden Drohne noch auf seinen natürlichen Schutz verlässt. Erst als Jäger Markus Aurbach zusammen mit einem weiteren Jäger in unmittelbare Nähe kommt, um das Tier aus der Wiese zu tragen, ergreift es schnell selbst die Flucht. Noch vor sieben Uhr, als insgesamt über 15 Hektar Wiese vor der Heumahd abgesucht waren, ist der Drohneneinsatz beendet. "Wo die Sonne auf die Wiese scheint, heizt sich diese schnell auf und man erkennt keine Unterschiede mehr", macht Umstätter den Zuschauern anhand des Bildes am Display deutlich.

Für Jäger und Bauern ziehen zum Schluss Richard Götz und Markus Aurbach gemeinsam nahezu das gleiche Fazit. "Die Drohne ist eine tolle technische Möglichkeit, um den Mähtod von Rehkitzen zu verhindern", finden beide unisono. Als alleinige Maßnahme ist es allerdings nicht ausreichend, am wichtigsten und effektivsten ist die enge Zusammenarbeit von Bauer und Jäger und die rechtzeitige Abstimmung. "Wenn eine Fläche abgesucht wird, dann muss bald danach mit großer Schlagkraft gemäht werden", gibt Richard Götz zu bedenken. Denn das Absuchen mit der Drohne vertreibt die Jungtiere nicht, wie eine Suche mit Menschen und Hunden, für mehrere Tage. Er setzt deshalb zusammen mit dem Jäger Markus Aurbach auf die Kombination verschiedener Methoden. Das beginnt beim herkömmlichen Absuchen der Flächen mit Mensch und Hund, das Fernhalten der Wildtiere mit Flatterbändern oder Wildschreckgeräten mit moderner Elektronik bis hin zum Einsatz einer Schallkanone am Mähwerk. Mit dieser sollen Wildtiere, die trotz aller Maßnahmen noch in den Beständen sind, unmittelbar beim Mähen vertrieben werden.

Der Leiter des Landwirtschaftsamtes Neumarkt, Forstdirektor Harald Gebhardt, zeigte sich erfreut über das Engagement gerade der jungen Landwirte. "Sie haben erkannt, wie wichtig es ist, auch neue technische Methoden zu nutzen, um den Mähtod so weit als möglich zu reduzieren. " Ganz verhindern lassen wird sich das seiner Ansicht nach nie, aber "jedes gerettete Tier ist den Einsatz wert. "

Die Drohnentechnik zur Rehkitzrettung ist aufgrund der Investitionskosten von über 8000 Euro für Anschaffung, Wartung und Schulung vor allem für eine größere Gruppe von Jägern, Bauern oder Jagdgenossenschaften geeignet. Wie Kathrin Umstätter betonte, sei es wichtig, bei der Technikauswahl auf gute Qualität von Fluggerät und vor allem Kamera zu achten. Die bei Thann verwendete Drohne Yuneec H520 mit der dazugehörigen Thermalkamera ermöglicht es auch ehrenamtlichen Helfern, die notwendige Sicherheit bei der Tierrettung zu entwickeln.

Der Landesvorsitzende der BJB, Georg Rabl aus Mallerstetten machte deutlich, wie wichtig es vor allem gerade der jungen Generation auf den Höfen ist, Landwirtschaft, Tier- und Umweltschutz unter einen Hut zu bringen. "Wir wollen als Bayerische Jungbauernschaft das Engagement, das hier tagtäglich für Umwelt- und Natur vonseiten der Landwirtschaft erbracht wird, öffentlich machen. "

EK

Thomas Schmidt